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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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jungen Jahren genug unter meiner körperlichen Einschränkung gelitten - wie du sehr wohl weißt, Marie.«
    »Dennoch, meine Liebe! Du bist einfach um einiges vitaler als ich. Die fünf Jahre Altersunterschied allein können es nicht sein.«
    »Vielleicht liegt es daran, dass ich zeit meines Lebens gerne an der frischen Luft war und trotz meiner Gehbehinderung Spaziergänge im Freien geliebt habe.«
    »Weiß Gott, Céleste! Du und deine Schwärmerei für die Natur! Ich habe nie verstanden, was du an Wald und Flur finden konntest. Du bist doch keine Bäuerin! Auf mich übte die unkultivierte Landschaft nur einen gewissen Reiz aus, sofern sich zu erjagendes Wild darin aufhielt. Und die Felder und Äcker der Bauern interessieren mich nur insoweit, als sie eine reiche Getreide- oder Kohl- und Rübenernte versprechen.
    Mit Mühe und Not ertrage ich gemalte Landschaften. Aber auch diese nur als Hintergrund für das Eigentliche: für die dargestellten Personen nämlich.«
    »Die meisten empfinden wie du, Marie«, sagte Céleste. »Darum sind wir Franzosen auch so fanatische Naturgestalter und Gartenbaukünstler. Kein Grashälmchen und kein Zweiglein
darf wachsen, wie es möchte: Sofort ist einer mit der Schere da und kappt den angeblichen Wildwuchs.
    Mir gefallen die englischen Gärten und Parks viel besser. Wenn Gott gewollt hätte, dass alles Lebendige in eine feste Form gepresst wird, dann hätte er schon selbst die Welt so geschaffen!«
    »Meinetwegen, Schwesterchen! Solange du mich mit den Schönheiten der Natur verschonst, soll es mir recht sein.«
    Marie war nicht zum Streiten aufgelegt. Sie hatten diese Diskussion nicht zum ersten Male in ihrem langen, gemeinsamen Leben geführt.
    Die Schwestern sprachen über Annas Krankheit und darüber, wie lange es wohl dauern würde, bis die Königinmutter wieder ganz genesen sein würde, denn noch fühlte sie sich müde und erschöpft.
    »Sie ist eine bewundernswert tapfere Frau. Sie ähnelt ihrem verstorbenen Geliebten, dem Kardinal Mazarin: Sie erträgt alle Schmerzen geradezu vorbildlich«, sagte Marie, erfüllt von großem Respekt.
    Dann gingen die Schwestern zu einem erfreulicheren Thema über, nämlich zu Ludwig und seiner neuen Mätresse.
    Diese war gerade einmal siebzehn und die Tochter eines armen, aber adligen Kavalleriemajors, der aus der Tourraine stammte und ein leidenschaftlicher Royalist war. Marie hatte sich für das hübsche Kind eingesetzt und ihr die Stelle einer Gesellschaftsdame bei der jungen Königin Maria Teresa verschafft.
    »Stell dir vor, Demoiselle Louise de La Vallière war zu arm, um sich geeignete Hofkleidung zu kaufen. Ihre Mutter musste sich das Geld borgen, um ihre Tochter angemessen ausstatten zu können«, sagte die Herzogin und schüttelte missbilligend den Kopf. »Sie war zu stolz, um mir von ihrer misslichen Lage
zu erzählen. Ich hätte ihr das Nötige doch gerne geschenkt. Ich habe die bezaubernde Kleine nun einmal ins Herz geschlossen.«
    Céleste hatte sich mittlerweile im Bett aufgesetzt, mit sichtlichem Interesse an diesem Thema: »Trotz aller Armut soll das Mädchen ja sehr hübsch sein, schlank, mit blauen Augen und langem, aschblondem Haar. Allerdings bescheinigen ihr alle, dass sie schüchtern und bescheiden ist - Eigenschaften, die sie nicht gerade zu einem Aufstieg auf der höfischen Karriereleiter befähigen, oder?«
    Aber Marie winkte ab.
    »Im Gegenteil, meine Liebe, ganz im Gegenteil! Gerade ihre Bescheidenheit und Schüchternheit ist für Seine Majestät etwas Besonderes und genau das zieht ihn magisch an. Die anderen Hofdamen mit ihrem oft sehr aufdringlichen Getue, ihren übertriebenen Gefühlsausbrüchen und ihrer Hysterie sowie der unangenehmen Neigung, sich unter allen Umständen in Szene zu setzen, gehen Ludwig zuweilen arg auf die Nerven.
    Bei allen Ausflügen zu Pferd muss die La Vallière den König begleiten und da sie reitet wie ein Kosak, passen die beiden hervorragend zusammen.«
    Marie hatte sich aus ihrem bequemen Fauteuil erhoben und zeigte mit dem Finger nach oben, auf das Deckengemälde von Célestes Boudoir. Dort war eine mythologische Szene mit der Jagdgöttin Diana abgebildet.
    »Genauso sieht die La Vallière aus, wenn sie zu Pferde sitzt«, stellte sie fest. »Ganze zwei Wochen hat Seine Majestät um das Mädchen geworben. In Fontainebleau, dem romantischsten aller Königsschlösser, hatte er schließlich Erfolg. Es ist einfach ein ideales Liebesnest. Jeder am Hof kann sehen, dass Louise den König

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