Im Dunkeln der Tod
Gehaltsverhandlung mit Max Grenfors quetschen. Abends waren er und seine Brüder bei ihrer Mutter draußen in Rönnige zum Essen eingeladen, und am Samstagmorgen kam der Bekannte, der Johans Wohnung mieten wollte. Für den Anfang hatte der Hausbesitzer Johan erlaubt, die Wohnung für ein Jahr unterzuvermieten. Der neue Mieter war ein Kollege aus Karlstad, der in der Sportredaktion eine Vertretung übernommen hatte.
Am Samstagnachmittag musste Johan nach Visby zurück, weil er und Emma um vier Uhr zur Pastorin bestellt waren. Was für eine Planung, dachte er, als er im Flugzeug eingezwängt neben einem Mann saß, der sicher anderthalb Zentner wog. Er brachte es aber nicht über sich, um einen anderen Sitzplatz zu bitten.
Erik Mattson war ebenso elegant wie auf dem Foto. Er sah sehr gut aus und hatte eine besondere Ausstrahlung, die Johan überlegen ließ, ob er wohl homosexuell war.
Sie setzten sich in ein freies Besprechungszimmer, und Erik bot Kaffee und italienisches Mandelgebäck an. Johan beschloss, gleich zur Sache zu kommen.
»Sie waren vor Jahren einige Male in Muramaris, wie ich gehört habe. Was war der Anlass?«
»Ich war mit neunzehn zum ersten Mal da. Ich machte mit einigen Kommilitonen von der Kunstgeschichte Fahrradurlaub auf Gotland. Ich fand Dardels Werk schon damals faszinierend, und ich wusste, dass er mehrere Sommer in Muramaris verbracht hatte.«
Er lächelte bei dieser Erinnerung.
»Ich weiß noch, wie wir unten am Strand unterwegs waren und uns vorgestellt haben, wie Dardel dort fast ein Jahrhundert zuvor entlangspaziert war. Wie er sich mit Rolf de Maré, Ellen und Johnny und allen anderen Künstlern getroffen hatte, die dort zu Besuch waren. Was sie für ein Leben lebten. Voller Liebe, Kunst und Kreativität. Sorglos in vieler Hinsicht und weit von der Wirklichkeit entfernt«, sagte er sehnsüchtig, und seine Stimme versagte.
»Und dann sind Sie zurückgekehrt?«
»Ja«, sagte Mattson halb abgewandt. »Ich und meine damalige Frau Lydia haben einmal mit allen Kindern Rolf de Marés Haus gemietet, damals, als wir noch verheiratet waren. Das ist jetzt viele Jahre her. Aber es war kein großer Erfolg. Mit kleinen Kindern ist es ziemlich unpraktisch. Steile Treppen zum Strand und nicht viel Platz zum Spielen. Und das Haus ist auch nicht gerade groß.«
»Aber Sie waren auch später noch dort?«
»Ja, noch zweimal.«
»Mit wem waren Sie dort, wenn ich fragen darf?«
»Mit einem Bekannten, Jakob«, antwortete Mattson schroff.
Plötzlich machte er einen vorsichtigen Eindruck.
»Warum wollen Sie das alles wissen?«
»Eigentlich aus zwei Gründen«, log Johan. »Einerseits will ich natürlich bei der Mordgeschichte ein bisschen Fleisch auf die Knochen kriegen, aber es gibt noch einen weiteren Grund. Ich finde Muramaris so interessant, dass ich gern darüber für das Schwedische Fernsehen eine Reportage machen würde.«
»Ist das Ihr Ernst?«
Aus Erik Mattsons Stimme sprach plötzlich eine ganz andere Energie.
»Das wäre wunderbar. Es gibt so viel zu erzählen, und es ist so schön dort. Haben Sie Ellens fantastische Sandsteinkamine gesehen?«
Johan schüttelte den Kopf. Er musterte Erik forschend.
»Sie waren also verheiratet. Wie viele Kinder haben Sie?«
»Drei, aber was hat das mit der Sache zu tun?«
»Verzeihung, ich war nur neugierig. Sie haben gesagt, Sie seien mit allen Kindern in Muramaris gewesen, und da habe ich eine ganze Heerschar vor mir gesehen.«
»Ach so.«
Erik Mattson lachte. Er schien erleichtert zu sein.
»Ich habe drei Kinder, allerdings sind sie jetzt keine mehr. Sie sind erwachsen und leben ihr eigenes Leben.«
JOHAN WUSSTE NICHT GENAU, was ihn umtrieb, aber nachdem er bei seiner Mutter in Rönninge gegessen, seine Brüder getroffen und einen lustigen Abend mit ihnen verbracht hatte, fuhr er auf dem Heimweg an Erik Mattsons Wohnung im Karlaväg vorbei. Er hielt vor dem Haus und schaute an der schönen Fassade hoch. Es war ein prachtvolles Gebäude mit sorgfältig verputzten Mauern, einem protzigen Eingang und einem grünen Vorgarten. Ohne genauen Plan stieg Johan aus dem Wagen und ging zur Tür. Die war natürlich abgeschlossen. Hinter den meisten Fenstern brannte Licht. Er hatte schon herausgefunden, wo Mattson wohnte, und sah, dass auch dort Licht brannte. Es gab eine Gegensprechanlage und einen Türcode. Aus einem Impuls heraus drückte er den Knopf neben Erik Mattsons Namen. Das wiederholte er einige Male, aber nichts passierte. Dann war eine
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