Im Feuer der Nacht
glücklich.“
„Geniale Feststellung.“
„Hör mit diesem schnoddrigen Ton auf“, sagte sie leise, aber fest. „Das ist wichtig. Du hilfst Talin nicht, indem du dich so verhältst.“
Er sah sie an. „Talin ist ganz allein meine Sache.“
„Das war vielleicht einmal so“, gab sie zurück. „Aber du hast sie ins Rudel eingeführt, und jetzt geht sie uns auch etwas an.“
Clay spürte, wie sich der Leopard in ihm zum Sprung duckte. „Was willst du damit sagen?“
„Wir mögen sie. Wir werden uns um sie kümmern. Selbst wenn du dagegen bist.“
Seine Stimme klang scharf: „Ich kümmere mich um Talin.“
„Da bin ich mir nicht so sicher.“ Sascha zuckte die Achseln. „Ich sehe nur diese dicke, hohe Mauer um dich herum. Sie kann dir helfen, sie zu überwinden, aber du musst es auch zulassen.“
Nico wirbelte Talin besonders wild herum, und Clay setzte eine finstere Miene auf. Sie war ein Mensch und keine Gestaltwandlerin. Hoffentlich behielt der Junge im Kopf, wie verletzlich sie war. Dann lachte Talin auf, und Clay beruhigte sich wieder. „Hör auf, in Rätseln zu sprechen.“
Sascha stöhnte genervt auf. „Na schön. Was auch immer eure Beziehung vergiftet, du musst es überwinden. So tust du ihr nicht gut.“
Die offenen Worte verblüfften ihn. Sascha war unglaublich loyal dem Rudel gegenüber. Die Tatsache, dass sie Talins Wohlergehen über sein eigenes stellte, nötigte ihm noch mehr Respekt ab, auch wenn ihre Feststellung ihn ärgerte. „Ich gebe ihr alles, was ich kann. Mehr habe ich noch niemandem gegeben.“
„Das ist nicht genug, Clay. Und sie weiß es.“
Clay überlegte. „Sie ist nicht wie du. Sie kann nicht spüren, was ich fühle.“
„Sag dir das nur immer wieder, wenn du dich dadurch besser fühlst.“ Sascha stellte sich vor ihn, sie war so groß, dass er den Kopf nur wenig senken musste, um ihr in die Augen zu schauen. „Deine Tally ist eins der sensibelsten Lebewesen, das ich je getroffen habe. Missbrauchte Kinder entwickeln manchmal diese Fähigkeiten– reagieren auf die kleinste gefühlsmäßige Veränderung in einem Raum oder in einer Beziehung. Sie weiß ganz genau, was du fühlst.“
„Sascha“, rief Lucas aus dem Kreis der Tanzenden. „Hör auf, mit Clay zu flirten, und tanz endlich mit deinem Mann.“ In seinem Gesicht stand ein übermütiges Lächeln.
Sascha wandte den Kopf, selbst im Profil sah man, wie ihr Gesichtsausdruck weicher wurde. „Ich habe alles gesagt, was ich zu sagen hatte. Der Rest liegt bei dir.“ Dann ging sie in den Kreis und verschwand in Lucas’ Armen. Talin tanzte mit Nico neben dem Alphapaar, und Clay sah, wie sie hochblickte, als Lucas etwa sagte und seine Frau lächelnd anblickte.
Selbst auf diese Entfernung konnte er den Ausdruck in ihrem Gesicht erkennen. Verlangen.
Kein sexuelles Verlangen. Nein, es ging tiefer– sie hatte etwas gesehen, das ihrer Überzeugung nach für sie selbst unerreichbar war. Das traf ihn stärker als alles, was Sascha gesagt hatte.
Er drückte sich von dem Baum ab und ging auf sie zu. Nico sah ihn hinter Talin auftauchen und machte große Augen. Clay tanzte nie. Der Junge sagte etwas zu Talin und ließ sie los, zog sich zurück, um eine andere Partnerin für sich zu suchen. Sie wandte sich erstaunt um. „Clay?“ Er legte die Arme um ihre Taille.
Talin schien nicht zu wissen, wohin mit ihren Händen. Nach kurzem Zögern umfasste sie seine Taille, hielt aber genügend Abstand, um ihm in die Augen zu sehen. „Was ist los?“
„Nichts.“ Er wollte sie an sich ziehen, aber sie wehrte sich.
„Wenn es tatsächlich nichts wäre, würdest du nicht ein Gesicht machen, als wolltest du jemandem den Kopf abreißen.“
„Lass uns tanzen.“
„Clay–“
„Ich sage es dir anschließend.“ Er würde es ihr zeigen. Verdammt noch mal, sie sollte nicht länger leiden.
„Versprochen?“
Das tiefe Knurren brachte ein paar Jugendliche in der Nähe dazu, ihm einen abschätzenden Blick zuzuwerfen. Talin lächelte und presste sich so eng an ihn, dass sie seinen Herzschlag hören konnte.
Er sah amüsiert auf ihren Scheitel. Wahrscheinlich würde er sie in hundert Jahren noch nicht ganz verstehen. Die Katze in ihm war zufrieden, eine so faszinierende Frau gefunden zu haben.
Frau. Gefährtin.
Natürlich war ihnen das von jeher bestimmt gewesen. Etwas in ihm beruhigte sich, als ihm sein Verstand sagte, was sein Herz schon immer gewusst hatte. Sobald sie das Band zwischen ihnen akzeptierte, würde sie
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