Im Dreieck des Drachen
oben ragte wie die Rückenflosse eines Haies eine Reihe von Minitorpedos hervor, die zum leichteren Zielen auf einem drehbaren Gestell montiert waren. Trotz der geringen Größe war der Sprengkopf in deren Spitze so kräftig, dass er die Panzerung eines Unterseeboots durchschlagen konnte. Das Wartungsteam der Perseus, die Navy’s Deep Submergence Unit, hatte den Dingern den Spitznamen »U-Boot-Knacker« verpasst. Diese Waffen verschafften dem winzigen Bergungstauchboot in feindlichen Gewässern einen zusätzlichen Vorteil.
David ließ einen Finger über den Auslöser für die Torpedos gleiten. Früher am Tag hatte er vom Verlust Taiwans an die Chinesen erfahren, und diese Nachricht hatte ihn ziemlich in Unruhe versetzt. Wie hatten sie die Insel an die gottverdammten Kommunisten verlieren können? Das war für alle Amerikaner mehr als peinlich, ein kräftiger Schlag ins Gesicht. Wenn er an dem Kampf hätte teilnehmen können …
Der Techniker meldete sich. »Sir, einer Ihrer Männer ist hier. Er möchte Sie dringend sprechen.«
»Stellen Sie ihn durch!«
Nach einer kurzen Pause kam Rolfes Stimme über den Sprechfunk. »Tut mir leid, Sie zu stören, Sir, aber Sie haben uns angewiesen, Ihnen Bescheid zu geben, wenn es … ähm, irgendwelche Änderungen bei ihrem Sekundärziel geben sollte.«
David runzelte die Stirn. Sekundärziel? Er war derart auf den Zeitplan hier sowie auf das anschwellende Dröhnen der Kriegstrommeln konzentriert gewesen, dass er Jack Kirkland völlig vergessen hatte. »Ja, was ist damit?«
»Das Ziel hat die Zone verlassen.«
Er unterdrückte einen langen Fluch. Kirkland war von der Bildfläche verschwunden. Ihm war klar, dass sie weitere Einzelheiten und Erklärungen nicht über eine offene Leitung besprechen konnten. »Ich bin in zwei Minuten oben. Gehen Sie in meine Kabine, und bringen Sie mich dann auf den neuesten Stand der Dinge.«
»Jawohl, Sir.«
Er verzog das Gesicht und schob seine Sorgen wegen Kirkland erst einmal beiseite. Im Moment musste er eine andere Arbeit zu Ende bringen. Er lenkte das Tauchboot auf einer Flügelspitze herum und brachte es wieder auf den richtigen Annäherungskurs. Er sah auf die Uhr. Fast sechs Stunden war er jetzt unterwegs gewesen. Nach dem Auftauchen würde die Perseus überprüft und für den dritten Tauchgang des Tags vorbereitet werden. Ein anderer Pilot der Navy würde das Fahrzeug zum Bauplatz auf dem Meeresboden bringen. Sieben Stunden später wäre David wieder an der Reihe.
Aber die beiden Piloten waren nicht die Einzigen mit einem strammen Arbeitsplan. Seit dem Eintreffen des Forschungsteams sowie der Lastschiffe aus Maui war die gesamte Mannschaft rund um die Uhr an der Arbeit gewesen. Mithilfe des Tauchboots der Forscher sowie der Roboter war das Gerüst für die Meeresbasis bereits am Grund verankert worden. An diesem Nachmittag würden die dreigeschossigen Wohnbereiche und Labors hinabgelassen und zusammengebaut werden. Wenn nichts dazwischenkäme, wäre die gesamte Basis innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden vollständig aufgebaut und bald darauf auch bemannt.
David war angewiesen worden, die Basis innerhalb von vier Tagen zu errichten, und er würde die Erwartungen nicht enttäuschen, selbst wenn er deswegen unablässig die Peitsche schwingen müsste. Als der Leiter des Forschungsteams, ein Geophysiker namens Ferdinand Cortez, früher am Tag Einwände gegen die harte Gangart erhoben hatte, hatte David ihn ermutigt, Washington anzurufen. Es war ihm eine große Genugtuung gewesen, dass Nicolas Ruzickov dem Mexikaner über das Satellitentelefon tüchtig den Kopf gewaschen hatte. Selbst einen Schritt entfernt hatte er gehört, wie Ruzickov den Wissenschaftler angeschrien hatte. Anschließend hatte niemand mehr seine Befehle oder seinen Fahrplan infrage gestellt, auch wenn die Atmosphäre nach wie vor angespannt war.
Er allein war für das Gelingen dieser Operation verantwortlich, und eine Verzögerung durch irgendwen oder irgendetwas käme überhaupt nicht infrage – weder durch den peinlichen Verlust Taiwans noch durch das rätselhafte Verschwinden Jack Kirklands. Er würde nicht versagen.
Über ihm tauchte die Andockstation aus der Dunkelheit auf. Geschickt richtete David das Tauchboot aus und ließ die Landekufen auf die Unterwasserplattform und zwischen die selbsttätig schließenden Klammern gleiten. Als er die Bedienungshebel losließ, zogen sich die Tragflächen des Tauchboots zurück, und zwei C-förmige Klammern
Weitere Kostenlose Bücher