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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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Noor Hassan. Ashaya sah in die Akten, die beiden würde dasselbe Schicksal ereilen wie die anderen Kinder, wenn sie es nicht verhinderte.
    Sie fühlte kein Mitleid. Ashaya war eine Mediale. Sie fühlte nichts. Doch die Tatsache, dass ein Mitarbeiter von ihr ohne ihre Zustimmung so etwas tat, machte diese Sache zu einer Machtfrage. Deshalb würde sie auch nicht zu Ming gehen und sich beklagen. Und sie würde es keinesfalls auf eine direkte Konfrontation mit Larsen ankommen lassen.
    Auf eine solche Gelegenheit hatte sie gewartet. Wenn ihre Überlegungen richtig waren, würden nicht nur diese Kinder überleben, sondern der Rat hätte am Ende auch nichts mehr in der Hand, um sich ihre Zusammenarbeit sichern zu können.
    Mit diesem Gedanken begab sie sich auf den Weg nach draußen in die Maisfelder. Die Wachen waren inzwischen an ihre täglichen Spaziergänge gewöhnt, genau wie sie es geplant hatte. Natürlich wurden ihre Pläne dadurch empfindlich gestört, dass sie erst so wenig Zeit gehabt hatte, die Grundlagen für eine Ablenkung zu schaffen. Aber das war nicht zu vermeiden gewesen, wenn Jonquil und Noor das Labor noch lebendig verlassen sollten.
    Manch einer hätte vielleicht behauptet, Ashaya wolle die Kinder nicht sterben lassen, weil sie trotz der Konditionierung durch Silentium ein Gewissen entwickelt habe. Aber sie selbst hätte das vehement bestritten. Sie hatte kein Gewissen und kein Herz– Jonquil und Noor waren genau wie ihr eigener Sohn nur Jetons für ihren Einsatz.
    Sie musste nur noch jemanden finden, der sich auf das Spiel einließ.

 
    32
    Sanft flüsternd war die Nacht hereingebrochen, aber Talin hatte es kaum bemerkt. Sie saß an dem kleinen Frühstückstisch im zweiten Stock des Baumhauses und beschäftigte sich immer noch mit dem, was ihr erst vor ein paar Stunden klar geworden war. Obwohl sie es gerne geleugnet hätte, schien ihre Erkenntnis zuzutreffen. Im Grunde ließ sich alles auf ihre Angst zurückführen, Clay könne sie aus Abscheu verlassen. Und zu dieser Angst hatten sich im Lauf der Zeit noch viele weitere Ängste hinzugesellt.
    Sie hatte gerade an der Schwelle zum Frausein gestanden, als sie sich mit der schrecklichsten aller Lügen von Clay abgewandt hatte– sie war jung gewesen, verwirrt und vollkommen verloren. Nun war sie bereit hinzusehen und erkannte, dass sie offensichtlich in dieser Verwirrung Clays zorniges Beschützen mit der Eifersucht von Orrin vermengt hatte. Die Zwölfjährige hatte Clay verzweifelt vermisst, aber auch gleichzeitig befürchtet, er würde alles zerstören, wenn sie ihn wieder an sich heranließ. Die Erinnerungen an all die Gelegenheiten, bei denen er sich um sie gekümmert hatte, sie mit ihm gelacht und sich sicher gefühlt hatte, waren die einzigen Schätze, die ihr geblieben waren.
    Und selbst das war noch nicht die ganze Wahrheit. Es war viel komplizierter, aber sie hatte genug vom Versteckspielen. Obwohl sie noch so jung gewesen war, musste sie schon damals gewusst haben, dass Clay kein einfacher Freund sein würde. Er war durch und durch ein harter Brocken. Aber er hatte sie genug geliebt, um dafür alles aufs Spiel zu setzen– seine Gesundheit, seine Freiheit und seinen Stolz. Alles, was einem dominanten Raubtiergestaltwandler wichtig war. Sie wusste nicht genau, was er heute für sie empfand, aber es war Zeit, ihre Schuld zu begleichen. Ihn genug zu lieben. Genug, um ihre Furcht zu überwinden, ganz egal, in welcher Gestalt sie sich zeigte.
    Ein leises Geräusch unterbrach ihre Gedanken, Clay stemmte sich in den zweiten Stock hoch. „Verdammt, Tammy hat mich gerade angepfiffen, ich hätte beinahe unseren Tanzabend vergessen. Wenn wir nicht zu spät kommen wollen, musst du in fünfzehn Minuten fertig sein. Es ist schon fast sechs.“
    „Ich kann nicht“, sagte Talin und wies auf die Papiere, die vor ihr auf dem Tisch lagen und auf die sie seit ihrer Rückkehr kaum einen Blick geworfen hatte. Schuldbewusst sah sie ihn an. „Ich muss prüfen, ob ich irgendetwas übersehen–“
    „Ich habe dir doch gesagt“, unterbrach sie Clay, „wir kümmern uns darum. Wir haben unsere Leute da draußen. Und ich habe eine mediale Verbindung angezapft, die hilfreich sein könnte. Aber dieser Tanzabend ist wichtig für das Rudel.“
    „Ich gehöre nicht zu den DarkRiver-Leoparden.“ Und sie brauchte Zeit, um sich weitere Schritte zu überlegen. Sie wusste nicht, wie man sich in einer Beziehung verhielt, wie sie sich ihr ganz öffnen konnte. „Ich werde

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