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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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mir vor, als ob ich irgendein Zootier bin?«
    »Reine Einbildung«, sagte ich mit ausdrucksloser Miene.
    »Bestimmt.« Dann zwinkerte er und richtete den Finger auf einen Deputy. Der Deputy blickte auf ein paar Papiere, die er in der Hand hatte.
    »Laß es gut sein, Clete.«
    »Wieso hast du mich hierhergebeten?«
    »Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, angeln zu gehen.«
    Er lächelte. Sein Gesicht war rosig, und die funkelnden grünen Augen verrieten einen ureigenen Sinn für Humor. Durch die eine Augenbraue und quer über den Nasenrücken verlief eine Narbe, die er sich als kleiner Junge im Irish Channel durch einen Schlag mit einem Bleirohr eingehandelt hatte.
    »Dave, ich weiß, was mein alter Partner bei der Mordkommission denkt, bevor’s ihm selber klar ist.«
    »Ich habe zwei ungeklärte Mordfälle. Eines der Opfer war möglicherweise Sonny Boy Marsallus’ Freundin.«
    »Marsallus, hä?« sagte er, und seine Miene wurde ernst.
    »Ich wollte ihn von der Polizei in New Orleans aufgreifen lassen, aber er ist von der Bildfläche verschwunden.«
    Er trommelte mit den Fingern auf die Armlehne des Sessels.
    »Laß ihn außen vor«, sagte er.
    »Was hat er drunten in den Tropen getrieben?« fragte ich.
    »Allerhand durchgemacht.«
    Helen Soileau kam herein, ohne anzuklopfen, und ließ den Tatortbericht auf meinen Schreibtisch fallen.
    »Willst du einen Blick drauf werfen und ihn abzeichnen?« sagte sie. Sie musterte Clete von oben bis unten.
    »Kennt ihr einander?« fragte ich.
    »Nur vom Hörensagen. Hat er nicht mal für Sally Dio gearbeitet?« sagte sie.
    Clete steckte sich einen Kaugummi in den Mund und schaute mich an.
    »Ich nehm mir den Bericht in ein paar Minuten vor, Helen«, sagte ich.
    »Auf der Zigarettenkippe konnten wir keinen Fingerabdruck sichern, aber die Abgüsse von den Fuß- und Reifenspuren sehen gut aus«, sagte sie. »Übrigens, die 357er Kugeln waren Dumdum-Geschosse.«
    »Danke«, sagte ich.
    Clete drehte sich auf dem Sessel herum und sah ihr nach, als sie wieder hinausging.
    »Wer is’n die Muffenleckerin?« sagte er.
    »Komm schon, Clete.«
    »Ein Blick auf die Braut, und du gehst freiwillig ins Kloster.«
    Es war Viertel vor fünf.
    »Willst du nicht schon mal deinen Wagen holen? Wir treffen uns dann vor dem Eingang«, sagte ich.
    Er folgte mir in seinem alten Cadillac-Kabrio zum Henderson-Deich außerhalb von Breaux Bridge. Wir ließen mein mit einem Außenborder bestücktes Boot zu Wasser und angelten auf der anderen Seite einer Bucht, aus der aufgelassene Ölbohrinseln und abgestorbene Zypressen ragten. Im Westen fiel Regen durch die Sonnenstrahlen. Es sah aus wie Röhren aus Glasgespinst, durch die Rauch zum Himmel aufstieg.
    Clete holte eine langhalsige Flasche Dixie-Bier aus der Kühlbox und hebelte mit seinem Taschenmesser den Kronkorken ab. Der Schaum sank in den Hals zurück, als er die Flasche wieder absetzte. Dann nahm er einen weiteren tüchtigen Schluck. Sein Gesicht wirkte müde, leicht mißmutig.
    »Hast du dich an der Bemerkung gestoßen, die Helen über Sally Dio gemacht hat?«
    »Ich hab nun mal die Leibwache für ’ne Schmalztolle geleitet. Ich hab mir auch von zwei seiner Gorillas die Hand in die Autotür quetschen lassen. Wenn sich irgendwann die Gelegenheit ergibt, kannst du ja Frankensteins Braut erzählen, was passiert ist, als sich Sal und seine gedungenen Matschbirnen in die Lüfte schwingen wollten.«
    Das Flugzeug war gegen einen Berghang in Westmontana geprallt und explodiert. Die nationale Verkehrssicherheitsbehörde hatte hinterher erklärt, daß jemand Sand in die Treibstofftanks gekippt habe.
    Clete trank sein Bier aus und pfiff durch die Zähne. Er steckte die Hand ins Eis und suchte eine weitere Flasche.
    »Alles in Ordnung, Partner?« fragte ich.
    »Ich hab diesen Mist, in den ich in Mittelamerika reingeraten bin, noch nicht richtig weggesteckt. Manchmal kommt mitten in der Nacht alles wieder hoch. Und ich mein damit, schlimmer als damals, als ich aus Vietnam zurückgekommen bin. Es ist, als ob sich jemand ein Streichholz an deiner Magenwand anreißt.«
    In seinen Augenwinkeln waren weiße Falten. Er sah zu, wie sein Schwimmer quer durchs Wasser in den Schatten einer Ölbohrinsel gezogen wurde, kurz untertauchte und wieder hochschoß. Doch er griff nicht zur Rute.
    »Vielleicht ist es Zeit für die Kurzversion eines Gebets um inneren Frieden. Manchmal muß man einfach sagen, scheiß drauf«, sagte ich.
    »Was war das Schlimmste, was du in ’Nam

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