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Im eigenen Schatten

Im eigenen Schatten

Titel: Im eigenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Hangar kapieren, dass du ihnen etwas verschwiegen hast, was rasch den Ruhm des Teams gesteigert hätte, wirst du gehörigen Ärger bekommen. Die stehen unter Erfolgsdruck, müssen auf ihre Freizeit verzichten, auf die Familie und auf ein normales Leben, solange der Fall nicht aufgeklärt ist. Und du verschleppst die Dinge. Sei auf der Hut, Xenia.«
    »Battista Malannino kenne ich von früher. Mit dem komme ich schon zurecht.«
    Laurenti winkte dem Wirt, bestellte einen Espresso und entgegen Xenias Einspruch die Rechnung. Er wischte den Schweiß von der Stirn. »Die Luft ist zum Schneiden dick. Spätestens in der Nacht wird ein Gewitter aufziehen.«
     
    Die Zwillinge erwarteten ihn bereits. Laurenti war eine Viertelstunde zu spät aus dem Wagen gestiegen, den er vor dem Gutshaus neben drei Limousinen mit deutschen Kennzeichen aus Rosenheim geparkt hatte. Auch die Moto Guzzi stand da. Xenias Vorgehen hatte ihm während der Fahrt Kopfzerbrechen bereitet. Stets hatte sie allein oder in kleinen Teams ermittelt und nie aufgegeben, wenn sie sich einmal auf der richtigen Fährte glaubte. Sie war eine hervorragende Spürnase, die so viele Belobigungen und Auszeichnungen erhalten hatte, dass sie damit hätte die Wände ihres Büros tapezieren können. Aber war sie wirklich dafür gemacht, eine eigene Dienststelle zu führen?
    Die unauffällig gekleidete, grauhaarige Frau, die ihn empfing, hinkte. Hüftgelenk, dachte Laurenti, reichte ihr die Hand und kam nicht dazu, sein Anliegen zu nennen.
    »Ottilie Runggaldier, aber nennen Sie mich der Einfachheit halber bitte Oti. Italiener können meinen Nachnamen einfach nicht korrekt aussprechen. Seit über zwanzig Jahren leite ich das Büro hier und trage auch in Personalfragen die Verantwortung. Ich habe schon in Bozen für Herrn Spechtenhauser gearbeitet, bis er mich bat, mit ihm zu kommen. Bitte folgen Sie mir. Die Damen erwarten Sie, Commissario.«
    Das Innenleben des Gebäudes stand in brachialem Kontrast zu seiner alten Fassade, dem steilen Dach des Haupthauses und den mächtigen Scheunentoren an den Seitenflügeln. Das Entree war schnörkellos, die kahlen Wände weiß gestrichen, die einzige Farbe brachte der aus Kunstharz gegossene, karminrote Fußboden. Auf der breiten, frei schwebenden Treppe mit dem Edelstahlgeländer wechselte seine Farbe in Dottergelb, der Boden des Flurs im ersten Stock war dafür strahlend blau. Ein Liebhaber der Werke Mondrians musste das Sagen gehabt haben.
    »Wie viele Mitarbeiter haben Sie?«, fragte Laurenti, während sie die offene Galerie entlanggingen, an der durch Glaswände abgetrennte Büros lagen.
    »Drei in der Liegenschaftsverwaltung, zwei in der Buchhaltung, ein Informatiker, ein Chauffeur, der sich auch um die Hausverwaltung kümmert, Magdalena und Gertraud Spechtenhauser und ich.« Die Chefsekretärin gab freundlich und bereitwillig Auskunft. Nur ein leichter Akzent zeichnete ihr Italienisch.
    »Zehn Personen nur? Das Anwesen wirkt deutlich größer.«
    »Dazu gibt es noch die Büros der vier Außendienstler, die mindestens drei Tage die Woche mit der Verwaltung der Immobilien vor Ort und dem Mahnwesen für säumige Mieter beschäftigt sind. Fast siebenhundert Wohnungen oder Anwesen und Firmen sind kein Zuckerschlecken. Ferner haben wir einen Konferenzraum, eine große Küche, in der auch die Verkostungen stattfinden, und den Präsentationskeller für die Weine der Güter im Friaul und in Südtirol. Natürlich hat auch Donna Rita als Aufsichtsratsvorsitzende ein Büro und ein eigenes Appartement. Eine zweite Wohnung liegt im rechten Seitenflügel, sie wird nur in dringenden Fällen genutzt. Gäste, oder falls jemand aus der Geschäftsleitung bis spätnachts zu tun hat.«
    »Wer hat zuletzt dort übernachtet?«
    »Zuletzt?«
    »In den vergangenen vier Wochen?«
    »Niemand.«
    Ottilie Runggaldier öffnete die Tür zu einem so riesigen Konferenzraum, wie Laurenti ihn höchstens aus der Firmenzentrale des größten Versicherungskonzerns Triests kannte, und bat den Commissario einzutreten.
    »Bitte nehmen Sie einstweilen Platz«, sagte die grauhaarige Frau und verschwand durch eine zweite Tür.
    Laurenti fühlte sich verloren in dem enormen, klimatisierten Saal. Er zählte vierzig Stühle am Konferenztisch und hätte nicht gewusst, wo er sich niederlassen sollte, wäre Signora Oti nicht sogleich zurückgekommen und zur Stirnseite beim Fenster gegangen, wo sie drei Stühle aus der strengen Ordnung herauszog.
    »Falls Donna Rita Carli im Haus

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