Im Dreieck des Drachen
zur Oberfläche hinaufgeschossen war. Zum Glück war sein Fahrzeug von seiner Umgebung völlig isoliert und hatte einen beständigen Binnendruck von einer Atmosphäre. Ansonsten wäre er bereits der Caissonkrankheit erlegen. »Ich werde in etwa drei Minuten auftauchen.«
Jack warf einen Blick auf seinen Kompass und runzelte die Stirn. Die Nadel wirbelte herum, als wäre sie immer noch völlig benommen von der wilden Fahrt. Er klopfte auf das Glas, doch das wilde Kreisen wollte nicht aufhören. Da gab er es auf und berührte sein Mikrofon. »Der Kompass hat seinen Geist aufgegeben. Bin mir nicht sicher, wie weit ich weg bin, aber sobald ich oben bin, schalte ich das GPS ein, damit ihr mich orten könnt.«
»Und was ist mit dir selbst? Bist du okay?«
»Lediglich zerkratzt und zerschlagen.«
Charlie schaltete sich ein. »Für jemanden, der gerade einen Vulkan unterm Hintern hatte, hast du verdammtes Glück gehabt, Mann . Ich wünschte, ich hätte das erleben dürfen.«
Jack grinste. Die Geburt eines unterseeischen Vulkans gehörte gewiss zu den feuchten Träumen jedes Geologen. Er betastete die harte Beule auf seinem Scheitel und zuckte zusammen. »Glaub mir, Charlie, ich wünsche mir auch, dass du an meiner Stelle gewesen wärst.«
Das Wasser ringsumher veränderte seine Färbung. Aus dem tiefen Purpurrot wurde ein helles Aquamarin. »Tauch auf«, sagte Jack.
»Was ist mit der Kochi Maru ?«, fragte eine neue, hoffnungsvolle Stimme. Jack war überrascht, Professor George Klein zu hören, den Historiker und Kartografen des Schiffs. Der Professor verließ selten die üppig ausgestattete Bibliothek der Deep Fathom.
Jack unterdrückte ein Aufstöhnen. »Tut mir leid, Doc. Die ist dahin … ebenso das Gold.«
Enttäuscht gab George schließlich zur Antwort: »Na ja, wir können uns sowieso nicht sicher sein, ob das Manifest der Kochi Maru akkurat gewesen ist. Während des Kriegs haben die Japaner oft die Aufzeichnungen gefälscht, um ihre Goldtransporte zu decken.«
Jack sah im Geiste die großen Stapel Barren vor sich. »Sie waren akkurat«, sagte er finster.
Charlie meldete sich wieder. »He, Jack, anscheinend bist du nicht als Einziger kräftig durchgerüttelt worden. Von überall her treffen Berichte ein, dass Erdbeben und Eruptionen den gesamten Pazifik erschüttert haben, und zwar von Küste zu Küste.«
Jack runzelte die Stirn. Was ging ihn das an? Seit er die Welt vor zwölf Jahren hinter sich gelassen hatte, war sein Interesse am restlichen Planeten so ziemlich erloschen. Für ihn zählte lediglich diese eine Eruption. Sie hatte ihn nicht bloß ein gewaltiges Vermögen, sondern vielleicht sogar sein Schiff gekostet. »Ich schalt jetzt ab«, sagte er mit einem langen Seufzer. »Bin in einer Minute oben.«
Das Wasser wurde heller. Bald durchbrach die Kuppel die Oberfläche. Die helle nachmittägliche Sonne stach ihm in die Augen, und Jack beschattete sich das Gesicht. Drüben im Westen kochte die See, Dampfblasen stiegen auf. Dort war der unterseeische Vulkan ausgebrochen. Aber im Südosten machte er ein dunkles Pünktchen aus. Die Deep Fathom.
Er schaltete das Notsignal ein und aktivierte das GPS . Dann lehnte er sich zurück und wartete. Während er über das Wasser hinausstarrte, erhaschte er aus dem Augenwinkel ein Glitzern. Neugierig richtete er sich ein wenig auf und betätigte die RMS-Kontrollhebel, um die beiden externen Greifarme anzuheben. Salzwasser tropfte von den Titan-gliedmaßen herab.
Jack setzte sich noch etwas gerader hin und stieß sich erneut den Kopf. »Das ist doch nicht möglich …«
Das Sonnenlicht glitzerte hell auf den beiden großen Barren, die die Greifzangen umklammert hielten. Er hatte vergessen, dass er sie vor seinem plötzlichen Rückzug aus dem Frachtraum der Kochi Maru geborgen hatte. Die Goldbarren waren bei der wilden Flucht zur Oberfläche sauber gewaschen worden, zum Glück aber auch in ihrem hydraulischen Griff geblieben.
Er pfiff anerkennend. »Plötzlich erscheint alles in wesentlich hellerem Licht.«
Erneut ertönte Georges Stimme über Funk. »Jack, wir haben dein GPS -Signal.«
»Prächtig!«, erwiderte Jack jubilierend. Er hatte kaum auf die Worte geachtet. »Und stellt schon mal den Champagner kalt!«
Aus Georges Antwort war dessen Verwirrung deutlich herauszuhören. »Äh … okay … Aber meiner Ansicht nach solltest du wissen, dass wir gerade einen Anruf über den Globalstar bekommen haben.«
Da er die untergründige Anspannung spürte, wurde
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