Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
anstierst. Krieg ich vielleicht ’ne Antwort?« sagte Dapolito.
    Dann griff er unter dem Tisch hindurch und packte meine Hoden wie mit einer Schraubzwinge.
    Ich kann mich dunkel entsinnen, daß die Frauen am Tisch aufschrien und Clete beide Arme um mich schlang und mich durch die umgestürzten Stühle zurückzerrte. Aber ich weiß noch genau, wie ich den Henkel des Bierkrugs ergriff, weit ausholte und mit voller Wucht zuschlug, wie Glas und Bier in einer Wolke aus glitzernden Tropfen und Scherben zerbarsten – wie schartige, rotglühende Splitter aus einem trunkenen Traum, so hat sich das in mein Gedächtnis eingeprägt. Dann war Dapolito auf den Knien, hatte das Gesicht in den Händen vergraben, und seine blutroten Finger zitterten, so als ob er weinte oder krampfhaft ein peinliches Geheimnis verbergen wollte, während ringsum atemloses Schweigen herrschte.

11
    »Warum hast du das gemacht, Mann?« fragte Clete, als wir wieder draußen waren. Wir standen zwischen meinem Pickup und Sweet Peas Cadillac.
    »Er hat’s drauf angelegt.« Ich wischte mir mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht und versuchte so ruhig wie möglich zu atmen. Mein Herz hämmerte wie verrückt. Bislang hatten wir noch keine Sirenen gehört. Einige Gäste waren aus dem Restaurant gekommen, aber offenbar wollte keiner auf den Parkplatz.
    »Okay ... meiner Meinung nach sieht’s folgendermaßen aus«, sagte Clete. »Du bist provoziert worden, was du wahrscheinlich mit der hiesigen Polizei regeln kannst. Patsy Dap steht auf einem andern Blatt. Vermutlich müssen wir uns da mit Johnny Carp zusammensetzen.«
    »Vergiß es.«
    »Du hast grad den größten Scheiß aller Zeiten gebaut. Ab jetzt gehn wir’s auf meine Weise an, Streak.«
    »Das haut nicht hin, Clete.«
    »Vertrau mir, Großer«, sagte er und zündete sich eine Zigarette an. »Wo bleiben die Bullen?«
    »Vermutlich hat man lediglich gemeldet, daß es in einer Bar im Schwarzenviertel irgendwelchen Stunk gibt«, sagte ich.
    Ich hatte ein Summen in den Ohren, das sich anhörte wie Meeresrauschen in einer Muschel. Der Schweiß lief in Strömen an mir herab. Clete stützte sich mit dem Arm auf das Stoffverdeck von Sweet Peas Wagen und warf einen Blick auf den Rücksitz.
    »Dave, schau dir das an«, sagte er.
    »Was?«
    »Da unten. Unter den Zeitungen. Da ist irgendwas am Teppichboden.«
    Die freiliegende Stelle am Boden, wo das Zeitungspapier von den Füßen der Insassen zusammengeschoben und zerknüllt war, sah aus, als sei dort jemand mit Bürste und Staubsauger am Werk gewesen, doch auf dem grauen Stoff befanden sich Flecken, die wie geschmolzene Schokolade aussahen und sich offenbar nicht hatten entfernen lassen.
    »Wenn wir schon so weit sind. Hast du ein schmales Stemmeisen in deinem Werkzeugkasten?« fragte Clete.
    »Nein.«
    »Er braucht sowieso ein neues Verdeck«, sagte er, klappte ein Taschenmesser auf, stieß es in den Stoff und schlitzte ihn bis zur Oberkante des hinteren Fensters auf. Er steckte den Arm tief in das Loch und löste die Türverriegelung.
    »Fühl mal«, sagte er kurz darauf und trat beiseite, damit ich den Teppichboden im Fond abtasten konnte.
    In der Hitze, die in dem Wagen herrschte, war der Fleck klebrig geworden. Ein süßlicher Geruch, der mich entfernt an einen Bataillonsverbandsplatz erinnerte, hing wie schwerer Dunst über dem Teppichboden.
    »Irgend jemand hat da drin mächtig geblutet«, sagte Clete.
    »Schließ ihn wieder ab.«
    »Einen Moment.« Er ergriff einen zusammengeknüllten Zettel, offenbar ein Kohlepapierdurchschlag, der in einer Ritze zwischen den Ledersitzen steckte, und las den Text. »Sieht so aus, als ob Sweet Pea nicht nur Käsefüße, sondern auch ’n Bleifuß hat. Hundertfünfzig bei einer achtziger Beschränkung.«
    »Laß mal sehen«, sagte ich.
    Er reichte mir den Zettel. Dann schaute er mich wieder an.
    »Hat das was zu bedeuten?« fragte er.
    »Er hat gestern auf einer unbefestigten Straße draußen bei Cade einen Strafzettel gekriegt. Warum treibt der sich bei Cade herum?« In der Ferne hörte ich die Sirene eines Notarztwagens, so als versuche er sich an einer Kreuzung durch den Verkehr zu schlängeln.
    »Warte hier. Das kommt alles wieder in Ordnung«, sagte Clete,
    »Geh nicht noch mal da rein.«
    Er ging mit raschen Schritten über den Parkplatz, betrat das Restaurant durch die Seitentür und kam kurz darauf wieder heraus, die Hand in der Hosentasche.
    »Warum besorgen sich die dummen Typen ihr Zeug eigentlich immer am

Weitere Kostenlose Bücher