Im Dunkeln der Tod
um. Sein Verfolger wusste, wo er wohnte, er war ins Haus gelangt und hatte vor der Wohnungstür gestanden. Mit zitternden Fingern wählte Hugo Malmberg die Nummer der Polizei. Er musste lange warten, eher er zu jemandem durchgestellt wurde, der sagte, eine Anzeige müsse er persönlich auf der Wache einreichen. Unruhig legte er wieder auf.
Dann ließ er sich im Wohnzimmer in einen Sessel sinken und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Das einzige Geräusch im Raum war das nervöse Ticken der Wanduhr. Er musste klar denken, kalt. Gab es hier irgendeinen Zusammenhang mit dem Mord an Egon?
In Gedanken ging er die Ereignisse der letzten Zeit durch, überlegte, wen er getroffen und was er getan hatte, er konnte sich jedoch an nichts Besonderes erinnern.
Dann fiel ihm der junge Mann ein, der vor der Galerie gestanden hatte. Da war etwas in seinem Blick gewesen.
Als er sich gesammelt hatte, erstattete er auf der Polizeiwache in Kungsholmen Anzeige. Der Beamte, der Details aufnahm, wirkte nur mäßig interessiert. Malmberg wurde gebeten, sich wieder zu melden, falls weitere Drohungen eintrafen.
Als er die Wache verließ, fühlte er sich kein bisschen ruhiger.
KNUTAS BEGANN DIE Morgenbesprechung mit einer Frage, die ihn das ganze Wochenende über gequält hatte, die er jedoch aus purem Selbsterhaltungstrieb verdrängt hatte, um sich in aller Ruhe seiner Familie widmen zu können.
Er ließ zuerst die Samstags- und dann die Sonntagszeitungen auf den Tisch fallen. Die Schlagzeilen schrien: »Mörder steckt hinter Kunstraub«, »Mörderjagd im Kunstmuseum«, »Panik in der Kunstwelt«.
Alle Zeitungen bezogen sich auf die Reportage vom Freitagabend, in der Johan Berg berichtet hatte, dass eine aus der Galerie des ermordeten Egon Wallin in Visby gestohlene Skulptur nun vor dem leeren Rahmen auf Valdemarsudde stand.
»Was hat das hier zu bedeuten?«
Die ganze Tischrunde wirkte peinlich berührt, aber niemand sagte etwas, es gab nur unverständliches Gemurmel und Kopfschütteln.
»Wer hat bei der Presse geplappert?«
Knutas starrte seine Mitarbeiter an.
»Aber jetzt beruhig dich doch endlich«, sagte Wittberg verärgert. »Berg muss es ja wohl nicht von uns haben, es kann genauso gut irgendwo in Stockholm durchgesickert sein. Da sind so viele Leute in die Sache verwickelt, dass das Risiko bestimmt größer ist.«
»Von euch hat also außerhalb dieses Raumes niemand über die Skulptur geredet?«
Knutas bekam keine Antwort mehr, denn nun wurde die Tür geöffnet, und Lars Norrby kam herein.
»Verzeiht die Verspätung«, murmelte er. »Der Wagen wollte nicht anspringen. Ich hab diese Scheißkälte jetzt wirklich satt.«
Sein Blick fiel auf eine der Abendzeitungen mit ihren schwarzen Schlagzeilen, die Knutas vor sich hochhielt, dann schaute er die Zeitungen auf dem Tisch an.
»Blöde Geschichte, das da«, sagte er und schüttelte den Kopf.
»Gelinde gesagt«, knurrte Knutas. »Weißt du etwas darüber, wie diese Infos durchgesickert sein können?«
»Absolut nicht. Ich habe der Presse nur das Allernötigste mitgeteilt. Wie immer.«
»Jetzt hab ich die Bezirkspolizeichefin am Hals, und sie verlangt eine Erklärung. Was soll ich ihr sagen?«
Am Tisch herrschte betretenes Schweigen, dann öffnete Kihlgård den Mund.
»Jetzt hör doch auf, Anders. Wer behauptet denn, dass die undichte Stelle hier bei uns sitzt? Alle Welt weiß doch, dass die Skulptur auf Valdemarsudde gefunden worden ist. Die Museumsleute zum Beispiel – wie verschwiegen sind die wohl?«
Die anderen am Tisch waren sofort seiner Meinung.
»Na gut, aber wir müssen trotzdem herausfinden, wie dermaßen brisante Auskünfte an die Öffentlichkeit gelangen konnten. – Kannst du dich darum kümmern, Lars?«
»Sicher.«
Norrby nickte, ohne eine Miene zu verziehen.
KNUTAS FUHR DIREKT nach dem Mittagessen nach Muramaris. Nach der Morgenbesprechung hatte er die Besitzerin angerufen. Er hatte den Grund seines Besuchs ziemlich vage beschrieben, ohne auf Details einzugehen. Das half ihm aber nichts. Die Frau las Zeitungen und wusste genau, was Knutas herführte.
Seltsam, dass ich noch nie hier gewesen bin, dachte er, als er auf die Strichstraße nach Muramaris abbog. Der Weg schlängelte sich zum Meer hinab, auf beiden Seiten standen niedrige Nadelgehölze. Hinter einer Kurve tauchten die Anlage und das Haus auf. Es lag auf einem Plateau, umgeben von Wald, unter den steilen Klippen brauste das Meer. Das große sandfarbene Hauptgebäude sah mit seinen
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