Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Ja, er war noch immer wütend. Frustriert auch. Aber darunter spürte ich so etwas wie Hochachtung. Wenn irgendwer meine halsstarrige Entschlossenheit, eine Feindin zur Strecke zu bringen, verstehen konnte, dann war es Vlad.
Irgendwann stieß er einen scharfen Seufzer aus. »Ich habe auch schon darüber nachgedacht, aber in ihrem Zimmer bekommst du vielleicht Dinge zu sehen, die du nicht sehen sollst.«
Blinde Wut überkam mich, als ich mir vorstellte, mit ansehen zu müssen, wie Vlad Sex mit einer anderen Frau hatte. Ich hatte mich nie für besonders eifersüchtig gehalten, aber offensichtlich war ich es doch. Schließlich schob ich meine gekränkten Gefühle beiseite und kehrte den kältesten, finstersten Teil meines Selbst nach außen.
»Was sein muss, muss sein, und später kann ich ja zusehen, wie du sie umbringst.«
Er starrte mich durchdringend an, als würde er meine Worte an Facetten meines Selbst messen, die nur er sehen konnte. Ich starrte zurück. Wenn er glaubte, es wäre mir nicht ernst, hatte er sich geirrt.
Schließlich neigte er den Kopf, und ein ganz leises Lächeln geisterte um seine Lippen. »Ganz zufällig habe ich ein paar Ketten zur Hand.«
42
Mit zynischer Neugier sah ich mich in Cynthianas altem Zimmer um. Hier also hatte die Hexe gewohnt.
Wie alle Räume in Vlads Haus war auch dieser opulent ausgestattet. Das flieder- und cremefarbene Dekor, die Spitzendraperien, die zarten Kristallverzierungen und der Balkon mit Ausblick auf den Garten verliehen dem Raum eine deutlich feminine Note. Trockenblumen, durchwirkt mit spinnwebfeinen Goldfäden, schmückten das Kaminsims und verbreiteten einen angenehm natürlichen Duft. Ich war überglücklich, dass Vlads Eigengeruch dank des eifrigen Reinigungspersonals komplett ausgelöscht war.
»Wann habt ihr euch getrennt?«
Meine Stimme klang beiläufig, ließ den Konflikt nicht erkennen, der in meinem Innern tobte. Die gehässige Leila freute es, dass Vlad Cynthiana ganze zwei Stockwerke unter seinem eigenen Gemach untergebracht hatte, in dem Flügel, in dem auch all seine anderen Gäste wohnten. Die praktische Leila versuchte abzuschätzen, welcher Einrichtungsgegenstand wohl die stärksten Essenzspuren enthielt.
»Vor ein paar Jahren.«
Ich schenkte ihm einen müden Blick. »Willst mir wohl weismachen, sie würde dir so wenig bedeuten, dass du dich nicht mehr erinnern kannst, hm? Warum hast du ihr Zimmer dann genauso gelassen, wie es war, als sie noch darin gewohnt hat?«
Er verschränkte die Arme vor der Brust, sodass die Ketten, die er über seine Schulter gelegt hatte, klimperten.
»Würde sie mir tatsächlich noch etwas bedeuten, hätte ich dich nicht geheiratet. Ihr Zimmer ist ungenutzt geblieben, weil du meine nächste Geliebte warst und bei mir geschlafen hast.«
Ich sah weg, denn das Bett zog meinen Blick magisch an. Feine Gaze war um die Bettpfosten geschlungen und bauschte sich elegant am Boden. Was würde ich sehen, wenn ich dieses Bett berührte? Cynthiana war mir an Erfahrung über dreihundert Jahre voraus. Womöglich musste ich erkennen, dass er mit ihr glücklicher gewesen war als mit mir.
»Leila.«
Fast schuldbewusst sah ich wieder Vlad an. Da erst wurde mir bewusst, dass meine Fänge hervorgekommen waren und ich so heftig mit den Zähnen knirschte, dass ich mir die Unterlippe aufgerissen hatte.
»Verzeihung. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist«, murmelte ich und saugte an meiner Lippe, um den dicken weißen Teppich nicht mit Blut zu bekleckern.
»Keine Entschuldigungen.«
Vlads Gesichtsausdruck war vollkommen offen, und seine Emotionen fühlten sich so angenehm weich an wie Satin. »Alle Vampire sind übertrieben besitzergreifend.«
Ich konnte meine brodelnde Eifersucht also auf die Tatsache schieben, dass ich ein Vampir war. Klasse!
Schließlich fesselte Vlad mir die Hände mit mehreren Ketten. So stark, wie er war, hielt ich das für unnötig, selbst wenn Cynthiana tatsächlich eine Harakiri-Klausel in ihren Zauber eingesponnen hatte, aber wenn es ihn beruhigte …
»Willst du das im Bett noch mal mit mir machen?«, witzelte ich.
Der Blick, den er mir zuwarf, ließ mich vergessen, wie unangenehm sich das Silber an meinen Handgelenken anfühlte.
»Wenn ich dich fesseln will, nehme ich Seide, und ich lasse deine Hände frei, weil ich sie so gern auf mir spüre.«
Nicht falls. Wenn. Der sinnlichen Verheißung zum Trotz hätte es mich eigentlich abturnen müssen, im Zimmer der Exgeliebten meines Mannes
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