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Im Dutzend phantastischer

Im Dutzend phantastischer

Titel: Im Dutzend phantastischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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wohlklingende Geschichte oder wurden nur unter unakzeptablen Bedingungen verkauft.
    Als die Presse im Sommer 2007 meldete, Schloss Bran sollte veräußert werden, hatte ich mein zukünftiges Domizil gefunden, auf das ich vermutlich bei meiner langen Suche gewartete hatte. Schloss Bran hatte alles, was ich ersehnt hatte. Bereits im Vorjahr hatte der Besitzer Habsburg das Schloss für 59 Millionen Euro dem rumänischen Staat zum Kauf angeboten, erläuterte der Artikel, doch der Staat hatte abgelehnt. Im Januar 2007 bot der Millionär Oligarch Abramowitsch 60 Millionen Euro für das Schloss, doch der Verkauf kam aus unbekannten Gründen nicht zustande.
    Das Schloss wartete auf mich. Ich ergriff meine Chance sofort. Und kontaktierte am gleichen Tag die Investmentfirma. Ich hatte eine Zahl, ich hatte ein Ziel.
    Mein Angebot war hoch. Meine Entschlossenheit duldete keinen Widerspruch. Ich wollte dieses Schloss. Sofort.
    Einen Tag später erhielt ich den Kaufvertrag per E-Mail. Meine Sachen waren gepackt. Ich reiste nach Bukarest, lieferte Vertrag und Scheck persönlich ab, unterschrieb alle nötigen, notariell beglaubigten Unterlagen. Die Immobilienfirma hatte sich wirklich beeilt, aber mit ihrem Honorar, das sie durch diesen Verkauf erhielten, war es ihnen auch möglich, selbst ein Schloss zu kaufen – ein kleineres natürlich.
     
    Als ich mich mit einem Taxi nach Brasov und von da aus zu meinem neuen Heim fahren ließ, regnete es. Das war gut, denn bei schlechtem Wetter hielten sich die Touristen fern.
    Das im Jahre 1377 erbaute Gemäuer befand sich in einem prächtigen Zustand. Das Erbe von Fürst Vlad Tepes Draculea – dem Pfähler, wie er schändlicherweise geschimpft wurde und der im 15. Jahrhundert das Schloss für sich eingenommen haben sollte – hatte über die Jahrhunderte nicht gelitten. Die Nachbesitzer hatten in hohem Stil dafür Sorge getragen, dass Restaurationen umgehend und von Meisterhand durchgeführt worden waren. Ich wusste, dass manche Quellen davon ausgingen, Vlad Tepes habe nie wirklich auf Schloss Bran gelebt und die Rumänen hätten aufgrund einer erhofften Touristenattraktion dieses Gerücht in die Welt gesetzt. Doch Gerüchte entstehen durch den Glauben an die Wahrheit. Und die Wahrheit war es, der ich von nun an Gewicht verleihen wollte.
    Ich bat die Pförtner, die Besucher, die dem Regen trotzten, von meinem Land zu schicken. Die Souvenirstände vor der Burg sollten abgebaut werden. Ich entließ die Wachen und die Angestellten. Meine Burg.
    Eine neue Ära begann. Jetzt!
    Seit das Schloss zu einem Museum umgebaut worden war, hatte niemand mehr darin residiert.
    Ich hatte mein gesamtes Hab und Gut von Kalifornien aus hierher verschiffen lassen. Im Laufe der nächsten Woche rechnete ich mit der Ankunft meiner Möbel, die von meinen beiden treuesten Dienern begleitet wurden. Bis dahin hatte ich Zeit genug, mich in einen würdigen Schlossherrn zu verwandeln.
    Ich lachte, bis mir die Tränen kamen. Mein Schloss . Ich hatte es gefunden. Oder es mich.
    Erst am Abend waren alle Fremden von meinem Anwesen verschwunden. Solange hatte ich – trotz des Regens – auf einer Mauer gesessen, einen Zigarillo nach dem anderen geraucht und Schloss Bran von außen betrachtet. Ich war bis auf die Haut durchnässt.
    Lautstark fiel das schwere Eingangsportal hinter mir zu. Ich ließ den Regen draußen und schloss die kopfschüttelnden und schimpfenden Menschen aus. Sie verstanden nicht, warum ich sie von meinem Grundstück verjagte.
    Rumänien hatte seine Chance für eine Attraktion gehabt, nun hatte ich meine.
    Ab sofort befand sich Schloss Bran wieder in Privatbesitz.
    Ich machte mich auf die Suche nach der wahren Vergangenheit, ließ die Hallen und Ausstellungsräume hinter mir und betrat durch den allgemein bekannten Geheimgang einen weiteren Gang, der in den öffentlichen Aufzeichnungen des Schlosses keine Erwähnung fand. Das Tor zu diesem schmalen Tunnel öffnete sich nur dem, der die Wahrheit kannte. Und diese bestand nicht aus Magie, sondern aus einem Schlüssel, den ich vor etlichen Jahren erworben hatte und seitdem stets bei mir trug. Ich hatte damals nicht geahnt, dass ich ihn tatsächlich einmal verwenden würde. Aber alles hatte sich zu meinem Gunsten gefügt.
    Nach mehreren Abzweigungen gelangte ich in ein Verließ. Es war dunkel und kühl. Und der Geruch von Moos und feuchtem Stein betörte meine Sinne – ideal für meine Zwecke.
    Ich fürchtete mich nicht, alleine in einem so großen Bauwerk

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