Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
vielleicht nicht, aber arrogant«, gab ich zurück. »Diese Frau hat dich in deinen eigenen vier Wänden verhext, und das in dem vollen Bewusstsein, dass du sie umbringen würdest, wenn du ihr auf die Schliche kommst.«
Bei der Vorstellung, dass Cynthiana seinen Willen manipuliert hatte, presste Vlad die Lippen zu einer harten Linie zusammen. Ich fuhr fort, als hätte ich es nicht bemerkt.
»Kein Wunder, dass sie mich hasst wie die Pest. Du hast gesagt, Vampire wären krankhaft eifersüchtig. Innerhalb weniger Monate hast du mir mehr gegeben, als sie sich erschleichen konnte, nachdem sie dich drei Jahrzehnte lang verhext hat, aber ich habe dich trotzdem verlassen, weil mir das alles noch nicht genug war. Sie hat Adrian wahrscheinlich schon mit dem Bombenbau beauftragt, bevor Shrapnel ihr überhaupt mitgeteilt hat, wo ich mich aufhalte.«
Vlad presste weiter die Lippen zusammen, und plötzlich lächelte er.
»Ich weiß, warum du mich so provozierst, aber du wirst mich nicht dazu bringen, aus gekränktem Stolz eine übereilte Entscheidung zu treffen.«
»Natürlich nicht«, antwortete ich, seinem Blick standhaltend. »Sie aber schon. Inzwischen dürfte ihr zu Ohren gekommen sein, dass wir geheiratet haben. Da sieht sie jetzt sicher so was von rot, dass der übliche Zorn einer verschmähten Frau sich blass ausnimmt.«
Vlad sah mich unverwandt an. »Mag sein.«
Unwillkürlich warf ich noch einen Blick auf das Bett. Wenn ich ehrlich war, konnte ich es Cynthiana nicht verdenken, dass sie so abdrehte. Der Gedanke an die Stunden, Tage – verdammt noch mal, Jahre! –, die Vlad einträchtig mit ihr zusammen in diesem Bett gelegen hatte, ließen auch in mir Gefühle aufkommen, die nichts mehr mit normaler »vampirischer Eifersucht« zu tun hatten. Tatsächlich war der Drang, meine Elektropeitsche auszupacken und das Bett zu zerhacken, so stark, dass meine Hand anfing, Funken zu sprühen.
Vlad sah erst meine Hand und dann mich an. Ehe ich etwas sagen konnte, stand das Bett in Flammen.
Ich sperrte ungläubig den Mund auf. In den wenigen Augenblicken, die ich brauchte, um ihn wieder zu schließen, war das Bettgestell unter der enormen Hitze zusammengebrochen, und von den Laken, Kissen und der Matratze war nur noch ein schwelender schwarzer Haufen übrig. Statt eines lieblichen Blumendufts erfüllte der Gestank von verbranntem Gummi und Rauch das Zimmer.
Die leidenschaftlich-zärtlichen Emotionen, die über mich hinwegfegten, verrieten mir, warum Vlad so gehandelt hatte, und es hatte nichts mit seinem Zorn auf Cynthiana zu tun. Er hatte einfach nur den Gegenstand zerstören wollen, der meine Gefühle derart verletzte.
Ich schwieg. Er auch. Worte waren jetzt unnötig.
43
Ich erwachte so plötzlich wie an den vergangenen fünf Tagen. Eben noch tief bewusstlos, war ich schneller wieder in der Senkrechten, als man »guten Abend« sagen konnte. Nur galten heute meine ersten Gedanken nicht meiner Blutgier.
»Hat sie’s geschluckt?«, fragte ich sofort.
Vlad hatte vor dem Blutkonservenspender in der Wand gestanden. Zur Antwort hielt er mir den Beutel hin, auf den ich mich nicht im ersten Augenblick gestürzt hatte.
Ich ignorierte ihn, obwohl meine Fänge hervorgeschossen kamen und mein Magen sich zusammenballte wie eine Faust. Vier Tage zuvor hatte Sandra Cynthiana eine Nachricht hinterlassen, in der sie ihr mitteilte, wo Shrapnel sich mit ihr treffen wollte. Tags darauf war der von Vlad hypnotisierte Inhaber des Buchladens über hundert Kilometer weit gefahren, um einen Anruf zu tätigen, der nicht über Vlads hauseigenen Funkmast gesendet wurde. Während ich den Tag verschlafen hatte, war Sandra erneut in den Buchladen gegangen, um zu sehen, ob Homers Odyssee eine Antwort von Cynthiana enthielt.
»Und?«, hakte ich nach.
»Ja und nein.«
Er strich sich scheinbar geistesabwesend über das Kinn, aber das machte er nur, wenn er scharf nachdachte.
»Sie hat einem Treffen morgen um sieben zugestimmt, aber es soll in der Bukarester Metro stattfinden.«
Ich war aus naheliegenden Gründen noch nie mit der bekanntesten rumänischen U-Bahn gefahren, konnte mir aber unschwer denken, wo das Problem lag.
»Sie will ihn zur Rushhour an einem belebten öffentlichen Ort treffen.«
Wir hatten ein Lagerhaus in einer relativ einsamen Ortschaft vorgeschlagen. Leicht zu umstellen, weniger Zeugen. Das hatte sich wohl auch Cynthiana gedacht. Vlad und ich hatten sie anscheinend richtig eingeschätzt. Sie war zwar arrogant genug, um
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