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Im Fischernetz (German Edition)

Im Fischernetz (German Edition)

Titel: Im Fischernetz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Alba
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– ließen Sayains Kopf noch heftiger dröhnen. Er entzog Alvar seinen Arm und richtete sich mühsam auf. Lichtpunkte tanzten vor seinen Augen. Sayain vergrub das Gesicht in den Händen. Was sollte er sagen? Dass er hier lebte? Dass er ihn aus dem Wasser gezogen hatte, als der »große Fisch« das Ruderboot zum Kentern gebracht hatte? Dass er ein Gefangener auf dem Schiff gewesen war? Eine Notlüge. Er konnte, er wollte Alvar nicht sagen, dass er in den Ruinen lebte. Der junge Mann sollte nicht noch neugieriger werden, als er es ohnehin schon war. Sayain wusste, dass er ihn nicht einfach so fort schicken konnte, müde und erschöpft wie er war, aber er wollte auch nicht, dass Alvar zu lange blieb. Er hatte sein Geheimnis lange verbergen können, war froh gewesen, keinem Menschen zu begegnen – und jetzt kamen sie zuhauf, und sein Geheimnis und seine Zuflucht waren in Gefahr. Vielleicht war eine kleine Lüge seine Rettung, vielleicht hatte es auf dem Schiff Orte gegeben, die Alvar verboten gewesen waren. Er sah wieder auf und nickte.
»Ja«, murmelte er matt, »ich war auf dem Schiff. Ich konnte fliehen, als alle in Aufruhr waren. Aber ich konnte nichts mitnehmen .« Er biss sich auf die Lippen. Warum fühlte er sich bei dieser Lüge schlecht?
Alvar sah ihn aus großen Augen an.
»Du auch Sklave?«
Wieder zwang Sayain sich zu einem Nicken. »Ich sollte im Osten verkauft werden«, spann er seine Geschichte weiter, »sie wollten mich wohl einem Freudenhaus geben. Jetzt nicht mehr. Wir sind frei, du und ich. Der große Fisch hat uns beide gerettet .«
Alvars Lächeln wuchs in die Breite. »Gut Fisch«, stellte er fest. »Wind auch gut. Nordmänner glauben viel. Glauben Geister .«
Jetzt war es an Sayain , zu lächeln. »Du bist auch ein Nordmann. Dein Name klingt nordisch, und du sprichst die Sprache der Nordmänner .«
Alvar nickte, sein Gesicht verdüsterte sich. Er klopfte sich den Sand von den Kleidern und zupfte Algen aus seinem Haar.
»Ich Nordmann. Trotzdem gehören Galdur .« Seine Stimme klang, als wolle er nicht weiter darüber reden, und Sayain beließ es dabei. Alvar erwiderte seinen Blick und deutete auf seinen Hals. »Du sagen, du Sklave. Aber kein Ring.«
Sayain schüttelte den Kopf. Eine dumpfe Leere breitete sich in seinem Inneren aus. Kein Halsreif. Daran hatte er nicht gedacht. Er biss sich auf die Lippe.
» Galdur hatte mich in seiner... Kabine eingesperrt. Er wollte persönlich auf mich achtgeben und dafür sorgen, dass ich nicht... beschädigt werde. Ich war angebunden, aber nicht mit Metall. Und sie haben mir ab und zu etwas zu trinken gegeben, was mich... müde gemacht hat .«
Alvar nickte verstehend, dann schüttelte er den Kopf und schnaubte. »Machen oft. Geben Sklaven Gift, damit bleiben... friedlich .«
Sayain nickte. Oh ja, er wusste davon. Und im Grunde log er noch nicht einmal. Nur dass die Erfahrungen, die er beschrieb, keine Wochen zurücklagen, sondern Jahre. Er schwieg und sah Alvar an.
»Du musst fort von hier«, sagte er. »Es ist nicht sicher für dich. Vielleicht kommen sie wieder, wenn sie sich beruhigt haben. Sie werden dich suchen. Vielleicht wollen sie Rache .«
Alvar nickte, aber sein Blick ruhte noch immer auf Sayain . Sayain musste sich beinahe zwingen, Alvar in die Augen zu sehen. Er fühlte sich schlecht. Warum hatte er nicht einfach die Wahrheit gesagt? Dass er hier lebte? Alvar würde gehen, früher oder später. Und wenn das Schiff zurück kam , würde auch er, Sayain , fliehen müssen.
»Ja«, murmelte der Rothaarige, »Werden gehen. Du auch fliehen, dich auch suchen. Aber erst... ausruhen hier? Verstecken hier?«
»Ja.« Sayain hörte sich das Wort sagen, bevor seine Gedanken Zweifel äußern konnten. So zerschlagen und erschöpft wie der junge Mann aussah, würde er es wahrscheinlich noch nicht einmal ins nächste bewohnte Dorf schaffen.
Alvar sah sich um. »Genug Platz. Genug Häuser. Genug Versteck. Und Wasser. Früchte zu essen. Im Garten, beim großen Haus.« Er deutete zum alten Palast.
»Ja.« Sayain strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ja, dorthin können wir gehen. Vielleicht finden wir... Sachen dort, die brauchbar sind.«
Er versuchte, auf die Füße zu kommen, was ihm erst beim zweiten Anlauf gelang. Dann streckte er Alvar eine Hand entgegen und zog ihn hoch. Alvar schwankte, und Sayain hielt ihn fest. Beinahe wären sie beide wieder gestürzt.
»Wir sehen aus wie Strandgut«, murmelte Sayain . Alvars Nähe verwirrte ihn. Er konnte sich

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