Im Feuer der Nacht
Befehl. „Ich muss mich darauf verlassen können, dass du für Jon und Noor da sein wirst.“ Die Kinder vorzuschieben war ein wenig gemein, aber sie würde alles tun, um Clay in Sicherheit zu wissen, würde ihren Stolz und ihre Seele dafür hingeben.
„Nein.“
„Versprich es mir.“
Er löste sich von ihr, rollte sich zur Seite und stand auf. „Du wirst nicht sterben, deshalb müssen wir auch nicht darüber reden.“
Sie setzte sich auf, in ihrer Kehle hatte sich ein Kloß gebildet. „Es nutzt nichts, die Wahrheit zu ignorieren, du überheblicher Leopard.“
Er verwandelte sich in einen Strauß leuchtend bunter Funken.
Sie war so überrascht, dass sie nichts mehr sagen konnte. Dann stand der schönste Leopard vor ihr, eine wunderbare Kreatur, die sie trotzig ansah. „Ganz unfair“, flüsterte sie, warf die Decke zur Seite und ließ sich zu ihm auf den Boden hinab.
Er kam zu ihr, legte den Kopf auf ihren Schenkel. Sie hätte eigentlich ärgerlich sein müssen, weil er ihre Auseinandersetzung auf diese Weise beenden wollte, aber sie streichelte ihn. „Wunderschön“, flüsterte sie und vergrub ihre Hand in dem schwarz-goldenen Fell. „Prächtig.“ Zärtliche Worte, denn er war zwar groß und kräftig, aber auch ihr Geliebter, ihr Leben.
Grüne Augen starrten sie an, selbstgefälliger Stolz zeigte sich in ihnen.
„Eitel“, fügte sie hinzu.
Er knurrte und zeigte die Zähne. Doch noch immer streichelte sie ihn. Ihren Gefährten. Ihr Ein und Alles.
45
Als Talin am späten Vormittag auf der Hintertreppe bei Tammy und Nate saß, war sie noch immer benommen vor Freude und Furcht. Sie war erst sehr spät zu ihnen gekommen, weil sie Rangi noch über den neuesten Stand der Entwicklungen hatte informieren müssen. Der Hüter war endlich zurück. Er hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als sie ihn davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass Iains Mörder tot war.
„Gut“, hatte er erwidert. „Danke, dass du dich um meine Kinder gekümmert hast.“
Sie hatte ihn mit allen notwendigen Auskünften und Details versorgt und war dann, von sämtlichen Pflichten befreit, zurückgefahren. Ihr Kündigungsschreiben war schon fertig, sie musste es nur noch an Shine mailen. Sie traute sich nicht mehr zu, die Verantwortung für das Wohlergehen der Kinder zu übernehmen, wenn in ihrem Verstand jederzeit ein Kurzschluss erfolgen konnte. Ihr Blick fiel auf Noor und Jon.
Die beiden spielten mit den Zwillingen im Hof, Dorian hatte die Rolle des Babysitters übernommen. Gott sei Dank hatte sie Clay, der aufpasste, dass sie diesen Kindern keinen Schaden zufügte, wenn es wieder soweit war. Er war gerade im Haus und telefonierte, um ein Team für den Umbau des Baumhauses zusammenzustellen.
„Guten Morgen.“
Talin sah hoch. „Sascha? Was machst du denn hier?“
„Ich wollte sehen, wie es Jon und Noor geht.“ In den Augen der Empathin leuchteten keine Sterne, aber in ihrem Gesicht stand ein Lächeln. „Kann ich mich zu dir setzen? Ich habe Kaffee für uns beide mitgebracht.“
Dankbar nahm Talin die Tasse, die Sascha ihr hinhielt, und rückte ein wenig zur Seite, damit die Kardinalmediale sich setzen konnte. „Wo ist Lucas?“
„Er spricht mit Nate über die Veränderung an dem Schutzgürtel des Territoriums. Es gab Probleme mit medialen Eindringlingen, deshalb werden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Aber so wie es ausschaut, wird der Rat in nächster Zeit viel zu viel mit internen Schwierigkeiten zu tun haben, als dass er sich allzu sehr um uns kümmern kann.“
Talin nahm einen Schluck Kaffee. „Alles ist auf einmal heftig in Bewegung geraten, nicht wahr?“
„Ja.“ Sascha hielt die Tasse in beiden Händen und hatte die Ellbogen auf die Oberschenkel aufgestützt. „Es geht viel schneller, als ich vermutet hätte. Judd glaubt, mein Abfall vom Medialnet habe als Katalysator gewirkt.“
Talin hörte die Skepsis in Saschas Stimme. „Aber du bist nicht seiner Meinung?“
„Man hielt mich für eine schwache Mediale, ein nutzloses Anhängsel der Ratsherrin Nikita Duncan.“ Schmerz und Ärger waren aus ihren Worten herauszuhören. „Ich glaube kaum, dass mein Weggang solche Wellen geschlagen hat.“
Talin dachte darüber nach, während beide Frauen zusahen, wie der gutmütige Jon von den Zwillingen zu Boden geworfen wurde und Noor sich den Ball schnappte und davonlief. „Vielleicht war gerade deine offensichtliche Schwäche das Entscheidende.“
Sascha sah sie nachdenklich an. „In
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