Im Feuer der Nacht
schüttelte den Kopf. „Die Medialen müssen ein für alle Mal begreifen, dass du unangreifbar bist. Jeder, der es auf dich abgesehen hat, setzt sein Leben aufs Spiel.“
„Es ist aber nicht nur einer“, versuchte sie ihn zu überzeugen. „Wenn du hinter ihnen her bist, werden sie–“
„Ich bin auch nicht allein.“ Er rieb seinen Kopf an ihr, wollte sie beruhigen, ihr ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, aber er konnte ihrer Bitte nicht nachgeben. Er konnte die Krankheit nicht aus ihrem Leib reißen, aber er konnte diese Bedrohung auslöschen. „Du gehörst jetzt zum Rudel. Akzeptiere einfach, was sie dir geben müssen.“ Was er ihr geben musste.
„Ich liebe dich“, flüsterte sie. „Deinen Tod würde ich nicht überstehen.“ Starke Worte. Sie zeigte ihm ihr Innerstes.
„Dann bitte mich nicht darum, ruhig zuzusehen, wenn du in Gefahr bist“, sagte er. „Ich muss dich einfach behüten.“
„Ich bin doch schon k–“
Er küsste sie, ehe sie es aussprechen konnte. Sie war weder krank, noch würde sie sterben. Er weigerte sich, das zu akzeptieren. „Wir sprechen später darüber“, sagte er. „Doch diese Nacht… versprich mir nur, dass du hier bist, wenn ich wiederkomme.“ Dass sie ihn berühren würde, selbst wenn sein Körper Spuren von Gewalt trug.
Auf ihrem Gesicht erschien ein trotziger Ausdruck, und er spürte, wie sein Herz aussetzte. „Wenn du nur einen Kratzer, einen einzigen Kratzer hast, schläfst du den ganzen nächsten Monat im Wohnzimmer.“ Ihre Lippen zitterten. „Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“
Er lächelte bei dieser Drohung, von der beide wussten, dass Talin sie niemals in die Tat umsetzen würde. „Ja, Mylady.“
Spät in der Nacht betrat Talin erneut das ihr nun schon vertraute Heim von Tamsyn. „Ich werde hier warten, bis Clay zurück ist“, erklärte sie der Heilerin mit sorgenvoller Stimme.
„Ich weiß“, sagte Tamsyn lächelnd. „Willst du ein Glas Wein?“
„Es ist schon so spät.“ Talin löste die geballten Fäuste und sagte sich, Clay würde es schon gut gehen. Er würde zu ihr zurückkehren, er hatte es ja versprochen. Er würde sie nicht noch einmal allein lassen.
„Ich glaube nicht, dass du ein Auge zumachen kannst. Sascha übrigens ebenso wenig.“
„Sascha ist auch da?“ Da sie direkt in die Küche gegangen war, nachdem Clay sie abgesetzt hatte, hatte sie niemanden sonst gesehen. Sie schluckte ihre Furcht hinunter, wollte die Kardinalmediale nicht sehen lassen, wie tief sie saß. Sie wusste, Clay würde sie nie freiwillig verlassen. Das hatte er nie getan. Aber ein Teil von ihr konnte immer noch nicht daran glauben, war immer noch die blutbesudelte Achtjährige, und dieses Kind wusste, dass es manchmal keine Wahl gab. „Wo ist sie?“
„Oben. Julian ist aufgewacht und hat nach ihr verlangt– ich könnte schwören, die Zwillinge riechen sie schon aus einem Kilometer Entfernung.“ Sie schüttelte den Kopf. „Sie sind völlig hin und weg von ihr. Sie würden sich sogar ihretwegen mit Lucas anlegen, wenn er nicht so viel größer wäre.“
Talin zwang sich, ihre Gedanken auf die Gegenwart zu richten. „Ich kann mir schon vorstellen, warum das so ist.“ Vielleicht sahen die beiden es ja nicht, aber sie waren sich sehr ähnlich, beide hatten die Warmherzigkeit von Heilerinnen. Und doch verhieß ihre Wärme auch Sicherheit. „Und wo sind Jon und Noor?“
„Noor schläft, und Jon leistet Kit beim Lernen Gesellschaft.“ Tamsyn deutete nach oben. „Zweite Tür links.“
Talin schüttelte den Kopf. „Ich glaube, mehr Bemutterung erträgt er nicht.“
Tammy lächelte. „Es wird ihm bei Kit schon gut gehen.“
„Bei dir scheinen immer eine Menge Leute aufzukreuzen“, sagte Talin, die begierig war, etwas mehr über Clays Welt zu erfahren. Sie wollte ihn nicht wie Isla behandeln, die das Tier in ihm nie anerkannt hatte, nie akzeptiert hatte, dass er anders war– auf eine schöne und einzigartige Weise. „Macht es dir nichts aus?“
„Um Gottes willen, nein. Ich kümmere mich gern um das Rudel. Das gehört zu meinem Wesen als Heilerin, nehme ich an.“ Tamsyn schob ihr ein Glas blassgoldenen Wein hin. „Darum haben die Heilerinnen auch immer ein großes Haus. Es wird unvermeidlich das gesellschaftliche Zentrum des Rudels.“ Sie griff nach einer Tüte mit Kaffeebohnen.
„Machst du jetzt noch Kaffee?“
„Faith und Sascha trinken keinen Wein– Mediale reagieren auf Alkohol recht eigenartig.“
In diesem Moment
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