Im Feuer der Nacht
Scheuklappen an die Akten heran. Mal sehen, welche Muster Sie finden.“
Erst als er in seinem schalldichten Mietwagen saß, machte Dev den Anruf. „Du hast sie alle unterschätzt.“
„Wir können nicht riskieren–“
„Doch, das können wir.“ Santos’ Hand war kurz davor, das Handy zu zerdrücken. „Es sterben Kinder.“
„Wir müssen uns erst vergewissern, ob man den Leoparden diese Informationen anvertrauen kann.“
„Warum befürchtest du denn immer noch, jemand könnte es herausfinden?“ Beinahe hätte er das Handy durch die Windschutzscheibe geschleudert. „ Sie wissen es doch bereits. Darum entführen sie doch unsere Kinder.“
Talin war müde und durcheinander, als sie am Baumhaus aus dem Wagen stiegen. Sie hatte Max besuchen wollen, aber Clay hatte sich dagegen ausgesprochen, denn sie konnten dadurch Max und auch sich selbst in Gefahr bringen. Stattdessen hatte er auf einer sicheren Leitung in der Klinik angerufen, und man hatte ihm gesagt, Max sei bewusstlos, aber sein Zustand sei stabil.
In ihrer Niedergeschlagenheit über ihr Unvermögen, diejenigen, die ihr etwas bedeuteten, vor Bösem zu bewahren, schlug sie blind um sich. „Ich glaube einfach nicht, dass Dev uns Dinge vorenthält, die uns helfen könnten, Jon zu finden.“
„Er hat uns einen wichtigen Hinweis gegeben“, sagte Clay und legte den Arm leicht um ihre Taille, während sie zum Baumhaus gingen. „Die Medialen.“
Sie schüttelte seinen Arm ab. Ihre Haut reagierte auf seine Berührungen in einer Weise, die sie verstörte– denn trotz allem, was sie Faith gesagt hatte, hatte sie keine Ahnung, was zum Teufel sie von ihm wollte. Sie wusste nur, dass sie Clay nicht verlieren durfte. „Es gibt keine Beweise für eine Beteiligung von Medialen. Max ist ein guter Polizist– wenn es etwas gäbe, hätte er es gefunden.“
Clay öffnete die Tür und benutzte die neu eingebaute Alarmanlage mit Stimmerkennung, um das Licht anzuschalten. „Verdammt noch mal, was läuft da zwischen Max und dir? Es geht ihm gut– ich war schon schwerer verwundet und habe überlebt“, murmelte er, nachdem sie im Haus waren. „Bist du etwa scharf auf den Kerl?“
Ihr Herz setzte aus, als ihr klar wurde, wie eifersüchtig er war, aber sie zeigte es nicht. „Du machst mich wahnsinnig!“ Sie wandte sich um und stieg die Leiter hoch. „Es ging mir nur durch den Kopf, dass er ein netter, vertrauenswürdiger und besonnener Kerl ist. Und weißt du was? Ich könnte es weiß Gott schlechter treffen.“
Clay schnaubte und folgte ihr. „Nett, vertrauenswürdig, besonnen“, äffte er sie nach. „Klingt so aufregend wie ein alter Schuh.“
„Vielleicht will ich gar nichts Aufregendes“, sagte sie zwischen zusammengepressten Zähnen und fragte sich, wie sie in dieses Fahrwasser geraten waren. Sie drehte sich um und sah ihn an. „Vielleicht möchte ich etwas Normales.“
„Normal?“ Das klang scharf und gefährlich.
Seit Tagen war sie zum ersten Mal wieder auf der Hut. Clay war genauso müde und nervös wie sie. Vielleicht durfte sie ihn nicht in die Enge treiben. Die Frau, die am Anfang bei jeder Berührung zusammengezuckt war, hätte es bestimmt nicht getan. Doch zu ihrer Überraschung stellte Talin fest, dass sie nicht mehr diese Frau war. „Normal“, wiederholte sie. „Ich möchte einen netten Menschenfreund, der nicht auf so abartige Sachen wie Lecken steht.“
Clay kam auf sie zu. „Abartig?“
Sie trat einen Schritt zurück. „Genau.“
„Ein Mensch?“
„Ganz sicher ein Mensch. Keine Krallen. Kein Geknurre. Keine scharfen Zähne.“ Ihre Stimme klang so entschieden, dass sie ihr beinahe selbst glaubte. „Normal. Gewöhnlich.“ Das war sie selbst nie gewesen. „Weißer Gartenzaun.“
Clays Augen wurden ganz dunkel, und er blieb stehen. „Wirklich?“
„Wirklich“, presste sie hervor. „Ich habe es satt, eine Außenseiterin zu sein.“
Clays Instinkt war geweckt. „Was verschweigst du mir, Baby?“
„Nichts.“ Sie sah ihn an, dann wandte sie den Kopf. „Ich muss dringend ins Bett.“
„Um von deinem ganz gewöhnlichen Menschenfreund zu träumen?“ Er kam wieder näher. Der Schock, sie könnte wirklich einen Menschen vorziehen, löste sich auf, als er die Gefühle in ihren Augen sah. „Vielleicht willst du dich in eine hübsche kleine Fantasiewelt flüchten, in der keine schlimmen Dinge geschehen?“
Als er vor ihr stand, hob sie abwehrend ihre Hände und legte sie auf seine Brust. „Und was ist falsch
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