Im Feuer der Nacht
wandte den Kopf zur Seite. „Das ist mein Mann, Lucas.“
Talin kannte beide Namen. Lucas Hunter war das Alphatier der DarkRiver-Leoparden, Sascha Duncan die Tochter der Ratsfrau Nikita Duncan. Talin hatte davon gehört, dass Sascha sich vom Medialnet getrennt hatte, den Berichten aber nicht geglaubt. „Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte sie schließlich, auch wenn weder Sascha noch Lucas Anzeichen von Entgegenkommen gezeigt hatten.
Clay veränderte seine Position und legte ihr die Hand auf den Rücken. Unwillkürlich erstarrte sie, was alle Anwesenden registrierten. Aber Clay ließ die Hand, wo sie war, und sie war ihm dankbar dafür. Offensichtlich billigten seine Rudelgefährten ihre Anwesenheit nicht. Normalerweise hätte sie das kaltgelassen, aber in diesem Fall machte es ihr etwas aus. Denn diese Leute waren Clay wichtig.
„Man hat Talin gesagt, sie sei krank“, sagte Clay zu Sascha. „Kannst du das überprüfen?“
Sascha sah ihn erschrocken an. Diese offen gezeigten Gefühle auf dem Gesicht einer Medialen verwirrten Talin, mehr noch die Wärme und Zuneigung in ihrer Stimme. „Clay, ich bin keine M-Mediale. Ich weiß nicht–“
„Versuch es einfach.“
Lucas hob eine Augenbraue. „Sie mag es nicht, wenn man ihr Befehle gibt.“ Er klang amüsiert, aber seine Augen blieben auf Talin gerichtet.
Sie lehnte sich stärker gegen Clays Hand.
„Bitte.“
Talin war noch damit beschäftigt, sich von dem Schock zu erholen, aus Clays Mund ein solches Wort zu hören, als Sascha sich plötzlich aus Lucas’ Umarmung löste und einen Schritt nach vorn machte. „Raus. Das gilt für euch beide“, sagte sie gebieterisch, wie um Widerspruch vorzubeugen. „Ich muss dazu mit Talin allein sein.“
Lucas küsste Sascha auf den Nacken, die Geste zeigte die tiefe und innige Verbundenheit zwischen ihnen. Talin fragte sich, wie sich wohl Clays Lippen auf ihrem Hals anfühlen würden. Sie schluckte und verkrampfte sich innerlich. In diesem Moment hob Lucas den Kopf und brach den Bann. „Komm schon“, sagte er zu Clay. „Ich hab sowieso etwas mit dir zu besprechen.“
Clay sah Talin finster an, bevor er ging. „Mach mit.“
„Ich nehme mal an, Sie haben nicht Ihre Zustimmung gegeben, eine fremde Mediale in Ihrem Gehirn herumstochern zu lassen?“ Das klang sarkastisch, und Talin war auf der Hut. Diese Frau war nicht loyal ihr gegenüber.
„Nein.“
„Wollen Sie mir trotzdem erzählen, was Sie beunruhigt?“
Da Clay es bereits wusste, konnte sie es auch anderen mitteilen. „Eine unbekannte Krankheit zerfrisst mich, tötet wahrscheinlich Gehirnzellen ab. Ich habe die Diagnose dreimal überprüfen lassen.“
Die Kardinalmediale sah sie nachdenklich an. „Würden Sie mir gestatten, zu versuchen, Ihnen zu helfen?“
„Er vertraut Ihnen.“ Wieder erfasste sie Eifersucht. Sie fühlte sich klein und unbedeutend, aber sie konnte nichts dagegen tun– was Clay anging, war sie nie vernünftig gewesen. „Sie gehören zum Rudel.“
Sascha spürte die Ambivalenz in Talin und hatte Verständnis dafür. „Ja.“ Selbst im vertrauten Kreis der Wächter suchte Clay den Schatten auf, aber wenn es hart auf hart ging, verband sie tiefe, unverbrüchliche Loyalität. „Ja“, sagte sie noch einmal.
Die wohlgestaltete Brünette ihr gegenüber neigte den Kopf. „Nun gut.“
Doch trotz aller Versuche konnte Sascha nichts ausrichten. „Sie haben Schutzschilde.“
„Wie bitte?“ Talin runzelte die Stirn. „Aber ich bin ein Mensch.“
„Wohl wahr.“ Das Fehlen starker Schilde machte die Menschen zur schwächsten der drei Arten. Sascha probierte es noch einmal. „Sie haben nicht nur Schilde“, sagte sie, nachdem sie heftig abgewiesen worden war, „sondern die sind darüber hinaus auch hermetisch abgeschlossen.“
„Ich habe keine Ahnung, warum das so sein sollte.“
Sascha hob die Hand. „Wenn Sie nichts dagegen haben…“ Talin zuckte nicht einmal zusammen, als Sascha ihr die Hand auf die Wange legte. Bei Gestaltwandlern änderte Körperkontakt häufig alles. Nicht so bei Talin. Sascha ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück, instinktiv wusste sie, dassTalin körperliche Berührungen nicht mochte. Doch es schien, als hätte sie Clay bereits Annäherungen gewährt. Faszinierend.
„Ich bin keine Expertin für menschliche Gehirne“, sagte sie, „aber Ihre Schilde sind zweifellos ungewöhnlich. Aus irgendeinem Grund hat Ihr Geist gelernt, sich selbst zu schützen.“ Ihr
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