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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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gutmütig bekannte Louise de La Vallière?« Céleste war verblüfft. »Das wäre allerdings sehr dreist. Aber zutrauen könnte man es dem alten Fuchs.«

KAPITEL 96
    MARIES PROPHEZEIUNG SOLLTE sich - wieder einmal - als richtig erweisen: Tatsächlich versuchte Fouquet, sich der Favoritin des Königs zu nähern.
    Als erstes machte er sich an die Freundinnen der Mätresse Ludwigs XIV. heran, indem er die jungen Damen mit zauberhaften Präsenten überraschte. Zu einer Demoiselle de Montalais knüpfte er sogar zarte Bande.
    Durch seine Geliebte Montalais ließ der sonst so bedächtige Fouquet Louise de La Vallière dann ein unüberlegtes Angebot unterbreiten: Er bot ihr die Summe von zwanzigtausend Louisdors an, falls sie sich beim König für ihn in günstigem Sinne äußern wolle.
    Die Mätresse des Königs war empört.
    »Wofür scheint mich dieser Herr zu halten?« Erbost beauftragte sie ihrerseits Demoiselle de Montalais, dem Finanzminister auszurichten, nicht einmal für das Zehnfache der Summe wäre sie zu solch einem Vertrauensbruch bereit!
    Dem Minister war klar, dass sie sich bei Ludwig XIV. über ihn beschweren würde. Er ärgerte sich maßlos über seine Blamage - offensichtlich hatte er dieses »unbedarfte Mädchen vom Lande« falsch eingeschätzt. Am liebsten hätte er sich geohrfeigt und er überlegte fieberhaft, wie er den fatalen Eindruck, den er hinterlassen hatte, wieder wettmachen konnte.
     
    Bald darauf hatte Ludwig XIV. seinem Vertrauten Colbert eine interessante Mitteilung zu machen:
    »Unser Oberintendant der Finanzen hat bei mir ein Geständnis abgelegt. Er räumte ein, dass sich unter Kardinal Mazarin
›gewisse Unregelmäßigkeiten‹ in die Finanzverwaltung eingeschlichen hätten. Er, Fouquet, habe nun, um die alten Schulden zu tilgen, ständig Mehrausgaben zu verbuchen gehabt. Mit solchen Lappalien habe er mich, seinen verehrten Monarchen, aber nicht behelligen wollen. Außerdem sei er bestrebt gewesen, Mazarin vor Königin Anna - deren aufrichtigen Freund er sich nennen dürfe - nicht zu desavouieren. Er habe es daher in seinen täglichen Rapporten unterlassen, diese Unregelmäßigkeiten zu erwähnen.
    Nun befürchte er jedoch, dass das möglicherweise bei mir einen falschen Eindruck hinterlassen könnte. In Zukunft würde sich das daher nicht mehr wiederholen.«
    »Sire, was ist dieser Mensch doch für ein schamloser Heuchler! Einmal macht er den verstorbenen Kardinal für seine Betrügereien verantwortlich und zum zweiten behauptet er, aus Sorge um Euch, Majestät, und aus Rücksichtnahme der Königin gegenüber geschwiegen zu haben. Nicht zu fassen, mit welcher Impertinenz dieser Fouquet seine Mitmenschen zu manipulieren versucht.«
    »Das ist auch mein Eindruck, Monsieur Colbert. Ich habe mir seine Beichte schweigend angehört und ihm dann mit einigen unverbindlichen Worten geantwortet. Ich denke, dass er sie in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung als Verzeihung aufgefasst hat. Er ahnt gar nicht, welches Damoklesschwert über seinem Kopf schwebt.«
     
    Jeden Donnerstag, zum Jour Fix der Herzogin de Chevreuse, trafen sich Colbert, Céleste de Rollande - die wieder ganz gesund war - und Personen aus dem Hofstaat Annas sowie Ludwigs XIV. in ihrem Salon.
    Alle Anwesenden einte Abneigung, ja sogar Hass gegen Nicolas Fouquet. Jedem Einzelnen von ihnen hatte der Finanzminister
in der Vergangenheit Unrecht zugefügt. Sie alle waren brennend daran interessiert, ihn dafür büßen zu lassen.
    »Jetzt bemüht der Finanzminister sich darum, den alten Séguier als Kanzler von Frankreich abzulösen«, warf Maries Gemahl André, der Comte de Batravers, in die Unterhaltung ein. »Das soll ihm aber nur als Sprungbrett auf seiner Karriereleiter dienen: In Wahrheit strebt er nach dem Posten des Ersten Ministers. Dann hätte er endlich die Chance, sich dem König unentbehrlich zu machen, so wie es einst Richelieu und Mazarin gelang.«
    »Da wird er aber mächtig enttäuscht werden.« Colbert lachte schadenfroh. »Ludwig hat durchblicken lassen, dass Monsieur Fouquet nicht gleichzeitig Premierminister sein und das Amt des Finanzministers innehaben könne. Und unser schlauer Fouquet ist prompt in die Falle getappt: Anfang August hat er sein Amt für vierhundertfünfzigtausend Écus an einen gewissen Monsieur de Harlay verkauft. Und jetzt kommt das Allerschönste: Um sich den König geneigt zu machen, hat er Seiner Majestät diese Riesensumme geschenkt.«
    »Damit zeigt er nur, was für ein

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