Im Dunkeln der Tod
Männerstimme zu hören, die nicht Erik gehörte, im Hintergrund erklang laute Musik. Der Mann klang aufgekratzt und leicht beschwipst.
»Hallo, Kalle, du bist ja spät dran. Scheiße, wir wollten gerade gehen.«
Dann verstummte die Anlage. Es ertönte kein Brummen, der da oben hatte nicht aufgemacht. Johan lief zurück zu seinem Auto. Nach einigen Minuten kamen drei Männer aus dem Haus, einer davon war Erik Mattson. Sie waren guter Stimmung und blieben eine Weile vor dem Haus stehen. Johan ließ sich auf dem Sitz nach unten rutschen, konnte aber ihre Stimmen hören.
»Ja, verdammt, wo ist der denn hin verschwunden?«
»Der war doch wohl nicht sauer?«
»Nöö, Kalle doch nicht. Sicher ist er schon vorgegangen.«
Die beiden anderen, die Johan nicht kannte, schienen in Mattsons Alter zu sein. Elegante, modebewusste Yuppies von Östermalm in flotten Anzügen unter ihren Mänteln und mit glattgegelten Haaren.
Sie gingen am Auto vorbei, ohne ihn zu bemerken, und verschwanden in Humlegården. Johan lief hinterher. Die drei gingen ins Riche. Drinnen war es voll, Johan hatte aber Glück, und es gab keine Warteschlange.
Die Musik dröhnte, und überall standen Menschen mit Drinks in den Händen.
Wenn er jetzt nur nicht entdeckt würde. Erik Mattson würde ihn sofort erkennen, ihr Gespräch war erst wenige Stunden her. Andererseits – es war ja wirklich keine Überraschung, wenn ein Journalist am Freitagabend ins Riche ging. Dieser Gedanke wurde gleich darauf bestätigt, als er sich dem Tresen näherte und dort einige Kollegen vom Sender erkannte.
Er behielt Mattson im Auge, der durch die Menge wanderte. Er schien so ungefähr jeden Zweiten zu kennen. Johan fiel auf, dass er viel trank, ohne sichtbar berauscht zu werden.
Dann war er plötzlich verschwunden. Johan verließ die Kollegen und machte sich auf die Suche. Dann sah er Mattson im Gespräch mit einem älteren Mann. Sie standen dicht beieinander und wirkten miteinander vertraut.
Plötzlich ging der ältere Mann zum Ausgang und verschwand. Zwei Minuten darauf ging Erik hinterher. Draußen stiegen sie in ein Taxi. Johan nahm das nächste und bat den Fahrer, dem anderen Wagen zu folgen. Johan wusste selbst nicht so recht, was das alles sollte, er musste am nächsten Tag früh aufstehen und sauber machen, ehe der Untermieter kam, dann musste er packen und seinen Flug nach Gotland erwischen. Er hatte eigentlich keine Zeit, um hier den Spion zu spielen.
Die Taxifahrt dauerte nicht lange. Der Wagen vor ihm hielt vor einem heruntergekommenen Hauseingang in einer Nebenstraße in der City, Erik und der ältere Mann gingen hinein. Johan bezahlte rasch und lief hinterher. Eine Treppe hinunter befand sich eine Art Videoladen, er musste Eintritt bezahlen, um noch tiefer in die unteren Regionen vordringen zu können.
Johan brauchte nicht lange, um zu begreifen, warum Erik Mattson hier war.
JOHAN UND PIA sollten für die Sonntagssendung einen Beitrag liefern, weil die Nachrichten von Gotland immer noch so heiß waren. Johan erzählte, dass er in Stockholm gewesen war und Erik Mattson beschattet hatte. Pia machte große Augen.
»Echt wahr?«
»Wirklich.«
»Das klingt doch total unglaublich. Aber meinst du, er könnte der Mörder sein?«
»Ja, warum nicht?«
»Hast du mit der Polizei darüber gesprochen?«
»Nein, ich will erst sicherer sein.«
»Du findest also nicht, dass wir das in unserer Reportage verwenden sollten?«
»Noch nicht, es ist noch zu früh. Ich muss noch weitere Recherchen anstellen, mehr über Mattson herausfinden.«
Als er abends nach Hause fuhr, wirbelten ihm widersprüchliche Gedanken durch den Kopf. Erik Mattson war Taxator bei Bukowskis und einer von Schwedens bekanntesten Experten für schwedische Kunst des 20. Jahrhunderts. Gleichzeitig aber besuchte er obskure Schwulenclubs und prostituierte sich. Das ergab für Johan keinen Sinn. Es konnte doch wohl kaum daran liegen, dass er das Geld brauchte. Mattsons Verhalten war unbegreiflich, und Johan gelangte immer mehr zu der Überzeugung, dass er mit den Morden zu tun hatte. Und mit dem Diebstahl des Bildes – er war ja zu allem Überfluss auch noch Dardel-Experte.
Er wurde vom Telefon aus seinen Überlegungen gerissen. Es war Emma, die ihm auftrug, auf dem Heimweg Windeln zu kaufen.
Zu Johans Enttäuschung schlief Elin schon, als er nach Hause kam. Wie rasch man sich neue Gewohnheiten zulegen kann, dachte er. Bisher hatte er sie manchmal wochenlang nicht gesehen, jetzt konnte er es fast
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