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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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inne und linste hinein. Penelopes Büro - »Hausverwaltung« war auf einem Messingschild an der Tür zu lesen - war ein strenges, schmuckloses Viereck mit weißen Wänden. An der Wand befanden sich zwei große Schränke, vor dem Fenster ein großer Tisch und zwei Stühle mit gerader Lehne.
    Penelope saß auf dem Stuhl hinter dem Tisch und konzentrierte sich auf einen Stapel Papiere. Die dunklen Brauen über ihrer kleinen geraden Nase hatten sich zu einer beinahe waagerechten Linie verzogen, als sie kaum merklich die Stirn runzelte.
    Er bemerkte, dass sie die Lippen fest und beinahe unfreundlich zusammengepresst hatte.
    Sie trug ein dunkelblaues Straßenkleid; die blaue Farbe betonte ihren porzellanzarten Teint und das füllige tiefbraune Haar. Natürlich bemerkte er den rötlichen Schimmer in der üppigen Pracht.
    Er hob die Hand und klopfte einmal an die Tür. »Miss Ashford?«
    Sie schaute auf. Einen Moment lang blieben ihr Blick und ihre Miene verständnislos, dann blinzelte sie, erinnerte sich und winkte ihn herein. »Mr. Adair. Willkommen im Findelhaus.«
    Kein Lächeln, notierte Barnaby in Gedanken, wie erfrischend. Vollkommen geschäftlich.
    Ungezwungen betrat er das Büro und blieb neben einem Stuhl stehen. »Vielleicht können Sie mir das Haus zeigen und auf dem Spaziergang meine Fragen beantworten.«
    Penelope dachte kurz über seinen Vorschlag nach, richtete den Blick auf die Papiere vor sich. Er konnte förmlich hören, wie sie mit sich zu Rate ging, ob sie ihn mit ihrer Gehilfin auf die Tour schicken sollte. Aber dann presste sie die rubinroten Lippen, die zu ihrer faszinierenden natürlichen Fülle zurückgefunden hatten, wieder fest zusammen, legte den Stift zur Seite und stand auf. »In der Tat. Je schneller wir die verschwundenen Jungen finden können, desto besser.«
    Sie umrundete den Tisch und verließ den Raum mit schnellem Schritt. Barnaby hatte die Brauen kaum merklich hochgezogen, drehte sich um und heftete sich ihr an die Fersen, wiederum folgte er einer Frau, obwohl sie ihn diesmal nicht im Geringsten an eine gestrenge Hausdame erinnerte.
    Trotzdem verursachte sie eine beachtliche Betriebsamkeit, als sie das Vorzimmer durchquerte. »Das ist meine Gehilfin, Miss Marsh. Sie ist selbst einmal ein Findelkind gewesen. Jetzt arbeitet sie bei uns und sorgt dafür, dass unsere Akten in Ordnung sind.«
    Barnaby lächelte über die mausgraue junge Frau, die errötend den Kopf neigte und sich gleich wieder über ihre Papiere beugte.
    Während er Penelope in den Korridor folgte, überlegte er, dass die Bewohner des Findelhauses in ihren Mauern sicher nur selten einen Gentleman der feinen Gesellschaft zu Gesicht bekamen.
    Er beschleunigte seinen Schritt und hielt sich neben Penelope, die ihn tiefer ins Haus führte, mit ausgreifenden, beinahe männlichen Schritten, die eine deutliche Geringschätzung gegenüber dem eleganten, anmutigen Dahingleiten, das gerade in Mode gekommen war, auszudrücken schienen. Er suchte ihren Blick. »Gibt es viele Ladys der Gesellschaft, die Sie in Ihrer Arbeit hier unterstützen?«
    »Nein, nicht viele.« Es dauerte einen Moment, bis sie fortfuhr. »Es kommen nur wenige. Portia, wenn ich sie darum bitte, oder die anderen wie unsere Mütter und Tanten, die uns in der Absicht besuchen, ihre Dienste anzubieten.«
    Als der nächste Korridor kreuzte, der in den anderen Flügel führte, blieb sie stehen und drehte sich zu ihm. »Die Besucher kommen, sie schauen sich um ... und gehen dann wieder fort. Die meisten stellen sich vor, vor den Gassenjungen die gute Fee spielen zu können, sofern die armseligen Wesen entsprechend dankbar sind.« Ein boshaftes Lächeln glitzerte in ihren Augen; sie drehte sich wieder weg und deutete den Flügel hinunter. »Aber das haben wir hier nicht zu bieten.«
    Noch bevor sie die offene Tür drei Zimmer weiter den Korridor hinunter erreicht hatten, war der Krach unüberhörbar.
    Penelope riss die Tür weit auf. »Jungs!«
    Der Lärm brach so abrupt ab, dass die Stille beinahe schmerzte.
    Zehn Jungen, ungefähr zwischen dem achten und zwölften Lebensjahr, erstarrten mitten im Gewühl eines allgemeinen Ringkampfes, rissen Augen und Münder weit auf, als sie begriffen, wer hereingekommen war, rempelten sich an, als sie sich in einer Linie aufstellten, und bemühten sich um ein unschuldiges Lächeln, das trotz allem sehr aufrichtig wirkte. »Guten Morgen, Miss Ashford!«, riefen sie im Chor.
    Penelope bedachte sie mit einem strengen Blick. »Wo ist Mr.

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