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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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noch jetzt einen draufsetzen? Er würde das verdammte Ding später öffnen. Er schob die Schachtel in seine Jacketttasche und wandte sich wieder der Leiter zu.
    Beim Hinaufsteigen warf er einen Blick über die Schulter zurück auf die Gibraltar. Mit aller Gewalt kämpfte er gegen ein aufwallendes Gefühl des Bedauerns an. Ihm war, als wäre er mal wieder hinausgeworfen worden, losgeschnitten von einer Vergangenheit, die sein ganzes Leben umfasste.
    In überraschend melancholischer Stimmung zog er sich an Deck. Elvis sprang zu seiner Begrüßung heran. Jack kniete nieder und tätschelte den Hund, der zufrieden mit dem Schwanz schlug. Einiges änderte sich eben nie.
    »Du würdest mich nie über Bord werfen, nicht wahr, mein alter Junge?«, sagte Jack und verlieh mit diesen Worten seiner Enttäuschung über die Navy Ausdruck.
    19.15 Uhr
Oval Office, Weißes Haus, Washington D. C.
    Lawrence Nafe, im Augenblick einmal ganz allein, rückte in seinem Sessel zurecht, während er die neuesten Entwicklungen überdachte. Die Umsetzung seines Plans, die Chinesen in die Sache hineinzuziehen, lief ab wie ein Uhrwerk. Nicolas Ruzickov hatte sich als loyaler Freund und geschickter Manipulator der Medien erwiesen. Zuvor hatte Nafe den Briefentwurf an den chinesischen Ministerpräsidenten überflogen, den sein Außenminister verfasst hatte. Ein ziemlich schroffes Schreiben. Nafe erkannte überall Ruzickovs Handschrift: kein Kompromiss … sofor tige Vergeltungsmaßnahmen … scharfe Sanktionen …
    Das grenzte schon an eine Kriegserklärung. Nafe hatte ihn allzu gern unterrichtet. Es wurde allerhöchste Zeit, dass die chinesische Regierung die volle Vehemenz der amerikanischen Diplomatie zu spüren bekam … einer Diplomatie, die von der mächtigsten Streitkraft der Welt gestützt wurde. Das kurze Schreiben signalisierte ein jähes Ende des Schmusekurses von Bishops Administration. Einen Schuss vor den Bug sozusagen.
    Nafe lehnte sich in seinen Sessel zurück und ließ den Blick über das Oval Office gleiten. Dies hier war jetzt seine Administration, überlegte er und erfreute sich zugleich an seinem neuen Status. Dann wurde dieser kurze Augenblick des Alleinseins durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. »Herein!«, fauchte er.
    Die Tür wurde von seinem persönlichen Adjutanten geöffnet, einem dünnen Jungen Anfang zwanzig, dessen Namen sich Nafe einfach nicht merken konnte. »Ja, was ist?«
    Nervös vollführte der junge Mann eine halbe Verbeugung. »Sir, der Direktor der CIA und der Leiter der OES sind hier.«
    Nafe richtete sich auf. Keiner der beiden hatte einen Termin. »Lass sie rein!«
    Der Junge wich zurück und gestattete den beiden Männern den Eintritt.
    Nicolas Ruzickov trat als Erster ein und winkte Jeb Fielding, den Leiter des Office of Emergency Services, zu den gepolsterten Ledersesseln auf der anderen Seite des Raums hinüber. Der ältere Mann von etwas gelehrtenhaftem Erscheinungsbild, mit eingefallenen Schultern und abgezehrtem Äußeren, trug einen dicken Stapel Papier unter dem Arm.
    »Mr President«, sagte Ruzickov. »Ich war der Meinung, Sie sollten sich das hier ansehen.« Der Direktor der CIA zeigte auf die Sofas und Sessel, die um einen antiken Couchtisch standen. Fielding hatte bereits dort Platz genommen. »Wenn Sie bitte zu uns kommen wollen.«
    Ächzend stand der schwergewichtige Nafe auf und kam um seinen Schreibtisch herum. »Es ist spät, Nicolas. Kann das nicht warten? Ich muss gleich morgen früh meine Ansprache an die Nation halten, ich möchte nicht zu müde wirken. Das amerikanische Volk braucht ein energisches Gesicht, wenn ihm allmählich die Bedeutung der Nachricht von Air Force One aufgeht.«
    Ruzickov neigte leicht den Kopf und behielt seine offizielle Haltung bei. »Ich verstehe, Mr President, und ich bitte um Vergebung. Aber diese Sache hat etwas mit der Ansprache morgen früh zu tun.«
    Nafe ließ sich auf dem Sofa nieder. Ruzickov und Fielding saßen in ihren Sesseln, Letzterer mit seinem Papierstapel … Karten, wie Nafe bemerkte. Eine ganz zwanglose Runde.
    »Worum geht’s eigentlich?«, fragte er und beugte sich vor, als Fielding eine Karte auf dem Couchtisch entfaltete.
    Ruzickov gab Antwort. »Jüngste Neuigkeiten.«
    »Wie bitte?«
    »Wie Sie wissen, hat die OES die Reihe von Erdbeben vor acht Tagen untersucht. Wegen der Verwüstungen an der Westküste sind die Informationen nur langsam hereingetröpfelt.«
    Nafe nickte ungeduldig. Er hatte vergangene Woche eine öffentliche

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