Im Dunkeln der Tod
Konditorei Siesta auf den Tisch gestellt. Kihlgård stieß einen fröhlichen leisen Pfiff aus. Knutas ahnte schon, dass er dahintersteckte. Kihlgård sorgte gern für Gemütlichkeit, wie er das nannte.
Der Mord an Hugo Malmberg hatte den Ärger über Karins Beförderung in den Hintergrund gedrängt, wofür Knutas überaus dankbar war.
Die Besprechung fing damit an, dass Karin erzählte, was sie über Hugo Malmberg in Erfahrung gebracht hatte.
»Und wer ist also dieser adoptierte Sohn?«, fragte Wittberg.
»Ich glaube, es könnte sich lohnen, einen möglichen Kandidaten zu überprüfen«, sagte Karin. »Eine Person, die zu Egon Wallins Vernissage eingeladen war, die sich zum Zeitpunkt des Mordes an Wallin in Visby aufhielt, die sich ganz besonders für Nils Dardel interessiert und die außerdem mehrmals ein Haus in Muramaris gemietet hat. Er ist um die vierzig und taucht bei dieser Ermittlung wie ein Springteufelchen immer wieder auf.«
»Erik Mattson«, rief Kihlgård. »Dieser leise, korrekte Mensch, der so viel zu dem Diebstahl auf Valdemarsudde zu sagen hatte! Kann er denn wirklich der Täter sein?«
»Aber das ist unmöglich, er ist viel zu dünn«, protestierte Wittberg. »Der soll Egon Wallin in der Toröffnung hochgehievt und seinen eigenen Vater, Hugo Malmberg, auf den Friedhof geschleift haben? Nie im Leben.«
»Es kann ihm natürlich jemand geholfen haben. Sogar mir ist klar, dass er das nicht allein geschafft haben kann.«
Karin starrte Wittberg wütend an. Ganz vergessen war der Ärger also noch nicht.
»Und sein Motiv ist dann – na, was? Dass sein biologischer Papa ihn im Stich gelassen hat, oder was?«
Wittberg sah skeptisch aus. Lars Norrby trat sofort nach.
»Und Egon Wallin? Warum hätte Erik Mattson den umbringen sollen?«
»Ich kann ja wohl nicht alle Antworten wissen«, sagte Karin sauer.
»Du hast also noch nicht überprüft, ob Erik Mattson wirklich der adoptierte Sohn ist?«
Knutas sah Karin fragend an, und die machte ein langes Gesicht.
»Nein«, sagte sie zögernd. »Das hab ich nicht.«
»Das wäre vielleicht eine gute Idee, ehe wir irgendwelche Schlüsse ziehen.«
Auch wenn sein Tonfall ein wenig hart klang, litt er mit Karin, als er Wittbergs und Norrbys zufriedene Gesichter sah.
Später an diesem Nachmittag wurde an Knutas’ Tür geklopft. Karin kam mit verdrießlicher Miene herein und setzte sich.
»Ich habe mit Erik Mattsons Adoptiveltern gesprochen, sie heißen Greta und Arne Mattson und wohnen in Djursholm. Sie haben Erik nie gesagt, dass sie ihn adoptiert haben. Er weiß also nicht, dass Hugo Malmberg sein Vater ist.«
»Und wie sieht ihre Beziehung aus?«
»Ist nicht vorhanden. Sie haben mit ihm gebrochen, als herauskam, dass er Drogen nimmt und homosexuell ist.«
»Homosexuell? Der auch? Das scheint bei dieser Ermittlung ja ein Durchgangsthema zu sein.«
»Ja.«
»Aber wie schrecklich das klingt – haben sie nur deshalb mit ihm gebrochen? Besonders liebevoll hört sich das ja gerade nicht an.«
»Nein, absolut nicht. Aber sie scheinen sich mit seiner Exfrau Lydia und den Kindern sehr gut zu verstehen – mit zwei Kindern jedenfalls.«
»Wie alt sind die – die Kinder, meine ich?«
»Die Jungen, David und Karl, sind dreiundzwanzig und einundzwanzig, die Tochter Emelie ist neunzehn.«
»Und zu welchem Kind haben sie keinen so guten Kontakt?«
»Offenbar zu David, dem Ältesten. Eriks Vater, mit dem ich gesprochen habe und der übrigens sehr sympathisch klingt, sagt, dass David die Scheidung am schwersten genommen und sicher sehr darunter gelitten hat. Sie haben sich wegen Mattsons Drogenkonsum scheiden lassen, und er hat das Sorgerecht eingebüßt, weil er sich nicht zusammennehmen konnte, wenn die Kinder am Wochenende bei ihm waren. Aber für David hat das keine Rolle gespielt. Der hat offenbar ganz und gar Partei für seinen Papa bezogen.«
Knutas sah Karin lange an, ohne etwas zu sagen. Dann griff er energisch zum Telefon, als sei ihm plötzlich eine Idee gekommen.
DIE BESITZERIN VON MURAMARIS, Anita Thorén, war nach Knutas’ Anruf in weniger als einer Viertelstunde auf der Wache.
»Wie gut, dass sie so schnell kommen konnten. Ich hab ja schon am Telefon gesagt, dass ich ihnen einige Bilder zeigen möchte.«
»Ja, sicher.«
Anita Thorén ließ sich auf Knutas’ Besuchersofa sinken, und er legte ihr Fotos von fünf Männern von Mitte zwanzig hin. Er bat sie, sich die Bilder genau anzusehen und sich ausreichend Zeit zu lassen. Karin und
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