Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
Vom Netzwerk:
betrifft, so hat er einige Wunden im Gesicht, eine Beule über der einen Augenbraue und eine Schramme auf der Wange. Vermutlich hat er die sich während des Überfalls zugezogen, als er über den Boden geschleift wurde.«
    »Kannst du etwas darüber sagen, wie lange er schon tot ist?«
    »Nur, dass er vermutlich zwischen Mitternacht und fünf, sechs Uhr morgens ermordet worden ist. Das ist wohl alles für den Moment. Ich faxe dir das Ergebnis gleich hinterher.«
    Knutas bedankte sich für den Anruf und legte auf. Dann rief er bei der Zentralen Kriminalpolizei in Stockholm an und bat darum, mit Kommissar Martin Kihlgård verbunden zu werden. Die Beziehung zwischen den beiden Männern war nicht unkompliziert, aber Knutas brauchte die Hilfe der Zentrale. Da Kihlgård bei den Kollegen ungeheuer beliebt war, wäre es einfach unsinnig gewesen, einen anderen herzubitten. Es klingelte mehrere Male, bis Kihlgård sich meldete. Es war zu hören, dass er mit vollem Mund sprach.
    »Ja, hallo?«, fragte er mit undeutlicher Stimme.
    »Hallo, hier ist Anders Knutas – wie geht’s denn so?«
    »Knutte«, rief der Kollege entzückt. »Ich hab mich schon gefragt, wann du anrufen würdest. Entschuldige, ich muss nur schnell schlucken.«
    Ein frenetisches Gekaue war zu hören, gefolgt von zwei langen Zügen an irgendeinem Getränk. Das Ganze wurde von einem leichten Rülpsen gekrönt. Knutas schnitt eine Grimasse. Kihlgårds unersättlicher Appetit ging ihm auf die Nerven, zusammen mit der Tatsache, dass der Stockholmer Kollege ihn immer wieder Knutte nannte, obwohl er ihn so oft gebeten hatte, das zu lassen.
    »Ja, ich bin am Leben, aber ich finde es sehr schön, dass du anrufst, ich hatte nämlich gerade das Gefühl, dass hier zu wenig passiert.«
    »Wie schön«, kommentierte Knutas trocken. »Wir können Hilfe brauchen.«
    Er fasste den Fall so kurz wie möglich zusammen, Kihlgård hörte zu und brummte ab und zu zustimmend.
    Knutas konnte ihn vor sich sehen, wie er in seinem riesigen Arbeitszimmer bei der Zentralen Kriminalpolizei in Stockholm saß, sein umfangreicher Körper wiegte sich im Sessel hin und her, und die langen Beine ruhten auf einem Schemel. Kihlgård maß auf Socken mindestens eins neunzig und wog sicher einiges über zwei Zentner.
    »Ja, verdammt, was bei euch so alles passiert, das ist doch glatt der Wilde Westen.«
    »Ja, man fragt sich, wie das noch alles enden soll«, seufzte Knutas.
    »Ich ruf jetzt ein paar Kollegen zusammen, und vermutlich kommen wir morgen früh mit der ersten Maschine.«
    »Schön«, sagte Knutas. »Bis dann.«

ER WAR NUN SCHON seit Tagen immer wieder hierhergekommen. Zuerst hatte er riesige Lust, hineinzugehen, dann beschloss er aber zu warten. Vor seinen Besuchen maskierte er sich. Sicherheitshalber. Es bestand immer die Gefahr, einem Bekannten über den Weg zu laufen. Er hatte beschlossen, alles in der richtigen Reihenfolge zu machen und sich Zeit zu lassen. Langsam, aber sicher würde er sich nähern und dann, wenn die Zeit reif wäre, unerbittlich zum Angriff übergehen. Zuerst wollte er sein Opfer kennenlernen. Denn danach würde es zu spät sein.
    Jetzt betrachtete er den Mann hinter der Glasscheibe. Versuchte Mut zu fassen, um hineinzugehen. Nicht, dass er den Mann gefürchtet hätte, er hatte Angst vor sich selber. Davor, sich nicht beherrschen zu können und ihn hier und jetzt anzugreifen. Er atmete mehrere Male tief durch. Selbstbeherrschung war normalerweise seine Stärke, aber jetzt war er unsicher.
    Er merkte, dass er keuchte, und ihm war klar, dass es so nicht gehen würde, deshalb lief er zur Beruhigung eine Runde um den Block. Als er zurückkam, verließ der Mann mit einer großen schwarzen Tasche in der Hand gerade das Haus und spazierte in Richtung U-Bahn weiter.
    Er ging hinterher. Nach drei Stationen stieg der Mann aus und fuhr mit der Rolltreppe nach oben. Überquerte die Straße und verschwand in einem der größten und teuersten Fitness-Studios der Stadt. Er folgte ihm und bezahlte an der Kasse für diesen Besuch – schweineteuer. Hundertfünfzig Kronen wollten die haben.
    Das Studio war um diese Tageszeit fast leer. Irgendein Gerät dröhnte, Musik hämmerte. Eine Frau in einem engen Trikot stand auf einem Stepper und las dabei ein Buch. Nach einer Weile kam der Gesuchte aus dem Umkleideraum. Er begann, auf einem Laufband zu sprinten, es sah jämmerlich aus.
    Da er keine Trainingskleidung mitgenommen hatte, konnte er keines der Geräte benutzen, was schade war.

Weitere Kostenlose Bücher