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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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Her? Er starrte Pia an, die Tränen in den Augen hatte.
    »Meint sie das wirklich?«, fragte er.
    »Ja, natürlich«, sagte Pia und lachte. »Sie meint es wirklich, Johan.«

ERIK MATTSON VERLIESS seine Arbeit bei Bukowskis gegen fünf, und auf dem Heimweg schaute er oft auf ein Glas im Restaurant Grodan in der Grev Turegata vorbei. Die Bar hatte eben geöffnet, als er hereinkam, aber schon bald würde sie sich mit wohlhabenden und erfolgreichen Bewohnern von Östermalm füllen, die nach der Arbeit ein Glas trinken wollten. Menschen wie er selbst. Äußerlich jedenfalls.
    Dort traf er sich, wann immer das möglich war, mit seinen besten Freunden. An diesem Abend standen schon Per Reutersköld, Otto Diesen und Kalle Celling mit Biergläsern in der Hand da, als er kam. Sie kannten einander seit vielen Jahren, seit ihrer gemeinsamen Zeit im Gymnasium Östra Real.
    Jetzt waren sie über vierzig, was einigen mehr anzusehen war als anderen. Die meisten seiner Freunde begnügten sich jetzt mit einem oder zwei Bieren und fuhren dann zu ihren Familien nach Hause, während Erik zwei Abende in der Woche nur in seiner Wohnung vorbeischaute, um rasch zu duschen, um dann nach etwa einer Stunde wieder am Stureplan zu sein.
    Er hatte zwar ebenfalls Kinder, war aber geschieden und die Kinder waren bei ihrer Mutter aufgewachsen.
    Die Ursachen waren Eriks Alkoholmissbrauch und sein Drogenkonsum. Anfangs hatte er das alles einigermaßen in Schach halten können, aber eben nicht ganz. Dann waren einige Rückfälle gekommen, während die Kinder bei ihm gewesen waren, und auf diese Weise hatte er das Sorgerecht verloren. Nach der Scheidung ging es ihm sehr schlecht, und er versank in eine tiefe Depression. Die drei Kinder waren damals noch klein gewesen, vermutlich hatten sie von dem Chaos, das er verursachte, und der Bitterkeit zwischen den Eltern nicht viel mitbekommen.
    Mit der Zeit hatte ihre Beziehung sich gebessert. Erik konnte seine Abhängigkeit so weit unter Kontrolle bringen, dass die Kinder nicht darunter litten, und nach einer Weile durften sie ihn jedes zweite Wochenende besuchen. Diese Wochenenden waren ein großer Schatz für ihn. Erik liebte seine Kinder und tat alles für sie. Fast. Ganz mit dem Trinken aufzuhören gelang ihm einfach nicht. Das wäre zu viel verlangt. Er hielt die Sache, nach seinen eigenen Worten, auf einem vertretbaren Niveau.
    Seine Arbeit verrichtete er ausgezeichnet, mit Ausnahme der Phasen, in denen er zu energisch feierte. Das kam in regelmäßigen Abständen vor, und der Chef hatte Eriks Ausfallzeiten akzeptiert, da er ihn behalten wollte. Seine Fähigkeit als Sachverständiger war allgemein bekannt und vergrößerte Bukowskis’ ohnehin schon guten Ruf noch weiter, außerdem sparte es Geld, weil Erik so schnell war.
    Aber wegen seiner Trinkgewohnheiten würde er niemals zum Intendanten befördert werden können. Und mit dieser Tatsache hatte er sich schon längst abgefunden.
    Erik war sympathisch und gesellig, immer tadellos gekleidet, schlagfertig und trug stets ein Lächeln auf den Lippen. Er scherzte viel, aber niemals auf Kosten anderer.
    Äußerlich konnte er leicht zugänglich wirken, aber er umgab sich mit einem Panzer, der es schwer machte, ihn wirklich zu erreichen. Er sah viel jünger aus als seine dreiundvierzig Jahre. Er war groß, muskulös und elegant. Mit seinen dunklen, zurückgekämmten Haaren, seinen großen graugrünen Augen und seinen klaren Zügen war er attraktiv.
    Ab und zu wirkte er zerstreut, und seine Bekannten deuteten das als Auswirkung seines Alkoholkonsums. Auf eine seltsame Weise schien ihn das, was um ihn herum geschah, unberührt zu lassen. Als lebe er in seiner eigenen Welt, abgeschirmt von allem anderen.
    In seinen Kreisen wussten alle alles über die Familien der anderen, Erik aber bildete eine Ausnahme. Er sprach gern über seine Kinder, erwähnte seine Eltern aber niemals.
    Trotzdem war allgemein bekannt, dass er der Sohn eines großen Wirtschaftsbonzen war. Sein Assistentengehalt von Bukowskis fiel nicht so üppig aus, dass er sich damit sein Luxusleben leisten konnte. Doch alle wussten, dass die Beziehung zu seinen Eltern zwar nicht gut war, er aber trotzdem jeden Monat ausreichend Geld bekam, um es ihm zu ermöglichen, auf großem Fuß zu leben. Er hatte wohl für den Rest seines Lebens ausgesorgt.
    Jetzt stand er da, lässig an den Tresen gelehnt, in seinem Nadelstreifenanzug mit einem Bier in der Hand, und schaute sich zerstreut im Lokal um, während er

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