Im Dienste Der Koenigin
haben.
So berichteten es jedenfalls die Hofdamen, die reihum die Pflicht hatten, im Boudoir der Königin zu nächtigen. Anna betete anschließend jedes Mal, dass diese unerfreuliche Begegnung für eine Empfängnis ausreichend gewesen sei.
KAPITEL 31
DER KARDINAL WAR kein Dummkopf. Es dauerte nicht allzu lange, bis er sicher war, dass Marie de Chevreuse auch dieses Mal in Wahrheit überhaupt nicht daran dachte, die Königin für ihn auszuhorchen. Er wartete nur auf eine Gelegenheit, um Vergeltung zu üben …
Diese Gelegenheit kam schneller, als er selbst es erwartete: Seine allgegenwärtigen Spione am Hof benachrichtigten ihn eines Tages von einer neuerlichen, von Monsieur Gaston, dem Bruder des Königs, angezettelten Verschwörung. Es ging - wieder einmal - um die Beseitigung des Königs.
Einer der Hauptdrahtzieher war angeblich der langjährige
Verehrer der Königin, der vor Jahren bereits großen Groll bei Ludwig erregt und mit der Verbannung auf seine Güter bestraft worden war: Monsieur Henri, Herzog de Montmorency, der immer noch absonderliche, aber völlig harmlose Rituale zur »Anbetung« Annas in seiner Schlosskapelle vollzog.
Der Kardinal ließ den völlig Arglosen festnehmen und in Paris vor ein spezielles Gericht stellen.
»Endlich können Majestät an dem Untertanen Rache nehmen, der seinerzeit Königin Anna sein sündhaftes Interesse vor versammeltem Hof auf so unehrenhafte Weise kundgetan hat«, verkündete er hochtrabend dem König - wohlwissend, dass das einzige Vergehen des jugendlichen Verehrers in der Tatsache bestand, sich Hals über Kopf in die Königin verliebt zu haben.
Ohne jeden Beweis für seine Schuld und ohne ihm die Gelegenheit zu geben, seine Unschuld darzulegen, wurde der hohe Aristokrat wegen »Majestätsbeleidigung und Mordversuch am König« auf das Grausamste hingerichtet - wobei es sich Ludwig dieses Mal nicht nehmen ließ, den Torturen des Unglücklichen persönlich beizuwohnen. Ja, Seine Majestät erwog gar ernsthaft, seine Gemahlin zu zwingen, bei der Folterung ihres Anbeters anwesend zu sein. Der Kardinal riet ihm jedoch dringend davon ab.
Da selbstverständlich auch im Louvre die Wände Ohren hatten, erfuhr Marie vom grässlichen Ansinnen des Königs und sie warnte ihre Freundin sofort.
»Madame, ich rate Euch dringend, täuscht eine Krankheit vor, um diese Grausamkeit nicht miterleben zu müssen.«
Anna weinte zwar - innerlich entsetzt über die Rohheit ihres Gemahls -, aber sie erlaubte Marie nicht, ein Wort der Kritik an der Rechtmäßigkeit des Urteils, das ihr Mann abgesegnet
hatte, zu äußern. Am Ende konnte der Kardinal Ludwig von seiner Idee glücklicherweise wieder abbringen.
Der König allerdings ließ sich das Schauspiel nicht entgehen. Um unerkannt zu bleiben, trug er dabei eine schwarze Gesichtsmaske aus Seide. Der Henker und seine Knechte wussten jedoch Bescheid und strengten sich ganz besonders an, um den Delinquenten - dem König zu Gefallen - noch ärger als nötig zu peinigen.
Jede einzelne der ausgesuchten Martern, die bei dieser Art von Verbrechen zur Anwendung kamen, ließ sich noch steigern, wenn man nur wusste, wie. Ohne dass das Opfer zu früh starb, natürlich … Der Delinquent war indes jung und gesund und vermochte einiges auszuhalten.
Dem Marquis blieben demnach weder das Ausrenken von Armen und Beinen, das Zerquetschen sämtlicher Finger noch das Zersplittern der Schienbeine und das Brennen mit der Fackel an besonders sensiblen Körperteilen erspart, ehe man ihn schließlich enthauptete.
Monsieur Pareille, der Henker von Paris, war ein Meister seines Faches, und der seit jeher zur Grausamkeit neigende König äußerte sich auch dementsprechend wohlwollend über seine »Kunstfertigkeit«.
Das persönliche Anliegen des Kardinals aber war es, Marie de Chevreuse loszuwerden - wenn möglich ein für alle Mal. Ohne den geringsten Beweis ließ er sie der Mittäterschaft bei dieser neuerlichen Verschwörung bezichtigten und hetzte seine Schergen auf sie.
Mit knapper Not entkam sie ihnen. Angesichts der Gefahr hielt Marie es für besser, dieses Mal das Land gleich ganz zu verlassen.
Sie floh, mit Célestes geschickter Hilfe trotz ihrer gut fünfunddreißig
Jahre als Knabe verkleidet, mit spärlichem Gepäck des Nachts über die Grenze nach Spanien, in die Heimat Annas. Es war ihr nicht einmal genügend Zeit geblieben, um von der Freundin Abschied zu nehmen. Selbst ihr Ehemann war von ihrem Verschwinden völlig
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