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Im eigenen Schatten

Im eigenen Schatten

Titel: Im eigenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Abstand um den Wagen herum, der von ihren Streifenwagen eingekeilt war. Vier von ihnen kannte Laurenti, es waren gut ausgebildete Leute, sie wären schnell mit ihren Waffen gewesen, die nach wie vor im Holster steckten.
    »Ich mache dir einen Vorschlag, Proteo …«
    »Schlechte Position zum Verhandeln. Du kannst jetzt sowieso nicht mehr wegfahren. Die Reifen sind platt. Also gib mir eine Zigarette.«
    »Ich bin sauber.«
    »Blütenrein bist du. Deswegen hast du versucht, abzuhauen.«
    »Du weißt ganz genau, dass ich traumatisiert bin und überreagiere, wenn man mich in die Enge treibt. Manisch-paranoide Klaustrophobie hat mir der Arzt bestätigt. Höchst gefährdet in solchen Situationen. Wenn du willst, besorge ich ein Attest.«
    »Gefängnispsychologen bescheinigen jeden Scheißdreck. Gib mir jetzt endlich eine Kippe, oder ich rege mich auf.«
    »Beruhige dich. Wenn du willst, kannst du zu mir in den Wagen steigen. Aber ich weiß nicht, ob das klug ist. Die Handgranate in meiner Jackentasche ist scharf.«
    »Ich bin doch nicht bescheuert, Mimmo. Gib mir endlich eine Zigarette. Mein Arzt hat mir bei akutem Nikotinmangel absolute Unberechenbarkeit bescheinigt. Er hat sogar gesagt, dass mich jeder Richter freisprechen würde, sollte ich deshalb einen Menschen umbringen. Mein Arzt ist besser als deiner, einer der führenden Polizeipsychologen. Die drehen einen schrecklich durch die Mangel. Sie müssen immerhin dafür geradestehen, dass wir gute Arbeit leisten.«
    »Weißt du überhaupt, welcher Arbeit du nachgehst? Du spielst jeden Tag mit der Freiheit unbescholtener Bürger. Sag diesen Affen jetzt, dass sie sich zurückziehen sollen.«
    »Warum hast du eigentlich kein schnelleres Auto geklaut? Klar, dass sie dich geschnappt haben, diese Kiste läuft keine hundertsechzig. Und der Aschenbecher ist auch voll.«
    »Ist nur ausgeliehen.«
    »Quatsch, Mimmo, heute früh hast du ihn in Wolfsberg geknackt. Das wissen die schon.«
    »Und jetzt will ich deinen Wagen und freien Abzug, dafür wird hier niemand verletzt. Ein faires Geschäft.«
    »Du kommst nicht weit, dein Bagger hatte nämlich eine kleine Panne, als ein Werttransporter unter einer Autobahnbrücke durchfuhr. Die Schaufel hing bis zur Fahrbahn runter. Druckverlust in der Hydraulik. Kann jedem passieren. Gib mir jetzt endlich eine Zigarette. Sonst dreh ich dir den Hals um.«
    Mimmo zauderte.
    »Zigarette, Mimmo.« Laurenti schnippte mit den Fingern.
    Wie in Zeitlupe zog Mimmo mit der linken Hand eine Zigarette aus dem Päckchen auf dem Armaturenbrett und reichte sie Laurenti.
    »Feuer!«
    »Frag die Affen da.«
    »Affen rauchen nicht. Gib mir Feuer, dann verhandeln wir.«
    Mimmo zog die rechte Hand mit dem Feuerzeug aus der Jackentasche und besann sich zu spät. Laurenti packte zu und zog sie aus dem Auto. Mit der anderen Hand löste er den Knopf der Türverriegelung. Einer der Uniformierten riss die Beifahrertür auf und griff nach der Jackentasche des Erzengels. Hätte sich wirklich eine entsicherte Handgranate darin befunden, wären ihm bis zur Detonation fünf Sekunden geblieben.
    Laurenti gab den anderen ein Zeichen, sich zurückzuhalten. Als die Handschellen saßen, hob er das Feuerzeug auf, zündete die Zigarette an und ging um den Wagen herum.
    »Was hast du eigentlich in München gemacht, mein Freund?«, sagte er, als er auf dem Beifahrersitz saß.
    Mimmo fing sich schnell wieder. »Oktoberfest.«
    »Im Mai? Verkauf mich nicht für blöd.«
    »Ich habe rechtzeitig einen Platz reserviert im Zelt mit den geilsten Weibern.«
    »Und warum bist du nicht zurückgeflogen?«
    »Ich bin ein begeisterter Wanderer. Die Luft in den Bergen ist kristallklar, nur im Tauerntunnel fällt das Atmen ein bisschen schwer.«
    »Red keinen Mist, Mimmo! Wo ist dein Kumpel Johann Pixner, der mit dir geflogen ist?«
    »Was? War Jo etwa auch im Flugzeug? Ich habe ihn nicht gesehen. Vermutlich saß er weiter hinten. Das wäre eine Freude gewesen.«
    »Gute Höhenluft hattet ihr auch in Tolmezzo.«
    »Schade, dass wir uns schon so lange kennen, Proteo. Wenn du einen anderen Beruf hättest, könnten wir Freunde sein.«
    »Wir sind Freunde, Mimmo. Nur hilft dir das auch dieses Mal nichts. Die Kollegen werden dich jetzt zum Ermittlungsstab nach Ronchi dei Legionari bringen. Mit auf den Rücken gefesselten Händen, damit du keine Dummheiten mehr machst.«
    »Das hört sich an wie Guantanamo. Waterboarding verstößt gegen die Menschenrechte.«
    »Los jetzt. Steig von allein aus, das

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