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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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treiben es offenbar seit einigen Jahren, meinen die Nachbarn. Eigentlich haben alle dasselbe gesagt, bis auf eine alte Frau, die relativ blind und taub wirkt, und da ist es ja kein Wunder, wenn sie nichts gemerkt hat. Wenn Egon Wallin von der Sache nichts wusste, dann war er jedenfalls der Letzte in der Gegend.«
    »Shit Pommes frites«, sagte Karin.
    Knutas schaute sie verwundert an. Diesen Ausdruck hatte er noch nie gehört.
    »Der Nachbar, Rolf Sandén, hast du mit dem gesprochen?«, fragte er Wittberg.
    »Yupp, er war gerade nach Hause gekommen, als ich angerufen habe, wollte aber gleich wieder weg. Ich habe ihn für morgen zur Vernehmung bestellt. Jedenfalls war er gesprächig und gab seine Affäre mit Monika Wallin sofort zu. Wenn wir die Umstände bedenken, dann finde ich, dass er sich seltsam verhalten hat, er war fast ausgelassen. So fröhlich zu sein, wenn der Nachbar und der Mann der Geliebten soeben brutal ermordet worden ist, wirkt doch total daneben. Er hätte zumindest versuchen können, ein wenig Mitgefühl zu heucheln.«
    »Vielleicht sieht er jetzt seine Chance«, meinte Karin. »Endlich hat er freie Bahn und kann nach aller Heimlichtuerei sein Verhältnis ganz offen ausleben. Vielleicht liebt er Monika Wallin über alles und hat nur darauf gewartet, sie zum Traualtar führen zu dürfen.«
    »Vielleicht war er es ja«, sagte Norrby.
    »Tja, wer weiß«, sagte Wittberg. »Wenn es nicht die Gattin war.«
    »Oder beide«, knurrte Sohlman mit gespenstischer Stimme und hob die Hände wie ein angriffslustiger Vampir.
    Knutas sprang auf. Manchmal gingen die vagen Spekulationen in dieser Runde ihm auf die Nerven.
    »Die Besprechung ist beendet«, sagte er und verließ das Zimmer.

ZWISCHEN DEN INTERVIEWS schauten Johan und Pia bei der Redaktion vorbei, um Batterien für die Kamera zu holen und sich über die letzten Neuigkeiten zu informieren. Während Johan den Computer hochfuhr, erhielt er eine SMS.
    »Ja, ich will – bald.«
    Er blieb auf dem Stuhl sitzen und starrte die Mitteilung mit einem albernen Lächeln an.
    »Was ist los?«, fragte Pia, die merkte, dass er einfach nur da saß. Ohne ein Wort zu sagen, reichte er ihr sein Telefon.
    Pia las, sah dabei aber nur verlegen aus.
    »Wie ist das zu verstehen?«
    »Dass Emma will.«
    Er drehte sich zu Pia um.
    »Dass sie will!«, rief er glücklich. »Verstehst du? Sie ist bereit – endlich!«
    Er riss eine überraschte Pia von ihrem Stuhl, umarmte sie und tanzte mit ihr durch den Raum. Sie lachte.
    »Aber was denn – was will sie?«
    Dann ging ihr auf, wovon hier die Rede war.
    »Nein? Ist das dein Ernst? Sie will, dass ihr zusammenzieht, richtig zusammen seid?«
    »Ja«, schrie Johan. »JA!«
    Einige Kollegen vom Radio erschienen in der Türöffnung und wollten wissen, was denn los sei. Johans Freudengebrüll war in der halben Redaktion zu hören.
    Pia griff wieder zu seinem Telefon.
    »Und bald, steht hier. Was denn bald? Was bedeutet das?«
    »Keine Ahnung, aber von mir aus heiraten wir morgen. Oh verdammt, ist das tooooll!«
    Vor Johans innerem Auge flimmerten in wildem Tempo Bilder vorbei. Er und Emma in der Kirche, mit allen Freunden und Verwandten, das große Hochzeitsfest mit Emma in romantischem weißem Kleid, sie schnitten die Hochzeitstorte an, Emma in Latzhose und Kopftuch, mit dickem Bauch, die ihr zweites gemeinsames Kind erwartete, die in der Küche friedlich Kuchen buk, während Elin auf dem Boden spielte, er und Emma und die Kinder in sonnigen Sommerferien, Elternabende in der Schule, sie kauften ein Ferienhaus und saßen an ihrem Lebensabend mit ihren Kaffeetassen auf der Veranda, während die Enkelkinder auf dem Rasen herumtollten. Er stürzte auf die Kollegen vom Radio zu und umarmte sie, dann jagte er zu seinem Telefon und rief Emma an.
    Sie hörte sich außer Atem an, und im Hintergrund gurgelte und plapperte Elin vor sich hin.
    »Stimmt das? Willst du wirklich?«, rief er und strahlte vor Freude.
    Emma lachte.
    »Ja, ich will – ganz bestimmt.«
    »Aber das ist doch Wahnsinn. Ich meine, das ist wunderbar, Liebling! Ich packe meinen Kram und ziehe noch heute ein – ist dir das recht?«
    »Tu das«, sagte sie lachend. »Dann wohnen wir ab sofort zusammen.«
    »Ich komme, sobald wir heute Abend fertig sind.«
    »Ruf an, wenn du unterwegs bist.«
    »Kuss!«
    »Kuss zurück. Bis dann.«
    »Bis dann …«
    Langsam legte er auf, ohne richtig zu wagen, das soeben Gehörte auch zu glauben. Hatte sie wirklich ja gesagt, nach allem Hin und

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