Im Dreieck des Drachen
Augen zusammen.
Abgesehen vom Admiral und dessen beiden persönlichen Adjutanten hatte Jack die Deep Fathom wieder ganz für sich, zumindest im Augenblick. David Spangler und die anderen Mitglieder des Untersuchungsteams der Regierung waren sogleich zur USS Gibraltar abgefahren, nachdem sie die beiden Blackboxes verpackt und unter bewaffneten Geleitschutz gestellt hatten. Der Admiral war geblieben. Man würde ihm Bescheid geben, sobald Flugschreiber oder Cockpit-Rekorder irgendeinen Hinweis lieferten. Bis dahin hielt jeder den Atem an.
»Wenn ich es also recht verstanden habe«, sagte Houston, »hat dein Wiedersehen mit Commander Spangler keinerlei Probleme gelöst?«
»Was haben Sie denn erwartet?« Jack sackte in seinem Liegestuhl zusammen. Erst die Gibraltar, dann Admiral Houston, jetzt David Spangler. Alles war wieder beisammen. Über zehn Jahre lang war er vor seiner Vergangenheit davongelaufen, nur um jetzt wieder bei »Los!« anzukommen.
Er seufzte. »Nichts ändert sich. David hat mich schon vor dem Shuttle-Unfall gehasst. Weil ich seinen Platz im Shuttle bekommen habe.«
»Das lag damals nicht in deiner Hand. Es war die Entscheidung der NASA .«
»Ja, erzählen Sie das mal Spangler! Am Abend vor dem Start hatten wir eine größere Auseinandersetzung. Ich bin beinahe rausgeschmissen worden.«
»Ich erinnere mich. Er hatte herausgefunden, dass du dich während des Jahrs bei der NASA mit seiner Schwester getroffen hast.« Houston zeigte mit seiner Zigarre auf Jacks geschwollene Lippe. »Und dieser alte Groll sitzt anscheinend nach wie vor sehr tief.«
Jack schüttelte den Kopf. »Wer könnte ihm das verübeln? Er hat seine Schwester verloren!«
»Das ist kein Grund! Wir haben auch vorher schon Shuttles verloren. Allen sind die Risiken bekannt.« Der Admiral zog an seiner Zigarre. »Abgesehen davon hat Mr Spangler was an sich, das mir überhaupt nicht gefällt. Nie gefallen hat. Unter dieser unterkühlten Oberfläche war schon immer ein gewaltiger Hass vergraben. Es überrascht mich nicht im Geringsten, dass er Nicolas Ruzickov von der CIA in die Hände gefallen ist. Die beiden Haifische verdienen einander.«
Jack war überrascht von den Worten des Admirals, was sich auch auf seinem Gesicht zeigte.
Houston wurde ernst. »Pass bloß auf dich auf, wenn du in seiner Nähe bist, Jack. Lass nicht zu, dass deine Schuldgefühle deiner Wachsamkeit in die Quere kommen. Nicht in seiner Anwesenheit.«
Jack erinnerte sich an den blanken Hass in Davids Augen. Wir sind noch nicht miteinander fertig, Kirkland. Vielleicht sollte er sich den Ratschlag seines ehemaligen Kommandanten zu Herzen nehmen und zu dem Mann größtmöglichen Abstand halten, dachte er, schloss die Augen und lehnte sich zurück. »Wenn ich bloß den Fehler ein paar Sekunden früher entdeckt hätte … oder ihre Hand fester gehalten hätte.«
»Hinterher ist man immer schlauer, Jack. Aber weißt du was? So ein Scheißdreck kommt vor. Du kannst einfach nicht jede Kugel sehen, die auf deinen Kopf zugeflogen kommt. So fair ist das Leben nun mal nicht.«
»Wann sind Sie so ein Philosoph geworden?«
Houston klopfte auf seine Zigarre. »Das Alter stellt dir eine gewisse Weisheit zur Verfügung.«
Von der anderen Seite des Decks rief Lisa, die an der Luke des Tauchboots kauerte, zu ihm herüber: »Jack, das musst du dir ansehen!«
Stöhnend richtete er sich auf. »Was ist?«
Lisa winkte ihn einfach zu sich.
»Na gut. Augenblick.« Er erhob sich aus seinem Liegestuhl. Der Admiral wollte ihm schon folgen. »Nein, nein, machen Sie es sich nur gemütlich«, meinte Jack. »Bin gleich zurück.«
Elvis wälzte sich herum und war im Begriff, sich ebenfalls auf die Beine zu stellen.
Mit ausgestreckter Hand hinderte ihn Jack daran. »Du auch. Bleib!« Erkennbar missmutig sank der Schäferhund wieder aufs Deck zurück.
Houston tätschelte Elvis’ Flanke. »Wir beiden alten Herren leisten uns einfach weiter gegenseitig Gesellschaft.«
Jack verdrehte die Augen, überquerte dann das Deck und stieg die Trittleiter zu Lisa hinab. Sie ließ sich in den Sitz des Tauchboots fallen, und er beugte sich über sie. »Was ist?«
»Sieh dir mal die Borduhr der Nautilus an!« Sie zeigte auf die rote Digitalanzeige. Die Sekunden schienen ganz normal dahinzuticken. »Und jetzt meine Armbanduhr.«
Jack musterte die Swatch an ihrem Handgelenk und schaute dann wieder auf die Borduhr. Sie ging gut fünf Minuten nach. »Also hinkt sie ein paar Minuten hinterher.«
»Vor
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