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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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Pressesprecher über die Ermittlungsarbeiten informiert war, umso größer war die Gefahr, dass er mehr verriet, als gut war.
    Eigentlich wäre es das Beste gewesen, ihn aus der Ermittlungsleitung abzuziehen, aber das hätte sicher ein schreckliches Geschrei gegeben.
    Das berühmte Bild des im Tor hängenden Opfers hatte viel Ärger gebracht. Es konnte kaum überraschen, dass Pia Lilja dieses Bild aufgenommen hatte. Natürlich respektierte er Johan. Der Reporter war viel zu neugierig, stellte aber niemals unnötige Fragen. Außerdem hatte er mehrere Male dazu beigetragen, dass die Polizei einen Fall schneller gelöst hatte. Entsprechend waren natürlich die Polizisten im Haus wie auch Knutas selbst eher bereit, Johan entgegenzukommen. Dass er zu allem Überfluss bei der letzten Mordermittlung fast sein Leben verloren hätte, steigerte das Wohlwollen noch. Doch auf Dauer würde das Probleme verursachen. Berg war ein Reporter, dem man lieber aus dem Weg ging, wenn man ungestört arbeiten wollte. Besonders, wenn er mit Pia Lilja zusammen war. Bescheidenheit und Achtung vor der Integrität der Polizei standen bei ihr nicht hoch im Kurs. Sie trampelte sich ihren Weg frei und verschwendete keine Zeit durch überflüssige Rücksichtnahme. Ihre schwarzen Haare, die wie eine Wurzelbürste von ihrem Kopf abstanden, die wütende Kriegsbemalung um die Augen und dann der Ring in der Nase, der bei ihrer letzten Begegnung einer Perle gewichen war, passten zu ihrer anstrengenden, lästigen Art. Natürlich begriff Knutas den Wert einer guten Beziehung zur Presse, aber ab und zu wurde die Arbeit so sehr davon beeinträchtigt, dass er sie allesamt nur noch zur Hölle wünschte.
     
    Er griff nach dem Wecker, erst halb sechs. Er legte sich auf die Seite und schaute Line an. Sie trug ein rosa Nachthemd mit großen orangen Blumen. Auf dem Arm, der über ihrem Kopf lag, zeichneten sich tausende von Sommersprossen auf der weißen Haut ab. Er liebte jede einzelne davon. Ihre roten Locken hatten sich über dem ganzen Kissen verbreitet.
    »Guten Morgen«, flüsterte er in ihr Ohr. Sie grunzte nur als Antwort. Vorsichtig umfasste er ihre Taille, um zu sehen, ob sie reagierte.
    »Was machst du da?« Wenn sie müde war, sprach sie manchmal Dänisch. Sie kam von Fünen, aber sie hatten sich fünfzehn Jahre zuvor in Kopenhagen kennengelernt. Angeblich veränderte die Liebe sich mit den Jahren. Und die Beziehung wurde zu etwas anderem, die Verliebtheit verschwand und wich etwas Tieferem, das aber ebenso greifbar war. Manche verglichen diese neue Beziehung mit der zwischen guten Freunden, die Leidenschaft erlosch und verwandelte sich in Geborgenheit. Bei ihm und Line war das alles nicht der Fall. Sie stritten und liebten sich mit derselben Glut wie ganz zu Anfang.
    Line liebte ihre Arbeit als Hebamme. Den ganzen Tag von Blut, Schmerz, unbeschreiblichem Glück und tiefster Verzweiflung umgeben zu sein, ließ einen Menschen natürlich nicht unbeeinflusst. Sie lachte und weinte schnell, sie war offen, und niemand konnte behaupten, dass sie ihren Willen und ihre Gefühle nicht deutlich zum Ausdruck brächte. Das machte es in gewisser Weise leicht, mit ihr zusammenzuleben. Zugleich bekam er ihre Gefühlsausbrüche und ihr Temperament manchmal auch satt. Ihren unmotivierten Zorn, wie er das nannte, was sie noch wütender machte, wenn er den Fehler beging, das laut zu sagen.
    Jetzt lag sie jedenfalls da, ruhig und entspannt. Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn aus ihren grünen Augen an.
    »Guten Morgen, mein Schatz. Ist es schon so spät?«
    Er küsste sie auf die Stirn.
    »Wir bleiben noch ein bisschen liegen.«
    Nach einer Viertelstunde ging er in die Küche und setzte Kaffee auf. Draußen war es noch immer dunkel. Die Katze strich an seinem Bein vorbei, und er hob sie auf sein Knie, wo sie es sich sofort gemütlich machte. Er dachte über sein gestriges Gespräch mit der Frau des Opfers nach. Warum hatte sie ihre Beziehung zu Rolf Sandén verschwiegen? Sie hätte doch wissen müssen, dass die früher oder später ans Licht kommen würde.
    Ich muss sie noch einmal anrufen, dachte er und griff nach seinem alten, abgenutzten Notizbuch. Er überflog seine Aufzeichnungen zu diesem Gespräch, konnte seine Schrift aber kaum entziffern. Noch dazu war das Buch inzwischen so zerfleddert, dass mehrere Blätter herausfielen. So geht das nicht, dachte er. Ich muss mir unbedingt ein neues kaufen.
    Er warf einen Blick auf die Küchenuhr an der Wand. Die erste

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