Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
auch, warum Vlad gesagt hatte, dies sei nur die erste Zeremonie .
»Indem du mich in eine Vampirin verwandelst, willst du mich also zur ehrbaren Frau machen? Wie galant von dir«, neckte ich ihn.
»Normalerweise gebe ich nichts auf die Meinung anderer, aber besonderer Schutz steht dir in meiner Welt nur als meiner rechtmäßigen Ehefrau zu. Darum geht es mir, aber das ist noch immer nicht der Hauptgrund.«
Vlad streichelte meine Hand. Die Elektrizität in mir war nicht mehr so stark, weil ich mich beim Sex mit ihm ausgepowert hatte, sodass die Berührung nur ein leises Knistern auslöste. Und das war gar nichts in dem Vergleich zu dem Blitzschlag, der mich durchfuhr, als ich sah, wie eindringlich er mich plötzlich anblickte.
»Blumige Reden sind mir zuwider. Wer sie schwingt, begeht später meist schlimmen Verrat. Deshalb und durch das Leben, das ich geführt habe, bin ich unfähig, dir die schönen Worte zu sagen, die du zu hören verdienst, aber wenn ich dich zur Vampirin machen würde, könntest du meine Gefühle so deutlich spüren, wie ich jetzt deine Gedanken hören kann.«
Dann zog er meine Hand an seine Brust und legte sie auf sein Herz.
»Meine früheren Geliebten habe ich nicht verwandelt, weil ich nicht wollte, dass sie mitbekommen, wie wenig ich für sie empfinde. Dich habe ich geliebt, aber du hast mich verlassen, weil ich meine Gefühle nicht in Worte fassen wollte. Das wird vielleicht wieder vorkommen, aber wenn du spüren könntest, was du mir bedeutest, Leila«, seine Stimme wurde tiefer, »bräuchten wir keine Worte mehr.«
Sein Herz unter meine Hand war still. Wie seit Jahrhunderten, doch Vlad war die lebendigste Person, die mir je begegnet war. Er war auch der komplexeste Mann, den ich kannte, sodass die Vorstellung, seinen vielschichtigen Panzer durch eine Gefühlsverbindung zu ihm abtragen zu können, mich mit wilder Sehnsucht erfüllte. Ich wollte seine Gefühle kennen, seine Geheimnisse und alles andere, was den Mann ausmachte, den ich liebte. Doch sosehr ich es mir auch wünschte, wollte ich doch nicht Ja sagen.
Ich berührte meine eigene Brust. Das stete Pochen unter meiner Hand hielt mich am Leben, aber es war nicht mein Leben. Meine Fähigkeiten hatten mich das gelehrt. Ein schlagendes Herz machte nur das Menschsein aus. Liebe und Hass, Leidenschaft und Schmerz, Stärke und Scheitern, Verzweiflung und Vergebung – das war das Leben, also lautete die eigentliche Frage: Wie wollte ich leben? Als Mensch, der Vampirblut trinken musste? Oder als Vampir, der Menschenblut trank? Beides brachte sein eigenes Leid und Glück mit sich, doch wenn ich an die Zukunft dachte, schien mir nur ein Weg der richtige zu sein.
Ich rollte mich auf Vlad und strich ihm das Haar zurück, sodass ich seinen Gesichtsausdruck ganz genau beobachten konnte, als ich ihm meine Antwort gab.
»Jetzt kommt ein Wort, das wir brauchen. Ja, Vlad. Die Antwort lautet Ja.«
Vlad war fort, als ich aufwachte, aber diesmal war es keine Überraschung. Bevor ich eingeschlafen war, hatte er gesagt, er würde sich am Morgen mit Mencheres treffen, um weiter nach dem Verräter zu suchen. Vlad ließ bereits alle Telefonate, den SMS - und E-Mail-Verkehr überwachen, und seinen Leuten hatte er gesagt, sie dürften nicht abreisen, weil die Hochzeitsfeier noch nicht zu Ende sei, sodass ich mir nicht vorstellen konnte, wie er den Kreis der Verdächtigen noch einengen wollte, aber er hatte offensichtlich einen Plan. Wenn er zurück war, würde ich ihn danach fragen.
Bis dahin hatte ich ein paar eigene Angelegenheiten zu regeln. Zum Beispiel musste ich meine Familie von meiner Entscheidung in Kenntnis setzen. Den Sprung ins Untotendasein wollte ich zwar noch nicht heute wagen, aber ich sah auch keinen Grund, die Sache noch Monate oder Jahre hinauszuschieben. Dank meiner besonderen Fähigkeiten und der Tatsache, dass ich bereits mit zwei Vampiren zusammengelebt hatte, gab es wenig, was ich noch nicht über die Konsequenzen meiner Entscheidung wusste. Mann, wenn man bedachte, wie sehr sich mein Leben nach meinem Unfall verändert hatte, war die Verwandlung, die mir bevorstand, eigentlich gar keine so große Sache.
Als ich aufstand und ins Badezimmer gehen wollte, blieb ich mit dem Fuß an etwas Weichem hängen. Vlads Hemd. Ich kickte es in die Luft, fing es auf und fing dann an, die anderen im Zimmer verstreut liegenden Klamotten aufzusammeln. Vlad war es vielleicht gewohnt, dass Dienstboten hinter ihm herräumten, ich aber nicht. Als
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