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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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eine Fremde sein.“
    „Nein, wirst du nicht. Ich bin ja da.“ Er strich über ihren Pferdeschwanz. „Bitte, Tally.“
    Ihr Herz zog sich zusammen. Er nannte sie zwar Tally, aber er vertraute ihr nicht von ganzem Herzen, das Misstrauen seines Leoparden versteckte sich hinter einem fast undurchdringlichen Schild– aber sie spürte es. Glaubte er vielleicht, sie merke es nicht? Dieser dumme, arrogante Leopard. Sie kannte ihn zu gut und liebte ihn zu sehr, um so etwas nicht zu spüren. „Hast du tatsächlich bitte gesagt?“, neckte sie ihn und überwand damit die schmerzhafte Einsicht, dass er sie vielleicht nie mehr so lieben würde wie früher.
    „Sehr witzig.“
    „Ich würde gerne. Aber ich fühle mich schuldig, wenn ich mich amüsiere, während–“
    „Es geht nur um ein paar Stunden. Es wird dir helfen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.“
    Da musste sie ihm zustimmen. Ihre Konzentration war zum Teufel, dabei fiel ihr ein– „Weißt du etwas Neues über Max?“
    „Es geht ihm gut, er ist bei Bewusstsein. Ein Rudelgefährte ist hingefahren und hat ihn untersucht.“
    Ihr wurde etwas leichter. „Was ist eigentlich der Anlass für diesen Tanzabend?“
    „Wir feiern ein neues Paar.“
    „So etwas wie eine Hochzeit?“
    „Etwas ganz anderes als eine Hochzeit. Gestaltwandler schließen für immer den Bund miteinander. Gefährten verlassen einander nie“, sagte Clay. „Loyalität bis in den Tod.“
    Ihr Herz zog sich zusammen bei dem Gedanken an so etwas Schönes und Schreckliches zugleich. „Und warum braucht eine solche Entscheidung noch den Segen des Rudels?“
    „Als Zeichen der Aufnahme. Zachs Frau wird in das Rudel aufgenommen.“ Er sah sie durchdringend an. „Ist alles in Ordnung, Tally?“
    Er kannte sie viel zu gut, aber gerade deshalb durfte sie ihn ihre Verletzung nicht spüren lassen– ihre neue Erkenntnis über eine vielleicht für immer verlorene Liebe durfte nicht zwischen ihnen stehen. „Mir geht es gut. Ich bin nur ein wenig müde.“
    Sein Blick wurde sanfter. „Ich muss da hin, Baby. Ich bin ein Wächter.“
    „Dann ist deine Anwesenheit wichtig“, sagte sie voller Stolz auf das, was er erreicht hatte. „Also einverstanden. Ich werd mich nur noch kurz herrichten.“
    Im Schlafzimmer wusch sie Gesicht und Hände und zog das schönste Oberteil an, das sie mitgenommen hatte. Es war weiß und hatte lange Ärmel und an den Seiten schmale Spitzeneinsätze. Die Jeans behielt sie an, aber sie löste den Pferdeschwanz und bürstete ihre Haare. Dann wühlte sie aus einer Laune heraus in ihrer Tasche, bis sie ein kleines Etui gefunden hatte. Vielleicht waren sie noch darin– ihre Fingerspitzen ertasteten Metall.
    „Bingo!“ Sie holte die falschen Silberohrringe heraus. Die keltischen Ornamente würden an ihren Ohren sanft hin und her schwingen und ihre einfache Kleidung schicker machen. Doch ihr Lächeln verschwand, als sie die Ohrringe vor dem Spiegel anlegte.
    Jon hatte sie ihr vor ein paar Monaten gegeben– er hatte sieauf einem Flohmarkt entdeckt–, aber das Geschenk bedeutete ihr viel, denn er hatte den Schmuck mit hart erarbeitetem Geld auf ehrliche Weise erworben. „Ich habe dich nicht vergessen“, versprach sie ihm entschlossen. „Wir haben dich nicht vergessen.“ Denn nach viel zu langer Zeit hatte sie endlich begriffen, dass ihr Leopard sie durch jede Dunkelheit begleiten würde.
    Clay lehnte an einem Baum am Rande des Festplatzes und sah zu, wie Nico Talin herumwirbelte, als er die Gegenwart eines vertrauten Wesens spürte. Sascha stellte sich neben ihn, hielt aber Abstand. Die meisten Gestaltwandler mochten Berührungen, aber sie wusste, dass Clay nichts von flüchtigen Kontakten hielt.
    „Sie scheint sich zu amüsieren.“
    Clay nickte. „Ja.“
    „Warum stehst du dann hier so herum?“
    „Ich bin kein großer Tänzer.“
    Sascha schlug die Arme übereinander. „Das ist also heute deine Ausrede. Was ist mit den anderen Gelegenheiten, bei denen du lieber im Schatten bleibst?“
    „Was soll das werden? Kostenlose Psychoanalyse?“ Er hatte sehr deutlich gemacht, dass niemand, nicht einmal Sascha, etwas in seinen Gefühlen zu suchen hatte. „Versuchst du es mal wieder, Sascha?“
    „Du weißt ganz genau, dass ich mich dafür nicht extra anstrengen muss. Ich nehme Gefühle wahr wie du Gerüche.“ Sie lehnte sich ebenfalls an den Baum. „Seit Talin da ist, hat dein Leben eine bemerkenswerte Wendung zum Besseren genommen, aber du bist dennoch nicht

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