Im Feuer der Nacht
erschöpft, um mit ihm zu streiten, um zu fordern, er möge ihr die Gründe erklären. Es sah ihr gar nicht ähnlich, dass sie nachgab und sich von ihm nach Hause bringen ließ. Um sechs Uhr, zu einer ungünstigen Zeit, trafen sie in der Mount Street ein. Minerva, die verwitwete Viscountess Calverton, empfing sie in ihrem Ankleidezimmer.
Mitfühlend und geduldig lauschte die Frau, während Penelope das Ergebnis ihrer Rückkehr aus dem Findelhaus und die Geschichte von dem Durchsuchungsbefehl erzählte.
»Und jetzt«, schloss Penelope, »muss ich bei Lady Forsythe erscheinen und versuchen, die unvermeidlichen Gerüchte im Keim zu ersticken.«
»Das«, mischte Barnaby sich direkt an Minerva gerichtet ein, »ist ein Punkt, bei dem ich wohl behilflich sein kann. Denn weder Inspektor Stokes noch ich sind geneigt, diese gefälschte Anordnung als schlichtes Ärgernis abzutun. Wir sind überzeugt, dass der Verbrecher versucht hat, die Polizei vor seinen eigenen Karren zu spannen. Er wollte auf Penelope und das Findelhaus einschlagen, weil sie seine Pläne zwar nicht vollständig durchkreuzt, aber doch erheblich beschnitten haben.«
Er schwieg kurz. »Wer auch immer dieser Verbrecher sein mag, um diesen entscheidenden Schritt voranzukommen, hat er es vielleicht darauf abgesehen, Penelope Schaden zuzufügen. Die meisten Ladys hätten es wohl nicht gewagt, sich gegen einen Durchsuchungsbefehl zur Wehr zu setzen, geschweige denn Stokes zu benachrichtigen. Aber wie jedermann aus unseren Kreisen weiß, können selbst Gerüchte erheblichen Schaden anrichten.«
Wieder machte er eine kleine Pause. »Um sicherzustellen, dass die Gerüchte erstickt werden, bevor sie ins Kraut schießen können, glaube ich, dass es klug wäre, wenn ich Penelope heute Abend zu Lady Forsythe begleiten würde. Selbst wenn sich herausgestellt hat, dass der Durchsuchungsbefehl jeglicher Grundlage entbehrt, könnte es sein, dass es manchen an Überzeugung mangelt... nicht unbedingt daran, was Penelopes Unschuld betrifft, wohl aber daran, im Findelhaus ginge nicht alles mit rechten Dingen zu. Wenn ich mit meinen bekannten Verbindungen zur Polizei die Fälschung des Durchsuchungsbefehls beglaubigen würde, würden nur wenige es wagen, diese Tatsache abzustreiten. Penelope und das Findelhaus wären von jeglichem Verdacht freigesprochen.«
Minerva lächelte warmherzig. »Vielen Dank, Mr. Adair. Wirklich ein sehr freundliches Angebot. Noch dazu eines, das ich persönlich hocherfreut annehmen würde.« Sie blickte ihre Tochter aus ihren dunklen Augen an. »Penelope?«
Penelope hatte den Blick nachdenklich auf Barnaby gerichtet, befreite sich mit einem Kopfschütteln aus ihrer Grübelei und nickte. »Ja. Ich muss gestehen, dass ich mich viel wohler fühle, wenn ich diesen Abend nicht allein überstehen muss.«
Barnaby bemerkte Minervas überraschtes Blinzeln, über das sie hastig hinwegtäuschte, nachdem Penelope seine Begleitung und Hilfe bereitwillig akzeptiert hatte.
»Nun«, meinte Minerva, »in diesem Fall will ich Amarantha Forsythe eine Nachricht zukommen lassen und sie um Nachsicht bitten, Sie so kurzfristig noch an ihrem Tisch platzieren zu müssen.« Sie lächelte. »Nicht dass sie Ihren Besuch nicht aufgeregt erwarten würde. Um diese Jahreszeit sind nur noch wenige aus unseren Kreisen überhaupt in der Stadt, sodass es keine Umstände machen wird, noch ein Gedeck aufzulegen. Und wenn ich eine Andeutung über den Grund Ihres Besuchs fallen lasse, Mr. Adair, dann garantiere ich, dass sie erfreut sein wird, Sie bei sich willkommen zu heißen.«
Barnaby verbeugte sich. »Danke sehr, Ma’am.«
Minervas dunkle Augen fingen seinen Blick auf, und es schien, als zwinkerte sie ihm zu. »In der Tat. Ich habe gerade einen Brief von meinem Sohn gelesen, der mir interessante Angelegenheiten aus Leicestershire berichtet.«
Penelope merkte auf. »Was schreibt Luc?«
Barnaby schickte ein Stoßgebet zum Himmel ...
Minerva lächelte eine Spur breiter. »Ach, nur die üblichen Familiendinge, meine Liebe. Und natürlich die strikte Anweisung, dich genau im Auge zu behalten.«
»Oh.« Auf Anhieb verlor Penelope das Interesse, schaute auf die Uhr. »Sieh nur, wie die Zeit rennt. Ich muss mich umziehen.«
Barnaby erhob sich mit ihr zusammen. Er fing Minervas Blick auf und hielt ihn für den Bruchteil einer Sekunde fest, bevor er sich verbeugte, einen Zoll tiefer als üblich. »Ich werde gut auf Miss Ashford Acht geben, Ma’am. Darauf können Sie sich
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