Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
spitzbübisches Grinsen. »Dann bist du jetzt eine Fürstin?«
»Nein«, sagte ich im gleichen Augenblick, in dem Sandra mit Ja antwortete.
»Nein«, wiederholte ich mit mehr Nachdruck. »Die Leute verbeugen sich sowieso schon vor mir. Wenn mich jetzt noch jemand Euer Hoheit nennt, explodiert mir der Schädel.«
Sandra lachte und entwirrte mit den Fingern ihr erdbeerblondes Haar. »Wäre ich eine Fürstin, würde ich darauf bestehen. Und auf einer Krone.«
Ach was?, dachte ich kühl, lächelte aber, als hätte sie einen Witz gemacht. »In Rumänien sind Adelstitel üblich. Amerikaner kennen das nicht so.«
Während wir den Hügel hinabfuhren, schaute ich aus dem Fenster. Gerade verschwand der obere Teil des Herrenhauses hinter einer Wand aus Bäumen und Felsen. Die nächsten dreißig Minuten würden wir nicht viel mehr zu sehen bekommen. Nur diese eine Straße führte in die Stadt, und niemand außer Vlads Leuten benutzte sie.
Gretchen plapperte weiter darüber, dass sie jetzt doch auch berühmt wäre, wenn ich eine Adlige war. Wie Kate Middletons Schwester Pippa. Ich machte mir nicht die Mühe, ihr zu sagen, dass abgesehen von einigen uralten rumänischen Vampiren und Vlads Leuten niemand ihn als Fürst betrachtete. Warum sollte ich sie früher als nötig aus ihren Tagträumen reißen?
Ich wartete mit meiner Aktion, bis wir im Niemandsland zwischen Vlads Anwesen und der Stadt waren. Vorher hatte ich nichts unternommen für den Fall, dass Sandra nur im Nachrichtenzentrum gewesen war, weil einer der Arbeiter dort Hunger bekommen hatte. Hätte Vlad gewusst, dass ich auch nur das geringste Misstrauen gegen sie hegte, hätte er die Wahrheit mit seinen Methoden aus ihr herausgeholt, und das wollte ich keiner Freundin antun, wenn dieselben Resultate sich auch erzielen ließen, ohne emotionale oder physische Grausamkeit anzuwenden.
Als Vlad also so weit weg war, dass er meine Gedanken nicht mehr lesen konnte, und Sandra keine Fluchtmöglichkeit mehr hatte, weil Shrapnel in vampirtypischer Furchtlosigkeit durch die steilen Kurven bretterte, schenkte ich Sandra ein Lächeln, zog den rechten Handschuh aus und legte ihr die Hand auf den Arm.
Der Aufschrei, den sie ausstieß, als der Stromstoß sie traf, verlor sich für mich in einer Bilderflut.
Ich war gerade eingeschlafen, als das Geräusch meiner sich schließenden Zimmertür mich hochschrecken ließ. Ein dunkler Schatten zeichnete sich vor der zuckerwattepinkfarbenen Wand ab, und als er näher kam, erkannte ich im Mondlicht, dass es ein mir wohlbekannter Vampir war.
»Was machst du hier?« Meine Stimme klang belegt, weil ich so müde war. »Ich bin heute Abend nicht als Blutspenderin eingeteilt.«
Statt zu antworten, kam er weiter auf mich zu. Aus irgendeinem Grund verspürte ich Beklommenheit. Das war dumm von mir. Vlad ließ nicht zu, dass wir schlecht behandelt wurden, und ich hatte diesem Vampir schon oft als Blutspender gedient. Doch als er vor meinem Bett stand, verdrängte instinktive Furcht meinen gesunden Menschenverstand, und ich fuhr zurück.
Nicht schon wieder!, wollte ich schreien, wusste aber noch immer nicht, warum. Dann wurde ich von einer entsetzlich vertrauten und überwältigenden Mischung aus Entsetzen und schlechtem Gewissen gepackt. Ehe ich etwas sagen konnte, blendete mich ein smaragdfarbenes Leuchten. Meine Sorgen waren wie weggefegt. Als der Vampir mir seine Anweisungen zuraunte, merkte ich, wie ich nickte. Natürlich würde ich seine Nachricht überbringen, und ich hatte auch eine Nachricht für ihn …
Gretchens Aufschrei katapultierte mich in die Gegenwart zurück, bevor die letzten Bilder in meinem Kopf verblasst waren. Einen Augenblick lang war ich irgendwo zwischen Sandras und meiner Innenwelt gefangen. Daher reagierte ich auch nicht, als der Vampir auf dem Vordersitz das kleine Gerät hochhielt, obwohl ich wusste, was es war. So etwas hatte ich schon einmal gesehen, und obwohl es nicht größer war als ein Handy, bedeutete es den Tod.
Dann löste ich mich endgültig aus Sandras Erinnerungen. Weißes Licht brach aus meiner Hand hervor, als ich einen Stromstoß in Richtung Vordersitz schickte, aber es war zu spät. Shrapnel betätigte den Zünder, noch während meine Peitsche seinen Körper durchschnitt.
Der Knall, der dann kam, ließ die Limousine erbeben, aber nicht wir wurden in Stücke gerissen. Stattdessen erwischte es den Wagen hinter uns, und einige kostbare Augenblicke lang war meine Aufmerksamkeit von dem Feuerball,
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