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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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sich anhörte, wie Otto Diesen von seinem Glück berichtete, bei einer Geschäftsreise auf der Skipiste mit einer feschen Brünetten zusammenzustoßen. Der Zwischenfall hatte damit geendet, dass sie nackt in einer Hotelsuite lagen und sich gegenseitig die schmerzenden Körper massierten. Dass Otto verheiratet war, störte keinen der Anwesenden. Ab und zu staunte Erik darüber, dass sich alle bei ihren Treffen so pubertär aufführten.
    Alle erzählten dieselben Räuberpistolen wie schon seit vielen Jahren. Während das Leben sich auf allen anderen Ebenen veränderte, durch neue Arbeitsstellen, Familien und so weiter, stand es absolut still, wenn sie sich trafen. Er ertappte sich bei dem Gedanken, dass ihm das gefiel. Es lag eine Sicherheit darin, zwischen ihnen würde sich nichts ändern, egal, was sich draußen im Leben zutragen mochte. Für Erik war das ein Trost, und als sie sich eine Weile darauf mit dem üblichen Schulterklopfen und Rückenboxen trennten, war er guter Stimmung. Er machte bei der Sushibar an der Ecke halt und nahm sich etwas zu essen mit nach Hause.
    Seine Wohnung lag ganz oben in einem schönen Haus im Karlaväg mit Aussicht über Humlegården und die Königliche Bibliothek. Er schloss die Tür auf und wurde von einem Stapel Post auf dem Dielenteppich empfangen. Seufzend hob er den Haufen aus Werbung und Rechnungen hoch. Was seine Bekannten nicht wussten, war, dass die monatlichen Zahlungen eingestellt worden waren. Er lebte weit über seine Verhältnisse und wurde bei jedem Monatsende, wenn Rechnungen fällig wurden, von Panik erfasst.
    Ohne auch nur einen einzigen Briefumschlag zu öffnen, ließ er die Post wieder fallen und legte eine Aufnahme von Maria Callas ein. Seine Freunde fanden diese Schwärmerei wahnsinnig komisch. Dann duschte er, rasierte sich und zog sich um. Lange stand er vor dem Spiegel und ordnete seine Frisur mit Gel.
    Sein Körper fühlte sich entspannt und ein wenig mitgenommen an, in der Mittagspause war er im Fitness-Studio gewesen und hatte eine besonders lange Trainingsschicht geschoben. Das Training war ein Gegengewicht zu seinem hohen Alkoholkonsum. Er wusste, dass er zu viel trank, aber er wollte nicht aufhören. Ab und zu mischte er den Alkohol mit Tabletten, aber das kam eigentlich nur vor, wenn er in seinen tiefen Depressionen versank, und das war einige Male im Jahr der Fall. Ab und zu waren sie nach einigen Tagen vorbei, dann wieder hielten sie monatelang vor. Er hatte sich daran gewöhnt und wurde auf seine eigene Weise damit fertig. Das Einzige, was ihm bei diesen lange Depressionen wirklich zu schaffen machte, war, dass er dann seine Kinder nicht sehen wollte. Dass sie das Problem jetzt verstanden, machte alles leichter. Die Kinder waren inzwischen so gut wie erwachsen, Emelie war neunzehn, Karl zwanzig und David dreiundzwanzig. Erik versuchte um jeden Preis, seine Depressionen vor ihnen zu verbergen. Er wollte sie damit nicht belasten oder beunruhigen. Meistens ließ er sich nichts anmerken, sagte nur, er werde verreisen oder habe bei der Arbeit schrecklich viel zu tun. Und die Kinder hatten ja auch ihre Leben, mit Freunden und Freundinnen, Studium, Sport und Festen. Ab und zu konnten Wochen vergehen, ohne dass sie von sich hören ließen, mit Ausnahme von David, zu dem er den engsten Kontakt hatte. Vielleicht lag das daran, dass David der Älteste war.
    Erik Mattson hatte zwei Leben. Eins als angesehener und geschätzter Sachverständiger bei Bukowskis, ein soziales Leben mit vielen Freunden, schönen Festen, Reisen und, wenn auch nur sporadisch – seinen Kindern. Das zweite Leben sah ganz anders aus, geheim, düster und destruktiv. Aber er brauchte es.
     
    Ungefähr eine Stunde darauf verließ Erik Mattson seine Wohnung. Er wusste schon im Voraus, dass es eine lange Nacht werden würde.

KNUTAS WURDE VON bohrenden Kopfschmerzen geweckt. Er hatte schlecht geschlafen. Das Bild des toten Egon Wallin hatte ihn im Traum verfolgt, und zwischendurch hatte er wach gelegen und über den Fall gegrübelt. Tagsüber fand er kaum Zeit zum Nachdenken, deshalb musste er seine vielen Eindrücke nachts verarbeiten. Die Ermittlung wurde immer wieder von Dingen unterbrochen, die eigentlich nichts mit der polizeilichen Arbeit zu tun hatten, was ihn fast zur Verzweiflung trieb. Dass die Medien so gut informiert waren, war wirklich ein Problem.
    Gelegentlich fragte er sich, ob es klug gewesen war, seinen Stellvertreter Lars Norrby zum Pressesprecher zu ernennen. Je besser der

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