Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
Knie. »Wenn du englisch sprichst, blond bist und sorglos mit so viel Geld um dich wirfst, bist du für ihn Amerikanerin.«
    Karin gab sich alle Mühe zu schmollen, war jedoch zu aufgeregt. »Na, dann komm! Wenn die Amerikanerin für diesen Ausflug bezahlt, möchte sie bessere Plätze.«
    Sie erhob sich und führte Miyuki zum Bug. Sie erreichten die vordere Reling, als das Schiff die Südspitze Okinawas umrundete und an der winzigen Insel Tokashiki Shima vorüberkam. Die Inselkette von Ryukyu erstreckte sich südlich in einem Bogen bis fast nach Taiwan hinunter. Die Drachen befanden sich nahe der Insel Yonaguni, eine Fahrtstunde entfernt, jedoch nach wie vor unter der Hoheit Okinawas.
    Einer der Seeleute machte dadurch auf sich aufmerksam, dass er sich vor ihnen verneigte. Er setzte zwei kleine Porzellantassen mit grünem Tee und einen kleinen Teller mit Gebäck auf eine Bank in der Nähe.
    »Domo arigato«, sagte Karen. Sie nahm den Tee und wärmte sich an dem heißen Becher die Hände. Miyuki schloss sich ihr an und knabberte an einem der Gebäckstücke. Schweigend schauten sie hinaus auf grüne Inseln, die langsam vorüberzogen. Die Korallenriffe färbten die Untiefen in der Nähe aquamarinblau, rosafarben und smaragdgrün.
    Nach einer Weile fragte Miyuki: »Was hoffst du wirklich da draußen zu finden?«
    »Antworten.« Karen lehnte sich an die Reling. »Du hast Professor Masaakis Hypothesen gelesen.«
    Miyuki nickte. »Dass diese Inseln einstmals Teil eines verschollenen Kontinents waren, der jetzt in den Wogen versunken ist. Ziemlich wilde Vermutungen.«
    »Nicht unbedingt. Während des Holozäns, vor einigen zehntausend Jahren, lag der Meeresspiegel einhundert Meter tiefer.« Karen winkte mit einem Arm. »Wenn das stimmt, hätten viele dieser vereinzelten Inseln ein zusammenhängendes Gebiet gebildet.«
    »Dennoch weißt du aufgrund deiner eigenen Forschungen, dass die Inseln des Südpazifiks erst vor wenigen tausend Jahren besiedelt worden sind. Nicht vor zehntausend.«
    »Stimmt schon. Ich sage ja nicht, dass du falschliegst, Miyuki. Ich möchte mir bloß diese Pyramiden mit eigenen Augen ansehen.« Karen packte die Schiffsreling fester. »Was ist jedoch, wenn ich Beweise für Professor Masaakis Behauptung finden kann? Kannst du dir vorstellen, was diese Entdeckung bedeuten würde? Sie würde sämtliche historische Paradigmen für diese Region auf den Kopf stellen. Sie würde so viele unterschiedliche Theorien vereinen …« Sie zögerte und fuhr dann fort: »… und sogar das Geheimnis des verschollenen Kontinents Mu erklären.«
    Miyuki rümpfte die Nase. »Mu?«
    Karen nickte. »Im frühen zwanzigsten Jahrhundert hat Colonel James Churchward behauptet, dass er über eine Reihe von Maya-Tafeln gestolpert ist, die von einem verschollenen Kontinent berichtet haben, ähnlich wie Atlantis, jedoch im zentralpazifischen Becken. Er hat diesen versunkenen Kontinent Mu genannt und eine ganze Reihe von Büchern und Aufsätzen darüber verfasst … bis er in Misskredit gebracht wurde.«
    »In Misskredit gebracht?«
    Karen zuckte die Schultern. »Niemand hat meinem Urgroßvater Glauben geschenkt.«
    Miyuki hob die Brauen, und aus ihrer Stimme klang Bestürzung. »Deinem Urgroßvater?«
    Karen spürte, dass sie heftig errötete. Das hatte sie noch niemandem gesagt. Leise und verlegen meinte sie: »Colonel Churchward war mein Urgroßvater mütterlicherseits. Als ich klein war, hat mir meine Mutter immer Geschichten von unserem anrüchigen Vorfahren erzählt … mir sogar abends am Bett Abschnitte aus seinen Tagebüchern vorgelesen. Seine Geschichten waren es, die mich ursprünglich zum Südpazifik gezogen haben.«
    »Und du bist der Ansicht, die Drachen könnten vielleicht die wilde Behauptung deines Verwandten beweisen?«
    Karen hob die Schultern. »Wer weiß?«
    »In meinen Augen ist das eine Jagd nach Luftschlössern.«
    Karen zuckte die Schultern. Eine Jagd nach Luftschlössern? So was war in ihrer Familie weit verbreitet, dachte sie säuerlich. Vor zwanzig Jahren hatte ihr Vater Frau und Kinder verlassen, um in Alaska dem Traum von Öl und Reichtum nachzujagen. Sie hatten nie wieder etwas von ihm gehört – von einer Scheidungsurkunde abgesehen, die ein Jahr später per Post eingetroffen war. Nach seinem Verschwinden hatte die Mühsal des Alltags die ehemals sprühende Lebendigkeit in ihrem Haus zum Erlöschen gebracht. Ihre Mutter, mit den beiden kleinen Töchtern im Stich gelassen, hatte keine Zeit mehr für

Weitere Kostenlose Bücher