Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
vor und senkte die Stimme. »Aber man lässt ja seine beste Waffe nicht ungenutzt, bloß weil es riskant ist, sie einzusetzen. Vlad hat das mal zu mir gesagt. Im Augenblick ist er bloß so auf seine männliche Beschützerrolle programmiert, dass er das vergessen hat.«
»Das kannst du laut sagen«, antwortete ich trocken.
Sie verdrehte die Augen. »Hab selbst ausreichend Erfahrung auf diesem Gebiet. Irgendwann setzen wir uns mal auf ein paar Drinks zusammen und quatschen uns richtig aus. Aber sei schlauer als ich, Leila! Du musst deine Grenzen kennen und um Hilfe bitten, wenn du sie erreichst.«
»Glaub mir, ich habe nicht vor, mich in den Tod zu stürzen.«
Bei dem Blick, den sie mir zuwarf, fragte ich mich, ob ich ihr Alter falsch eingeschätzt hatte. In ihren Augen schien das Gewicht vieler Jahrhunderte zu liegen, obwohl sie meiner Meinung nach erst seit Kurzem untot sein konnte.
»Manchmal findet dich der Tod, ob du ihn suchst oder nicht.«
Ich sagte nichts und verbarg meine Gedanken wieder hinter dem einzig berühmten Song von Vanilla Ice. Ich würde das durchziehen, auch auf die Gefahr hin, dass ich dadurch einen Schritt näher an den Tod heranrückte. Bis wir den Verräter gefunden hatten, war niemand in diesem Haus sicher, am allerwenigsten ich.
Die Nachrichtenzentrale sah in etwa so aus, wie ich mir die NASA in klein vorstellte. Ein Dutzend PC -Arbeitsplätze umgaben eine riesige Weltkarte, auf der kleine Punkte konspirative Verstecke für Vlads Leute anzeigten. Eine zweite interaktive Landkarte ließ sich wie ein 3-D-Touchscreen im leeren Raum durch Berührung bearbeiten, und ein drittes 3-D-Modell stellte ein digitales Abbild des Anwesens dar. Im Augenblick waren alle Linien darin grün. Färbte sich etwas rot, war eine Sicherheitslücke aufgetreten.
Als Cat und ich unangemeldet die Tür öffneten, wurde der Raum im Modell rot. Dann kamen Vlads Leute, ähnlich wie Shrapnel, zu dem Schluss, dass sie nicht befugt waren, mir zu sagen, ich bräuchte mehr als den Ehering an meinem Finger, um Zugang zu diesem Raum zu haben, und der Bereich färbte sich wieder grün.
»Sieh mal hier, Leila«, sagte Cat und deutete auf den Bildschirm vor ihr. »Die unterschiedlichen Sektionen dieses Sicherheitssystems zeigen an, wenn Unbefugte sich auf dem Gelände, im Luftraum und dreißig Meter tief unter der Erde befinden.«
»Stimmt genau«, bestätigte der zuständige Techniker.
Ein knappes Nicken von Cat. »So was Ähnliches habe ich für meinen alten Arbeitgeber auch erstellt.«
Ich beugte mich ebenfalls vor, als faszinierten mich die sicherheitstechnischen Einzelheiten. In Wirklichkeit mopste ich einen Stift und ließ ihn in der Rocktasche verschwinden. Dann gingen wir zum nächsten PC , wo ich eine Heftklammer mitgehen ließ. Nachdem ich endlich bei allen Arbeitsplätzen Interesse geheuchelt hatte, war meine Rocktasche voller Diebesgut.
Cat gab mir Rückendeckung, indem sie sich immer so stellte, dass mein Tun schwer zu beobachten war, aber ich konnte trotzdem nur hoffen, dass man mich höchstens für eine Kleptomanin halten würde, falls irgendein aufmerksamer Mitarbeiter doch etwas gesehen hatte. Jetzt hieß es, schnell die Flucht anzutreten. Ich hatte jede Minute der halben Stunde genutzt, die ich angeblich gebraucht hatte, um Maximus über seine Freilassung zu informieren. Wenn Vlad herausbekam, wo ich wirklich gewesen war, hatte ich mein Diebesgut mit etwas Glück vielleicht bereits unter die Lupe genommen und wusste, ob einer der Männer, die gerade Schicht hatten, der Verräter war.
»Das war echt klasse, vielen Dank«, sagte ich in die Runde, als wir gingen. Im Flur schenkte ich Cat ein dankbares Lächeln.
»Du hast was gut bei mir. Und jetzt nichts wie weg.«
Sie grinste. »Du hast meinem Mann einen Riesengefallen getan, ehrlich. Vlad hat einmal aus Spott zu Bones gesagt, er hätte besser ein braves Frauchen geheiratet, das daheim in der Küche bleibt, weil er sich mir gegenüber derart als Beschützer aufspielt.«
Dann drückte sie mich kurz an sich und machte sich davon, indem sie mir noch ein freches »Jedem das Seine!« über die Schulter zurief. Und dann war sie auch schon verschwunden.
Ich lächelte noch immer in mich hinein, während ich um die nächste Ecke bog … und beinahe mit Vlad zusammenstieß. Ice Ice Baby, too cold!, hallte es in meinem Kopf, während ich ihn entschuldigend ansah.
»Hi. Cat hat mir nur Gesellschaft geleistet, bis du wiederkommst.«
Er blickte in die Richtung,
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