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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Schweineschwarten auseinander, bis ich am Boden des Haufens die glimmenden und schwarz verbrannten Überreste des Verbandsmaterials fand, das in einzelne Fasern zerfiel, als ich es berührte.
    Ich ging durch die Fliegengittertür und setzte mich an die einsame Bar. Staubfäden tanzten im gleißenden Licht, das durch die Fenster fiel.
    Die Frau hatte feiste Arme und große Brüste, eine Figur wie eine Ente, und um ihren dicken, glänzenden schwarzen Hals hingen Ketten aus Goldimitat. Ihre großen Ohrreifen schaukelten, als sie, eine Zigarette zwischen zwei Finger ihrer in Kopfhöhe erhobenen Hand geklemmt, auf ihren Gummilatschen zu mir herkam.
    »Jetzt erzählst du mir bestimmt, daß du der Mann vom Finanzamt bist«, sagte sie.
    »Nein.«
    »Du bist nicht der Biermann.«
    »Der bin ich auch nicht.«
    »Wenn du die Schnecken ausprobiern willst, tut’s mir leid. Dafür isses noch zu früh.«
    »Ich wollte Sie aufsuchen«, sagte ich und lächelte.
    »Hab ich doch gleich gewußt, als du reingekommen bist.«
    »Ist Luke da?«
    »Siehst du ihn?«
    »Was ist mit Ruthie Jean?«
    »Die kommen erst abends. Worum geht’s denn?« sagte sie und verschränkte die Arme auf der Bar, so daß ihre Brüste wie Kürbisse aus dem Pulli quollen. Ein Goldzahn glitzerte in ihrem Mundwinkel. »Wenn du groß genug bist, kannst du alles ham, was du willst. Du bist doch groß, nicht wahr?«
    »Wie wär’s mit einem Doctor Pepper?« Ich sah zu, wie sie die Flasche aufschraubte. Ihre Gedanken, ihre wahre Einstellung zu Weißen, die Absichten und Ziele, die ihren Alltag bestimmten, ihre Gefühle für einen Liebhaber oder ein Kind, ihr gesamtes Leben, all das war ein Geheimnis, verborgen hinter einem koketten Zynismus, der so undurchdringlich wie Porzellan war.
    »Ihr habt nicht zufällig einen angeschossenen Weißen in einem der Wohnwagen untergebracht, oder?« fragte ich und trank einen Schluck aus meinem Glas.
    »Von Schießen will ich nix wissen.«
    »Kann ich Ihnen nicht verübeln. Von wem stammen die blutigen Verbände?«
    Ihr Mund war mit lila Lippenstift bemalt. Sie schürzte die Lippen, so daß sie wie ein großer dicker Knopf wirkten, und summte vor sich hin. »Hier’s ’n roter Quarter. Kannste den in die Musikbox stecken?« fragte sie. »Da is Nagellack drauf, damit ihn der Musikboxmann nicht behält, wenn er das Geld abholt.«
    Ich schlug das Etui mit meiner Dienstmarke auf der Bar auf.
    »Was dagegen, wenn ich mich in den Wohnwagen mal umsehe?« sagte ich.
    »Ich hab gedacht, ich hätt ’n neuen Freund. Aber Sie sind bloß im Dienst, stimmt’s?«
    »Ich glaube, daß da hinten ein verletzter Mann steckt. Daher habe ich das Recht, diese Wohnwagen zu betreten. Wollen Sie mir helfen?«
    Sie drückte mit der Fingerspitze auf einen Kartoffelchipskrümel auf der Theke, betrachtete ihn und schnippte ihn weg.
    »Ich verschenk mein Herz, und jedesmal putzt sich ’n Mann die Füße drauf ab«, sagte sie.
    Ich ging wieder hinaus. Die Fenster der Wohnwagen waren offen, die Vorhänge wehten im Wind, doch die Türen waren mit Vorhängeschlössern abgesperrt. Als ich wieder in die Bar kam, war die Frau am Münztelefon weiter hinten, hatte mir den Rücken zugekehrt und redete mit jemandem. Sie beendete das Gespräch und hängte auf.
    »Hab mir ’n neuen Mann suchen müssen«, sagte sie.
    »Kann ich den Schlüssel haben?«
    »Klar. Warum ham Sie denn nicht danach gefracht? Wissen Sie, wie man ihn reinstecken muß? Nicht jeder Mann kriegt’n immer von allein rein.«
    Ich schloß die Tür auf und betrat den ersten Wohnwagen. Es stank nach Insektenvertilgungsmittel und feuchtem Müll. Kakerlaken, so groß wie mein Daumen, rasten über das rissige Linoleum. Mitten in dem Raum stand eine Doppelpritsche mit einer Gummiluftmatratze und einem zusammengeknüllten, mit grauen Flecken übersäten Laken. Die kleine Blechspüle war voller leerer Bierdosen, der Abfluß mit Zigarettenkippen verstopft.
    Ganz anders der zweite Wohnwagen. Der Boden war gewischt, das kleine Bad und die Duschkabine waren sauber, die beiden Mülleimer ausgeleert. Im Kühlschrank befanden sich eine Dreieinhalbliterflasche Orangensaft, eine Schachtel mit Marmeladendonuts und eine Packung Rinderhacksteaks. Auf dem Bett lag eine blanke Matratze ohne Laken und Kissen. Ich packte sie auf der einen Seite und drehte sie um. Mitten auf dem Rayonüberzug war ein etwa kuchentellergroßer brauner Fleck, der so aussah, als sei viel Flüssigkeit in das Gewebe eingesickert.
    Ich klappte mein

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