Im Dienste Der Koenigin
günstige Bedingungen für eine vom König geplante Heirat unterbreitet.
Nicht für sich selbst ließ Ludwig um Marie werben - er besaß längst eine Gemahlin: Anna von Österreich, eine schöne junge Frau, die der Monarch aber kaum beachtete.
Sie war ihm - das wusste man auch im fernen Lothringen -, als er kaum vierzehn war, von seiner Mutter, Maria de Medici, als Ehefrau regelrecht aufgezwungen worden. Jedermann glaubte jedoch, der jugendliche König müsse mit seiner gleichaltrigen, goldblonden und zierlichen Habsburgerprinzessin der glücklichste Mann auf Erden sein.
Königin Anna besaß dem Vernehmen nach ein schmales Gesicht, kornblumenblaue Augen, einen vollen kleinen roten Mund - ohne die legendäre, hängende Habsburger Unterlippe - und war zudem mit reiner weißer Haut und goldblondem üppigem Haar gesegnet.
Aber Ludwig XIII. verbrachte seine freie Zeit mit Vorliebe mit seinem Favoriten, dem etwa zwanzig Jahre älteren Charles d’Albert, Herzog de Luynes. Dieser Emporkömmling - vom einfachen Höfling war er zum Günstling des jugendlichen Königs aufgestiegen - hatte eine steile Karriere hinter sich. Mittlerweile hatte er das Amt des Konnetabel inne und war damit der oberste militärische Befehlshaber.
Mit seiner Unterstützung hatte sich der König immerhin von der Bevormundung durch seine Mutter, der Königinwitwe
Maria de Medici, befreit. De Luynes hatte dafür gesorgt, dass deren Berater und Liebhaber Concino Concini vor kurzem ermordet und dessen Frau als Hexe hingerichtet worden war. Madame de Medici selbst war nach Schloss Blois verbannt worden.
Mithilfe de Luynes vermochte Ludwig endlich selbstständig zu herrschen. Um allerdings die Spötter und sämtliche Tugendwächter zum Schweigen zu bringen, sollte Charles d’Albert sich jetzt eine Ehefrau nehmen.
Schön musste sie sein, um das Ästhetikempfinden am Hof, wo sich nur gefällig anzuschauende Gesichter und wohlgestaltete Körper aufhalten sollten, nicht zu stören. Bildung war dabei nicht so wichtig; aber immerhin so viel Intelligenz musste sie besitzen, um ihre Alibifunktion als Gemahlin eines »Lieblings« des Königs klaglos zu akzeptieren.
KAPITEL 2
MARIE - MIT DEM Ansinnen König Ludwigs konfrontiert - lehnte zu Anfang empört ab.
»Ich will überhaupt noch nicht heiraten und ich denke erst recht nicht daran, Monsieur, einen Mann zu nehmen, den ich gar nicht kenne«, fauchte sie ihren Vater an. Der Herzog de Rohan, ein an sich umgänglicher Mann und in der Regel milde und nachgiebig seiner schönen Tochter gegenüber gestimmt, reagierte dieses Mal kalt und sachlich.
»Ob und wann du den Bund der Ehe schließt, bestimme noch immer ich, meine Liebe! Und außerdem ist es nicht nötig,
dass du ihn kennst - es reicht vollkommen, wenn der König von Frankreich, an dessen Wohlwollen mir sehr gelegen ist, den Wunsch äußert, du mögest diesen Monsieur de Luynes heiraten.
Also wirst du dich dem Wunsch Seiner Majestät beugen und ohne jeden Widerspruch den Favoriten unseres Herrschers ehelichen.«
»Wie bitte, mon Père?« Marie verfiel fast ins Kreischen. »Was soll denn das heißen: Favorit? Bedeutet das etwa, dass mein Zukünftiger das Bett mit dem König teilt?«
»Was immer es bedeuten mag: Es geht dich nichts an. Mit wem der König seine Tage - und Nächte - zu verbringen beliebt, hat niemanden zu interessieren. Du hast nur die Ehefrau dieses Herrn de Luynes zu werden, und damit ist alles gesagt.«
Der Duc de Rohan verließ daraufhin das Boudoir Maries, ohne sich im Geringsten um ihr Gezeter zu scheren.
Kaum hatte sich die Tür hinter ihrem Vater geschlossen, warf die unglückliche Marie sich weinend in die Arme der kleinen Céleste. Die Zehnjährige, die unbemerkt vom Herzog den Auftritt miterlebt hatte, fühlte sich genauso hilflos wie ihre ältere Halbschwester, der sie zaghaft über den Rücken streichelte.
Während Marie den gut gemeinten, aber unbeholfenen Versuchen der Kleinen, sie zu trösten, lauschte, fiel ihr siedendheiß noch ein Grund ein, warum sie auf keinen Fall nach Paris gehen konnte: Was, um Himmelswillen, sollte aus Céleste werden?
Céleste galt so gut wie nichts in diesem Haus. Sie aß nicht einmal mit der herzoglichen Familie an einem Tisch, obwohl sie ein illegitimes Kind des Hausherrn - gezeugt mit einer Dienerin - war. Der Herzog, ein Pair von Frankreich und
Gouverneur der Stadt Paris und der Île de France, behandelte üblicherweise seine Bastarde nicht schlechter als seine ehelichen
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