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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Englehart?«
    Die Jungen wechselten Blicke, bis der größte schließlich das Wort ergriff. »Er ist nur für ein paar Minuten ausgetreten, Miss.«
    »Ich bin mir sicher, dass er euch eine Arbeit aufgegeben hat, nicht wahr?«
    Die Jungen nickten. Wortlos kehrten sie an ihre Tische zurück, halfen den beiden wieder auf, die zu Boden gegangen waren, griffen nach Kreide und Schiefertafel, setzten sich und machten sich wieder an ihre Aufgaben. Bei einem Blick über die Schultern der Jungen stellte Barnaby fest, dass sie gerade Addition und Subtraktion lernten.
    Das Geräusch entschlossener Schritte echote über den Korridor. Sekunden später erschien ein ordentlich gekleideter Mann um die dreißig in der Tür.
    Er betrachtete die Jungen und Penelope, grinste und sagte: »Für einen kurzen Moment hatte ich die Befürchtung, sie hätten sich gegenseitig umgebracht.«
    Gedämpftes Gelächter ertönte in der Klasse. Englehart nickte Penelope zu, musterte Barnaby neugierig und eilte nach vorn in das Zimmer. »Kommt schon, Jungs. Noch drei Reihen Addition, dann könnt ihr nach draußen gehen.«
    Die Jungen stöhnten unterdrückt, beugten sich aber über ihre Tafeln. Nicht nur einer stieß mit der Zungenspitze gegen die Zähne.
    Einer hob die Hand, Englehart ging zu ihm und schaute sich an, was der Schüler auf die Tafel geschrieben hatte.
    Penelope ließ den Blick über die Gruppe schweifen und schloss sich dann Barnaby unmittelbar an der Tür an. »Englehart kümmert sich um die Jungen dieses Alters und bringt ihnen Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Die meisten lernen wenigstens genug, um eine bessere Arbeit zu verrichten als die eines niedrigen Burschen, während andere es sogar zu einer Lehre in verschiedensten Berufen bringen.«
    Barnaby nickte, als er die Ernsthaftigkeit der Jungen im Umgang mit Englehart und umgekehrt bemerkte.
    Er folgte Penelope nach draußen. »Englehart scheint genau die richtige Wahl für diese Arbeit.«
    »Das ist er. Er ist auch Waise, aber sein Onkel hat ihn zu uns gebracht und ihn ausbilden lassen. Der Mann arbeitet in leitender Position in einer Anwaltskanzlei. Der Anwalt weiß um unser Haus, weshalb er es Englehart gestattet, uns sechs Stunden pro Woche zur Verfügung zu stellen. Für andere Fächer haben wir andere Lehrer. Die meisten verrichten ihre Arbeit freiwillig. Das bedeutet, dass sie sich wirklich um ihre Schüler kümmern und gewillt sind, das Beste aus einer Situation zu machen, die wohl kaum jemand als ideal bezeichnen würde.«
    »Es scheint, als hätten Sie beachtliche und sehr nützliche Unterstützung gewinnen können.«
    Sie zuckte die Schultern. »Wir haben Glück gehabt.«
    Barnaby vermutete, dass das Glück sich nicht zufällig einstellte, wenn diese Frau sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. »Was ist mit den Verwandten, die ihre Mündel hierher überstellen ... kommen die Leute vorher ins Haus, um es zu besichtigen?«
    »Wer es noch kann, macht es meistens auch. Aber in jedem Fall schauen wir uns das Kind und dessen Vormund bei ihm zu Hause an.« Sie hob den Kopf und blickte ihn an. »Es ist wichtig, dass wir wissen, aus welchem Umfeld sie stammen und woran sie gewöhnt sind. Viele sind anfangs verängstigt, wenn sie zu uns kommen. Denn für sie ist es eine neue und oftmals fremde Umgebung mit unbekannten Sitten und merkwürdigen Gebräuchen. Wenn wir wissen, woran sie gewöhnt sind, können wir ihnen helfen, sich hier zurechtzufinden.«
    »Sie machen die Besuche.« Er fragte nicht, sondern stellte eine Behauptung auf.
    Penelope hob das Kinn. »Ich trage die Verantwortung. Also muss ich auch Bescheid wissen.«
    Er konnte sich keine andere junge Lady vorstellen, die willentlich dorthin ging, wo sie hingehen musste. Es war nicht zu leugnen, dass jegliche Vermutungen über sie, über ihr Verhalten oder ihre Reaktionen, sofern man sich am durchschnittlichen Verhalten der jungen Ladys der guten Gesellschaft orientierte, bestens geeignet waren, sie völlig falsch einzuschätzen.
    Sie führte ihn weiter, stoppte bei diesem oder jenem Klassenzimmer, zeigte ihm die Schlafsäle, die zurzeit leer standen, das Krankenzimmer und das Esszimmer, hielt einen kleinen Vortrag über ihre Arbeitsweise und stellte ihn dem Kollegium vor, das ihnen auf dem Weg begegnete. Er sog alles in sich auf, genoss es, die Menschen zu studieren - denn er hielt sich selbst für einen ausgezeichneten Menschenkenner -, und je mehr er sah, desto faszinierter war er, am meisten von Penelope

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