Im Feuer der Nacht
drei anderen alle Beweise vernichtet und die Leiche so tief im Wald vergraben hatte, dass niemand sie jemals finden würde. Larsen Brandell war vom Erdboden verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Judd hatte den Verstand der Frau unbeschädigt gelassen. Niemand würde etwas von ihr erfahren, sie wusste nur, dass zwei Unbekannte mit ihr gesprochen und ihr den Organizer weggenommen hatten, bevor sie sie wieder laufen ließen.
Die Leoparden und die Wölfe hatten nichts dagegen, sich mit den Medialen anzulegen, aber manchmal war es besser, verdeckt zu arbeiten, damit der Feind nicht wusste, wie stark sie waren. Sie hatten jetzt weitere Beweise, dass Silentium versagt hatte, und Clays Meinung nach würden diese Beweise in nicht allzu ferner Zukunft einmal Munition für die beginnende Revolution im Medialnet liefern.
„Clay“, wiederholte Talin, als sie nebeneinander im Bett lagen. „Rede mit mir, mein Schatz. Sag mir, was dieser Ausdruck in deinen Augen zu bedeuten hat.“
Und weil es Tally war, die einzige Person, die er nie hatte anlügen können, erzählte er ihr alles. „Ich bin froh, dass er tot ist“, sagte er und versank in ihrem Anblick, als sie sich, auf den Ellenbogen gestützt, über ihn beugte und ihn ansah, während ihr das wunderschön schimmernde Haar auf den Schultern lag. „Ich musste es tun.“
„War es so wie damals?“
„Nein.“ Er war selbst über seine Antwort überrascht. „Damals war es Wut. Wut und Beschützerinstinkt und Hilflosigkeit. Aber es war auch nicht so wie bei dem Soldaten, als wir Jon und Noor gerettet haben– das war im Kampf. Diesmal war es eine kaltblütige Hinrichtung.“ Er weigerte sich, die Wahrheit in ein schöneres Gewand zu kleiden. Tally musste ihn so akzeptieren, wie er war, auch die Brutalität des Tieres. Wenn sie das nicht konnte… würde es ihm zwar sein Raubtierherz brechen, aber er würde sie trotzdem nicht freigeben. Er würde sie nie wieder loslassen. „Ich habe ihm die Kehle aufgeschlitzt.“
Sie zeigte keinen Abscheu, sondern legte beruhigend die Hand auf sein Herz. „Warum hast du ihn umgebracht?“
„Er hätte sonst einen Weg gefunden, noch mehr Kinder zu töten.“ Larsens Pläne– die er in seinem Organizer gespeichert hatte– hatten ihre Vermutungen über seine mörderischen Absichten bestätigt.
Talin senkte den Kopf, bis sie ihn mit der Stirn berührte und ihr Haar sie beide wie ein schimmernder Vorhang umgab. „Wenn der Mistkerl in diesem Moment hier wäre, würde ich ihm ohne Zögern ein Messer in sein abgrundtief böses Herz stoßen.“
Er legte die Arme um sie. „Wirklich?“
„Ja.“ Sie streifte seine Lippen mit einem Kuss. „Er hat meinen Kindern wehgetan. Frag doch die Frauen in deinem Rudel. Jede würde dir dieselbe Antwort geben. Hältst du mich deshalb für eine Bestie?“
„Nein.“
„Wie könntest du dann eine sein?“
Etwas in ihm entspannte sich, und er bewegte sich nicht, als sie ihn sanft und genüsslich küsste. „Liebst du mich immer noch?“, fragte er heiser. So sprachen Geliebte und Gefährten miteinander, sprach ein Mann mit der einzigen Frau, die er jemals gewollt hatte.
„Viel zu sehr“, antwortete sie. „Ich fühle mich nur ganz, wenn ich mit dir zusammen bin. Bin ich deshalb schwach?“
Die Katze in ihm streckte sich, als sie eine Reihe von Küssen auf seine Wangen und seinen Hals drückte. „Wenn du schwach bist, dann bin ich es auch.“ Ohne sie war er nur eine Maschine. Schon vor langer Zeit hatte er ihr sein Herz und seine Seele geschenkt. Er spürte die sanfte Berührung ihres Haares auf seiner Haut, als sie sich auf seinem Körper nach unten schob. „Tally–“
„Schsch.“ Sie legte ihre Hand wieder auf sein Herz und sah ihn an. In ihrem Blick lag so viel Zärtlichkeit, dass er ganz in Bann geschlagen war. Zarte und süße Fesseln hielten ihn fest, und er war seiner Wärterin vollkommen verfallen. „Ich will dich heute Nacht lieben.“
„Nur heute Nacht?“, neckte er sie und strich ihr über das Haar.
Ihr Lächeln erhellte das ganze Zimmer. „Vielleicht noch einmal… wenn du dich benimmst.“ Sie senkte den Kopf, und wieder spürte er zarte Küsse auf seiner Haut. „Ist das eine empfindliche Stelle?“ Sie fuhr ihm mit der Zunge über die Brustwarze.
Clay schauderte, spürte, wie sie lachte. Dann blies sie auf die feuchte Stelle, und er stöhnte auf. In dem Moment setzte sie ihre Zähne ein. Die Katze knurrte, aber Tally machte einfach weiter. Er hätte sie nie
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