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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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irren in dem, was er da sah.
    Leise, ehrfürchtig sprach es George laut aus. »Es ist eine Inschrift. Eine uralte Inschrift.«
    »Aber in diesen Tiefen?« Völlig ungläubig sah Jack hin. In den Kristall waren Blöcke und Reihen winziger, hieroglyphenähnlicher Bilder eingeritzt: Tiere, Bäume, verzerrte Figuren, geometrische Formen:

    Jack konnte schlecht leugnen, was er sah. Jedes in die glatte Oberfläche eingeschnittene Symbol war mit einer schimmernden metallischen Masse ausgefüllt worden. Es war keine optische Täuschung.
    Es war eine uralte Inschrift … auf einem spitzen Pfeiler in über sechshundert Metern Tiefe.
    Vor der Küste von Yonaguni, Präfektur Okinawa
    Karen hielt ihre kleine Taschenlampe über dem Kopf, während sie gegen die weiterhin ansteigenden Fluten ankämpfte. Mühsam watete sie durch das inzwischen mehr als hüfthohe Wasser. Mit den Schultern schob sie ihre Tasche höher, damit die Ausrüstung nicht nass wurde, aber der schwere Beutel rutschte immer wieder herunter. Wann würde dieser Gang enden? Wie lang war er? Von vorn und hinten schallte das Geräusch von einfließendem Wasser durch den Tunnel.
    Hinter ihr kämpfte Miyuki gegen die Strömung an. Die japanische Professorin war kleiner als sie, und das Wasser reichte ihr inzwischen bis zur Brust. Sie musste halb schwimmen, damit sie nicht unterging.
    Endlich traf der Strahl von Karens Taschenlampe auf eine weitere Mauer, auf etwas anderes als diesen endlosen Gang. »Ich glaube, wir haben das Ende erreicht.«
    Sie beschleunigte ihre Schritte. Der Tunnel endete an einem Treppenhaus, dessen Stufen nach oben führten. Es erinnerte sie an dasjenige, das sie zuvor hier herabgeführt hatte. Beinahe wäre sie über die erste Stufe gestolpert, weil sie in dem schwarzen Wasser kaum zu sehen war. Karen fing sich an der glatten Mauer. Dann stieg sie mühsam hinauf. Schließlich lag der Gang, der sich immer mehr mit Wasser füllte, hinter ihr.
    Sie wandte sich um und half Miyuki, und nachdem beide Frauen mehrere Stufen hinaufgegangen waren, sanken sie erschöpft zu Boden. Keuchend und zitternd saßen sie da, endlich im Trockenen.
    Karen zeigte auf die Mauern zu beiden Seiten. »Steinblöcke«, sagte sie. Hier gab es keinen nackten Fels mehr, sondern wieder aufeinandergelegte und sorgfältig eingepasste Basaltplatten und -blöcke. »Wir befinden uns oberhalb der Lavaröhre.«
    »Also werden wir nicht ertrinken?« Miyuki war bleich, und ihr ebenholzschwarzes, nasses Haar klebte ihr am Gesicht.
    »Nicht, wenn wir hoch genug steigen. Über den Meeresspiegel.«
    Miyuki sah das Treppenhaus hinauf. »Aber wo sind wir?«
    »Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, diese Stufen führen ins Herz des zweiten Drachen, der Zwillingspyramide derjenigen, durch die wir hereingekommen sind.« Zumindest hoffte sie das. Und wenn sie sich nicht völlig getäuscht hatte, war der Gang auf die andere Pyramide zugelaufen. Die Lavaröhre musste die beiden Bauten miteinander verbinden.
    »Gibt’s dort einen Ausgang?«
    Karen nickte. »Ganz bestimmt.« Ihre eigene Furcht ließ sie unausgesprochen. Was, wenn sie ihn nicht fanden?
    »Dann los!«, meinte Miyuki, erhob sich mühsam und streckte Karen die Hand entgegen. »Von jetzt an trage ich die Tasche.«
    Nur allzu froh darüber, die Bürde loszuwerden, schob Karen den Riemen über die Schulter und reichte die Tasche Miyuki, die sie um ein Haar fallen ließ.
    »Du hast keinen Witz gemacht – die ist wirklich schwer«, sagte sie. Es kostete sie einiges an Mühe, die Tasche über die Schulter zu hängen.
    »Das ist dieser Kristall. Er muss fast zehn Kilo wiegen.«
    »Aber er war so klein.«
    Karen zuckte die Achseln und stand auf. »Nur ein weiteres Geheimnis.« Seufzend ging sie voran und betete darum, dass das letzte Rätsel nicht ungelöst bliebe: Wie kämen sie aus dieser tödlichen Falle heraus?
    Der Aufstieg über die steilen Stufen war eine grausame Tortur für ihre schmerzenden Gliedmaßen. Es war, als würden sie eine Leiter hochkraxeln. Aber sie schleppten sich weiter, schweigend, zu müde zum Sprechen. Die Anstrengung hatte allerdings etwas Gutes: Ihre ausgekühlten Körper wurden wieder warm. Doch bald wurde selbst die Wärme zur Last. Bei jedem Schritt schien es in dem schmalen Treppenhaus heißer zu werden. Als sie sich dem oberen Absatz näherten, meinten sie vor Hitze zu ersticken. Karen kam es vor, als würde ihre feuchte Kleidung dampfen.
    Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und betrat die nächste

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