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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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er die Kanus am Stamm eines einsamen Mangrovenbaums vertäute.
    »Hier entlang«, sagte Mwahu leise. Sein Blick flackerte über die tiefen Schatten, als er sie einen schmalen Pfad entlang durch dichten Farn zu einem Bogengang führte.
    Hinter dem Tor öffnete sich ein weiter gepflasterter Platz. Gräser und Blumen sprossen in den Spalten. Links standen die umgestürzten Überreste einer uralten Befestigungsanlage, rechts niedrige Gebäude mit schmalen Eingängen und kleinen Fenstern. Voraus gab es einen engen Kanal, einen künstlichen Bach, der den Platz in zwei Hälften teilte und von einer breiten Brücke überspannt wurde.
    »Ganz schön heiß hier«, sagte Miyuki. Sie wischte sich mit einem Taschentuch übers Gesicht und holte dann einen kleinen Schirm heraus. Pohnpei war für seine regelmäßigen Güsse bekannt, aber heute war der Himmel wolkenlos geblieben. Sie öffnete den Schirm und suchte in seinem Schatten Schutz vor der Sonne.
    Gemeinsam überquerten sie den langen Platz.
    Karen hätte gern die umliegenden Gebäude erforscht, aber Mwahu schritt zielstrebig voran, ohne nach rechts oder links zu schauen. Er führte sie über die Brücke zu einem hohen Gebäude auf der anderen Seite, das den Platz mehr als dreißig Meter überragte. Dem mittleren Hauptturm entsprossen zwei lange Flügel.
    Karen trat neben Mwahu. »Ist dies das Grab von Horon-ko?«
    Er gab keine Antwort, sondern vollführte bloß eine vage Geste, die besagte, dass sie schweigen sollten. Dann erreichte er den Eingang zum mittleren Turm, hielt inne, senkte den Kopf und bewegte schweigend die Lippen.
    Karen und die Übrigen warteten.
    Nachdem er sein Gebet beendet hatte, holte Mwahu tief Luft und führte sie ins Innere, Karen ihm unmittelbar auf den Fersen.
    Die Vorhalle war dunkel und erfrischend kühl. Karen war überrascht davon, wie sauber die Luft roch. Nichts Modriges lag darin, lediglich ein Hauch von Salz und Feuchtigkeit. Der kurze Gang führte in eine höhlenartige Kammer. Das Geräusch ihrer Schritte wurde von oben zurückgeworfen. Sie durchsuchte ihren Rucksack und holte eine kleine Taschenlampe hervor. Der dünne Strahl durchstach die Dunkelheit und glitt über die konturlosen Mauern und die Decke.
    Basalt und noch mehr Basalt. Keine Kristalle, keinerlei Anzeichen von irgendwelchen Inschriften.
    Mwahu sah Karen finster an und führte sie dann weiter.
    Jack stieß einen Pfiff aus. »Das Gebäude ist ganz schön massiv. Du hast es zwar beschrieben, aber die Konstruktion mit eigenen Augen zu sehen … An der Errichtung dieses einen Gebäudes müssen Abertausende von Menschen gearbeitet haben, selbst mit Unterstützung zweier zauberkundiger Brüder.«
    Karen nickte. Sie verspürte zu viel Ehrfurcht, um zu sprechen.
    Sie verließen die riesige Halle und betraten einen weiteren niedrigen Gang. Der Druck der Steine schien sich wie ein Gewicht auf Karens Kopf zu legen. Sie neigte nicht zur Klaustrophobie, aber über diesem Ort lag eine gewisse Schwere, die sich nicht so einfach abtun ließ. Der Gang vollführte eine scharfe Kurve, und dann erstrahlte vor ihnen heller Sonnenschein.
    Mwahu führte sie in einen rückwärtig gelegenen Innenhof. Karen trat wieder in das Licht – und die Hitze. Miyuki schüttelte erneut ihren Schirm auf.
    Die einstmals hohen Mauern um den Innenhof waren eingestürzt. Rissige Basaltklötze lagen inmitten von größeren und kleineren Brocken, was den Eindruck von Erhabenheit, den der Hof erweckte, keineswegs schmälerte. Obgleich sie sich nicht mehr im Innern des Hauptturms befand, spürte Karen nach wie vor das Gewicht von Jahrhunderten darauf liegen.
    In dieses Gefühl passte sich der Altar in der Mitte des Hofs nahtlos ein: ein gewaltiger, prismaförmig behauener Basaltblock von vier Metern Länge und einem Meter Höhe. Sie schätzte sein Gewicht auf mehrere Tonnen. Er glitzerte und funkelte in den letzten Strahlen der nachmittäglichen Sonne, und sie alle wurden wie magisch zu ihm hingezogen. Keiner konnte die Hand von der Oberfläche lassen.
    Mwahu fiel auf die Knie.
    Dort, wo er kniete, war eine Vertiefung entstanden. Wie viele Generationen von Menschen hatten die Pilgerfahrt hierher angetreten?, überlegte Karen und trat zu ihm. »Ist dies der Grabstein deines alten Lehrers?«, fragte sie.
    Er nickte mit gesenktem Kopf.
    Jack umrundete den prächtigen Block. »Ich erkenne keinerlei Inschrift. Keine Hinweise.«
    Mwahu erhob sich und deutete an, dass Karen dem Stein Respekt erweisen und niederknien solle. Sie

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