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Im Fischernetz (German Edition)

Im Fischernetz (German Edition)

Titel: Im Fischernetz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Alba
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nicht erinnern, wann ihm das letzte Mal ein Mensch so nahe gewesen war. Schauer rannen über seinen Rücken. Alvar roch nach Strand und Meer und noch nach etwas anderem, das Sayain nicht deuten konnte. Aber es roch gut.
»Du«, unterbrach Alvars Stimme seine Gedanken. »Name? Wir gehen zusammen. Ich nicht ständig wollen sagen nur Du .«
Sayain lächelte. »Ich heiße Sayain .«
Alvar runzelte die Stirn. » Sa-jenn ?«
»Ja. So ähnlich.« Er zog sich ein wenig zurück, so dass Alvar ihn nicht mehr berührte. Er war so lange allein gewesen, dass diese vertrauliche Berührung ihn irritierte.
»Komm«, sagte er. »Wir gehen zum großen Haus und sehen uns dort um. Vielleicht finden wir dort auch... Kleider.«
Alvar nickte. Er schwankte, aber seine Schritte wurden langsam sicherer, als er Sayain zum Palastgarten folgte. Sayain bemühte sich, durch die Gassen der Ruinenstadt zu laufen, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. Dass er dennoch auf dem kürzesten Weg zum Palast ging, schien Alvar nicht aufzufallen, wahrscheinlich war er noch zu benommen und erschöpft. Es dauerte, immer wieder mussten beide innehalten, um zu Atem zu kommen, aber schließlich erreichten sie den Garten.
»Da ist ein Brunnen...« Sayain ging zielstrebig auf das Marmorbecken zu, in dem noch immer Wasser sprudelte. Vermutlich gab es hier eine unterirdische Quelle, die sich frühere Bewohner Thalessias zunutze gemacht hatten. Er schöpfte Wasser und wusch sich das Gesicht, dann trank er vorsichtig einige Schlucke. Alvar tauchte den Kopf in das Brunnenbecken, rubbelte sich mit den Händen durchs Haar und kam schnaufend und triefend wieder hoch.
»Besser«, murmelte er. »Groß besser.«
Sayain lächelte. »Viel besser«, korrigierte er.
»Viel besser«, wiederholte Alvar. Seine blauen Augen funkelten. Er schöpfte Wasser und trank in tiefen Zügen, dann ließ er sich neben dem Brunnen ins weiche Gras fallen.
Sein Blick wanderte zu den Obstbäumen, deren Äste sich unter der Last praller Früchte bogen. Anscheinend siegte doch Erschöpfung über Hunger, denn er blieb erst einmal liegen und schloss die Augen. Seine Finger strichen durch das Gras.
»Lange nicht mehr gefühlt«, murmelte er. »Erde. Gras. Wissen, dass gehen können... muss finden Schmied. Muss loswerden das hier .« Er zupfte an dem Sklavenring. An seinem Fuß hing noch immer ein Stück von der Kette. Sayain kniete sich neben ihn und untersuchte sie. Die Kette war dünn, kaum mehr als eine Hundeleine, und ihr Schloss war klein und leicht. Genug, um Alvar zu hindern, wegzulaufen, nichts, woran man ihn unbeaufsichtigt allein lassen konnte. Sayain hob zwei Steine vom Boden auf, legte das zierliche Schloss auf den einen und schlug mit dem anderen einige Male fest darauf, bis es zerbarst.
Alvar hatte sich wieder aufgerichtet, wieder tanzte dieses Lächeln über sein Gesicht. »Viel besser«, sagte er. » Tak . Danke, Sa-jenn .«
Sayain nickte. »Das konnte ich tun .« Er deutete auf den Halsreif und senkte den Blick. »Das nicht. Aber wenn du von hier aus nach Osten ziehst, wirst du ein Dorf finden. Dort muss es einen Schmied geben. Vielleicht finden wir hier genug Wertsachen, dass du ihn bestechen kannst, damit er dich nicht verrät. Die Leute hier in den Dörfern sind arm .«
Alvar sah auf. »Woher du wissen, wenn du waren auf Schiff ?«
Verdammt.
»Ich... ich habe hier in der Nähe gelebt, bevor ich gefangen genommen und an Galdur verkauft wurde«, murmelte er. Alvar musterte ihn kritisch, fragte aber nicht weiter.
Sayain erhob sich, er musste Abstand zwischen sich und diese forschenden Augen bringen. Alvar den Rücken zugewandt zog er einen Birnbaumast zu sich hinab und pflückte ein paar Früchte.
»Hier«, er warf Alvar eine Birne zu. »Du musst doch Hunger haben. Erst einmal das. Wir können nachher Muscheln suchen, wenn die Flut sich zurückzieht. An den Klippen muss es welche geben .«
Alvar fing die Birne geschickt auf und biss hinein. Sie aßen schweigend.
Alvar schien sich rasch daran gewöhnt zu haben, dass Sayain vollkommen unbekleidet war. Noch immer spürte Sayain seine neugierigen Blicke. Das dumpfe Gefühl, dass Alvar ihm nicht glaubte, blieb, aber er hatte nicht vor, ihm die Wahrheit zu sagen. Das Nordvolk war abergläubisch, das sagte Alvar selbst. Und was würde wohl ein Nordmann, wenn auch ein versklavter, sagen, wenn er erfuhr, dass Sayain selbst der Fisch gewesen war? Es wunderte ihn schon genug, dass Alvar sich nicht an seiner perlmuttbleichen Haut zu stören

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