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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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um seiner selbst willen liebt und nicht, weil die Beziehung ihr materielle Vorteile bringt.«

    »Du bist ja richtiggehend begeistert von der jungen Dame«, wunderte sich Céleste und machte Anstalten, ihr breites Himmelbett mit den seitlich gerafften Vorhängen aus weinrotem Samt zu verlassen.
    »Ja, liebste Schwester, dieses junge Ding versteht es, die Herzen der Menschen zu verzaubern - nicht nur das unseres Königs, sondern auch die von so alten, abgebrühten Weibern, wie ich eines bin«, gab die Herzogin de Chevreuse zu.
    »Sie wirkt so völlig unverdorben, doch ohne naiv zu sein. Im Juli wurde am Hof ein italienisches Ballett aufgeführt mit dem hintergründigen Titel Impatience , Ungeduld … Seine Majestät selbst hatte die Hauptrolle in dem Stück übernommen und tanzte wie stets voll Anmut und Feuer. Thema des Ganzen war des Königs Streben nach Ruhm in der Schlacht und nach Glück in der Liebe. Wie du siehst, zielte das Stück darauf ab, die Flammen der Leidenschaft zu entfachen. Und es zeigte Wirkung:
    Noch in derselben Nacht ist Louise de La Vallière die Geliebte Ludwigs geworden, in einem Gemach, das Ludwigs Erster Kammerherr dem Paar mit unzähligen Blumengestecken und brennenden Kerzen dekoriert hatte.«
    »Wie wird bloß unsere prüde Anna darauf reagieren?«, fragte Céleste beunruhigt. Sie wusste doch, wie unwirsch die ehemalige Herrscherin sein konnte, wenn ihr Sohn wieder einmal Ehebruch beging.
    »Keine Sorge! Anna ist damit sehr zufrieden. Als man ihr die Botschaft an ihr Krankenbett brachte, hat sie nur gelächelt und gemeint: ›Mein Sohn hätte in ganz Frankreich kein besseres Mädchen finden können.‹ Alle anwesenden Damen waren erstaunt über die vernünftige Haltung der sonst so sittenstrengen Königin.«
    »Das verwundert mich auch«, sinnierte Céleste. »Es scheint
so gar nicht zu ihr zu passen. Es hat ganz den Anschein, als habe sie sich der Meinung der meisten Höflinge angeschlossen, die glauben, ein König sei nicht verpflichtet zur Treue gegenüber einer Gemahlin, die er aus Gründen der Staatsräson geheiratet hat. Im Gegenteil, die Mehrheit findet, dass möglichst viele Amouren das Ansehen eines Herrschers geradezu erhöhen.«
    »Da könntest du Recht haben, Liebste«, lachte Marie. »Die Wände von Schloss Fontainebleau zeigen überall die verschlungenen Initialen berühmter königlicher Liebespaare.«
    Beide Schwestern plauderten noch eine Weile, ehe die Chevreuse sich wieder in ihrer Kutsche auf den Weg in den Louvre machte. Céleste hatte sich erneut niedergelegt. Sie musste noch eine ganze Weile das Bett hüten und war darauf angewiesen, alle Neuigkeiten am Hofe von ihrer Schwester Marie zu erfahren - sozusagen »aus zweiter Hand« und zu ihrem Leidwesen immer erst viel später.

KAPITEL 95
    MIT GROSSER LEIDENSCHAFT stürzte sich der König in seine Affäre mit Louise de La Vallière. Sie ritten stundenlang durch die Wälder um Paris, schlenderten durch romantische Parkanlagen, lauschten dem sanften Geplätscher von raffiniert angelegten Springbrunnen, bestaunten die riesigen, fett gefütterten Karpfen in den königlichen Teichen und warfen ihnen Brotbrocken hinein.
    »Ludwig ist wie verzaubert von der Anmut und Ehrlichkeit seiner Geliebten«, stellte die alte Königin zufrieden fest. Anna
war glücklich, dass ihr temperamentvoller Sohn endlich eine Gefährtin gefunden hatte, die - bar jeder Eigennützigkeit - nur den Mann liebte und nicht den freigebigen Monarchen , wie andere Frauenzimmer es getan hatten, die ständig nach Schmuck, Villen, edlen Pferden und hoch dotierten Posten für ihre Familienangehörigen gegiert hatten. »Wenn mein Sohn zufrieden ist, bin ich, als seine Mutter, die nur das Beste für ihn im Auge hat, es auch.« Dies war Annas letztes und für viele überraschendes Wort in jener Angelegenheit.
     
    In letzter Zeit waren die Schmerzen in ihrer Brust zurückgekehrt. Marie de Chevreuse machte sich große Sorgen deswegen. Beide Frauen verbrachten nun beinahe die ganze Zeit in größter Eintracht miteinander. Durch Annas Krankheit waren sie einander so nahe wie kaum jemals zuvor.
    Es war fast wieder so wie in ihrer Jugend, als Marie die unglückliche Königin mit ihrem überlegenen und scharfen Wortwitz erheitert und zum Lachen gebracht hatte. Eigentlich waren sie sogar noch intimere Freundinnen geworden: Etwaiges - latent vorhandenes - weibliches Konkurrenzdenken war durch das Alter der beiden überflüssig geworden. Auch Anna hatte mittlerweile ihre

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