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Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Titel: Im Dunkeln sind alle Wölfe grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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nicht verdient?«
42
    Konrad Fanebust hatte viele harte Kämpfe ausgefochten und war härteren Nüssen begegnet als mir, so gewann er also schnell die Fassung wieder. Die Stimme war noch immer leise und weich als er sagte: »Also gut, ich gebe es zu. Wir haben ›Giftratte‹ erledigt, Johan Olsen und ich.«
    Er öffnete ein Zigarettenetui und nahm eine Zigarette heraus, bevor er mir gedankenverloren eine anbot. Ich lehnte ab, und er zündete die Zigarette an. Dann lehnte er sich schwer in dem hohen Stuhl zurück. In den Glastüren von zweien der Bücherschränke glühte die Zigarette in doppeltem Reflex auf. Wir waren auf eine Weise nicht mehr allein. Wir saßen in gemütlicher Runde, es wurde geraucht, und jemand hatte ein klitzekleines Geständnis zu machen. Und wir waren per du.
    Konrad Fanebust sagte: »Ich werde dir die ganze Geschichte erzählen, Veum, so wie sie sich abgespielt hat. Aber ich erzähle sie nur jetzt, und ich werde sie nie mehr wiederholen. Sollte es dir einfallen, die Sache zu verfolgen, wirst du es sein, der das Nachsehen hat. Also, wie gesagt – ausschließlich zu deiner Information. Es wird nicht lang werden.«
    »Na dann, ich bin ganz Ohr«, sagte ich und lehnte mich zurück.
»Wie ich gesagt habe, als wir das letzte Mal miteinander sprachen: wir wußten, daß Harald Wulff die ›Giftratte‹ war, aber wir hatten es nie beweisen können. Die Jahre vergingen und alte Kampfgenossen starben, aber Harald Wulff lief herum, quicklebendig und mit dem reinsten Gewissen der Welt. Und es war so, als wüchse die Verbitterung eben darüber nur, Tag für Tag. ›Giftratte‹ war ein unerledigter Auftrag, wenn du das verstehst. Wir nahmen uns vor, im Krieg, daß es unsere wichtigste Aufgabe sein sollte, ihn zu beseitigen, und wenn wir ihn nach dem Krieg erwischten, würden wir Rache nehmen. Aber du weißt ja, was daraus wurde. Der Frieden kam und wir wurden alle irgendwie so zivilisiert. – Tja, und Hjalmar war ein Diener der Gerechtigkeit. Ohne Beweise nützte alles nichts. Handfeste Beweise. Aber wie zum Teufel sollten wir welche beschaffen! Also …«
»Ja?«
»Also ging ich zu Johan. Ich erläuterte ihm die Idee. Daß wir das Gesetz in unsere eigenen Hände nehmen und ›Giftratte‹ ein Ende bereiten wollten, ein für alle Mal. Wir würden ihn an einen abgelegenen Ort locken, und ihm geben, was er verdiente. Und Johan war dabei. Er war es, der die Stelle draußen in Nordnes vorschlug, weil sie sowohl zentral als auch abgelegen war, und weil – ja …« Ein kurzes Nicken zu mir. »Er hatte einen Schlüssel.«
»Aber wie habt ihr es geschafft, daß Harald Wulff dort rauskam?«
Er lächelte verzerrt. »Wir machten ihm ein Angebot, zu dem er nicht nein sagen konnte. SO000 um sich seiner alten Fähigkeiten zu bedienen. Wir ließen durchblicken – Johan war es, der den Kontakt hatte – daß er uns durch alte Kontakte empfohlen worden war, und ich hatte genügend Kenntnis über das Nazimilieu, daß ich den Vorschlag glaubwürdig machen konnte. Ich wußte, daß er nicht viel Geld hatte, er arbeitete auch damals als Bote, und – tja, er kam.«
»Und was passierte dann?«
Er schnitt eine Grimasse. »Wir taten, was wir uns vorgenommen hatten. Ich hatte auch während des Krieges einige brutale Sachen mitgemacht, aber da war das notwendig. In gewisser Weise waren wir in die Zeit zurückversetzt, da unten hinter den Hafenschuppen, Auge in Auge mit unserem alten Erzfeind. Johan deckte ihn von hinten, ich kam aus dem Schatten und ließ ihn mein Gesicht sehen. Es schneite schwach, leichte Flocken, kalt und eklig war es, und ein beißender Windzug kam vom Meer. Ich sah, daß er mich wiedererkannte. Er wollte schreien, aber ich gab Johan ein Zeichen, und er schlug ihn nieder, von hinten, mit einer Eisenstange.«
»Und dann machtet ihr Hackfleisch aus ihm?«
»Wir haben ihn nicht gequält, wie es seine Gesinnungsgenossen oft mit unseren Kameraden getan hatten, im Krieg. Aber wir ließen vielleicht ein paar unserer Aggressionen an seiner Leiche aus – nachdem er tot war.«
»Das hört sich nicht besonders schön an.«
»Krieg ist nie schön, Veum.«
»Nein, und noch weniger, wenn er ein Vierteljahrhundert im Nachhinein ausgefochten wird.«
»Für uns war immer noch Krieg, Veum. Er hört für uns eigentlich nie auf.«
»Tja. Ich will nicht richten. Ich … Und dann hast du also Johan Olsen geholfen, aus dem Land zu kommen?«
»Ja. Das war die Voraussetzung dafür, daß er mir helfen sollte.«
»Und seitdem hast du

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