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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Bewährung freikommen, bis sie eines Tages ein Kind nicht nur schänden, sondern es auch umbringen.
    Einstmals kamen zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker hauptsächlich alternde Säufer wie ich. Heutzutage werden Kids, die eigentlich in die Schule gehören, in Kleinbussen von den Sozialstationen zu den Versammlungen gekarrt.
    Sie sind für gewöhnlich weiß, haben schrille Frisuren, tragen ausgelatschte Tennisschuhe und viel zu große Baseballkappen, die sie verkehrt herum aufsetzen, und sehen aus, als wären sie einer Familienserie im Fernsehen entsprungen. Bis sie den Mund aufmachen und sich in ihrem abgebrühten Straßenjargon darüber auslassen, wie man sich Crack beschafft und von seinem Bewährungshelfer einen Persilschein bekommt. Man hat dabei das Gefühl, daß ihre Odyssee gerade erst begonnen hat.
    Wir können uns damit soviel Mühe geben, wie wir wollen – es nützt nichts. Manchmal, wenn mich der Trübsinn übermannt, bin ich der Meinung, daß wir sämtliche Kriminellen in einen unbewohnten Landstrich verfrachten und wieder von vorn anfangen sollten.
    Aber jeder Polizist, der halbwegs ehrlich ist, wird zugeben, daß es keine Kriminalität gibt, die nicht in irgendeiner Weise durch die Gesellschaft geduldet wird. Und die großen Fische wird man ohnehin nicht los – den Mob und die Glücksspielindustrie, die von der schlechten Wirtschaftslage und der Gier der Politiker und einheimischen Geschäftsleute profitieren, die Ölfirmen, die die Austernbänke verseuchen und Salzwasserkanäle in die Süßwassermarschen graben, die Chemie- und Müllkonzerne, die sich aufführen, als sei Louisiana eine riesige natürliche Klärgrube, und Seen und Wasserläufe in giftige Lachen verwandeln.
    Sie alle hatten sich hier mit allgemeinem Einverständnis niederlassen dürfen, weil sie mit dem Schlagwort
Arbeitsplätze
hausieren gingen, als handle es sich um eine Lobpreisung aus der Heiligen Schrift. Dabei hätten sie die Täuschungsmanöver gar nicht nötig gehabt. Es gab immer jemanden, der sich kaufen ließ, förmlich auf den Knien darum bettelte, alles schluckte, so bitter es ihm auch aufstoßen mochte – Hauptsache, das Geld stimmte.
    Sweet Pea hatte sich den Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübertretung, den Clete in seinem Wagen entdeckt hatte, auf dem Fahrweg eingefangen, der vom Highway zu dem Tanzschuppen führte, in dem Luke und Ruthie Jean Fontenot arbeiteten. Bevor ich das Büro verließ, holte ich die zehn Jahre umfassende Akte heraus, die wir über Luke vorliegen hatten.
    Er war aus der Todeszelle freigekommen, als ein Sträflingsfriseur gerade dabei war, ihm den Kopf einzuseifen und zu rasieren – von Staats wegen die letzte Vorbereitung für den Moment, da Luke auf einem Eichenstuhl sitzen würde, während Männer, die er nicht kannte, eine Metallkappe auf seinem schwitzenden Schädeldach befestigten und seine Arme und Beine so fest an das Holz schnallten, daß er so steif und starr dasaß, als sei er ein Teil des Stuhls. Der erlösende Anruf war aus dem Büro des Gouverneurs gekommen, nachdem Moleen Bertrand höchstpersönlich die eidesstattlichen Aussagen zweier Zeugen vorgelegt hatte, die beide beschworen, daß das Opfer, ein weißer Pachtbauer, eine Pistole unter dem Bourre-Tisch hervorgeholt habe. Den Zeugen zufolge hatte einer der umstehenden Zechbrüder die Waffe gestohlen, bevor die Deputies des Sheriffs eintrafen.
    Luke bekam nicht nur einen Aufschub gewährt, sondern auch einen neuen Prozeß, bei dem sich die Geschworenen nicht auf einen Schuldspruch einigen konnten, worauf die Staatsanwaltschaft beschloß, daß man ihn freilassen sollte. Er schuldete Moleen eine ganze Menge.
    Der Morgen war warm und feucht, und der Wind wirbelte auf dem mit Muschelschalen bestreuten Parkplatz feinen Staub auf, der sich wie Puder auf die Blätter der Eichen und Zürgelbäume unmittelbar neben dem Tanzschuppen legte. Ich fuhr über den leeren Platz und parkte im Schatten des Gebäudes. Ein Müllfeuer kokelte in einem rostigen Ölfaß neben einem der Wohnwagen. Daneben lag, wie eine tote Schlange, ein langer Streifen verkrusteter Gaze am Boden. Eine Schwarze in lila Shorts und einem olivgrünen Pulli mit V-Ausschnitt schaute durch das Fliegengitter an der Hintertür und verschwand wieder. Ich trat das Müllfaß um, rollte es über die Muschelschalen und stocherte mit einem Stock die kokelnden Stapel aus Zeitungspapier, die mit Essensresten verklebten Pappteller, die verkohlten B
oudin
-Schachteln und

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