Im Dienste Der Koenigin
Verbindungen verfügte und sich als erklärter Gegner des Finanzministers Fouquet erwies.
De Laigne war neunundfünfzig Jahre alt und zweimal verwitwet. Nach zwei Ehemännern, die ihr eigenes Geschlecht bevorzugten, war dieser Herr nun rein heterosexuell veranlagt - obwohl man getrost behaupten durfte, dass die körperliche Liebe bei Marie und ihrem dritten Gemahl keine wichtige Rolle mehr spielte.
Aber sie mochten sich sehr. Beide waren gebildet, intelligent und humorvoll - gute Voraussetzungen für ein Leben bei Hof - und genossen bei leidlicher Gesundheit ihr Alter und dessen Annehmlichkeiten (wozu eine vorzügliche Küche und gute Weine gehörten, Theaterbesuche, das Sammeln von Kunstgegenständen und Gespräche mit gebildeten Freunden).
Maries Gemahl sah für seine Jahre noch recht gut aus - im Gegensatz zur Herzogin. Aber er liebte sie so, wie sie nun einmal war. Sogar ihre scharfe Zunge störte ihn nicht - im Gegenteil, er schien es geradezu zu genießen, wenn sie wieder einmal in gewohnt sarkastischer Manier über einen der Höflinge herzog.
Marie hatte diese Beziehung vor allen, sogar vor Céleste, zunächst geheimgehalten. Vermutlich hatte sie spöttische
Kommentare befürchtet, aber die Schwester dachte gar nicht daran, sich über das späte Glück der anderen zu mokieren - im Gegenteil, sie beglückwünschte Marie aufrichtig zu ihrem dritten Gang vor den Altar.
Colbert hatte davon erfahren und war seitdem eifrig bemüht, die Herzogin, die, ungeachtet ihrer erneuten Eheschließung, immer noch »die Chevreuse« genannt wurde, als gute Freundin und Mitverbündete zu umwerben.
Er erschien jede Woche pünktlich zu ihren Empfängen im Salon und ließ sich auch sonst oft zu konspirativem Geplauder sehen. Marie, die geborene Ränkeschmiedin, war wieder ganz in ihrem Element; all ihre Vorsätze, sich fortan aus dem Staatsgeschäft herauszuhalten, waren längst vergessen.
»Ich prophezeie dir, Céleste, dass Colbert der aufgehende Stern am Himmel des Louvre sein wird. Ich beabsichtige sogar, einen meiner Enkel mit Colberts Tochter zu verheiraten. Die Verbindung mit einem so bedeutenden Politiker kann uns nur von Nutzen sein. Monsieur Fouquet dagegen ist ein toter Mann - er weiß es nur noch nicht.
Der Königinmutter geht es übrigens seit einiger Zeit ein wenig besser«, wechselte sie dann das Thema. »Sie hat mich neulich in meinem Schloss in Dampierre aufgesucht. Dort traf sie auf Colbert und seinen Verbündeten Le Tellier. Ich habe die Gelegenheit genutzt und Anna schonungslos die Augen über ihren Freund Fouquet geöffnet, zum Glück unterstützt von den beiden Herren.
Sie war sehr befremdet, als sie erfuhr, auf welch großem Fuß der Finanzminister lebt - jedenfalls weitaus aufwendiger, als es seine Mittel eigentlich gestatten dürften.
Wir verschwiegen ihr auch nicht, wie großzügig er seine Bekannten und Verwandten mit öffentlichen Geldern versorgt.
Ich kann dir versichern, Schwester, das Vertrauen der Königinmutter
in ihren alten Freund Fouquet ist ernsthaft erschüttert.«
»Jetzt wird mir auch klar, was es mit dem Streit Annas mit Fouquet auf sich hat, von dem mir kürzlich ein Bekannter berichtete«, rief Céleste aus.
Marie, die nichts so liebte wie Klatsch, horchte auf. Alles, was sie über Colberts Feind erfahren konnte, war äußerst wichtig.
»Der Dichter Pellisson hatte anscheinend Nicolas Fouquet vor einer deiner Intrigen gewarnt, Marie. Voller Zorn ist dieser daraufhin zur Königinmutter geeilt und hat sich lautstark über dich beschwert. Er muss ziemlich aus der Rolle gefallen sein, als die Königin dich verteidigte. Wie man mir berichtet hat, wagte er es, Anna eine regelrechte Szene zu machen.
›Habe ich nicht 1656 meinen gesamten Besitz verpfändet, nur um die Krone für Euren Sohn zu retten, Madame?‹, soll Fouquet unbeherrscht geschrien haben. Was er sagte, entsprach zwar der Wahrheit, aber mit seinem Auftritt ging er entschieden zu weit. Er hat damit Annas habsburgisch-spanischen Stolz verletzt. Die Königin war außer sich. Umgehend hat sie Fouquet des Hofes verwiesen. Jetzt ist mir der Zusammenhang begreiflich, Marie!«
»Ich denke, Fouquet wird nun versuchen, eine andere Person zu gewinnen, um beim König für ihn gut Wetter zu machen, da er bei Anna abgeblitzt ist«, sagte Marie nach einer Weile nachdenklich. »Und ich müsste mich schon sehr täuschen, wenn es sich dabei nicht um die Mätresse Ludwigs handeln sollte.«
»Du meinst, er wendet sich an die als
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