Im Fischernetz (German Edition)
habe es vom Meer aus gesehen. Alles brennt .«
Alvar hielt ihn fest, strich ihm über das Haar, über den Rücken.
»Dann wir gehen weg«, sagte er mit fester Stimme, »Zusammen. Wenn Flut zurückgeht, dann wir gehen und sehen, wie schlimm ist wirklich. Dann suchen Sklaven .«
Sayain versuchte, sich zusammenzureißen. Er schluckte, fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht und sah Alvar an.
»Die Sklaven... Alvar, was ist da passiert? Ich habe... halte mich nicht für verrückt, aber ich hatte das Gefühl, ich hätte gehört, wie du meinen Namen rufst... du hattest Angst... was ist passiert ?«
Sayain spürte, wie Alvar tief atmete und ihn noch fester an sich zog. Stockend berichtete der Nordmann, was in der Ruinenstadt geschehen war. Von den Sklaven, der Zauberin und der wilden Flucht.
»Götter...« Sayain wand sich ein wenig aus der Umarmung, damit er Alvar ansehen konnte.
»Was geschah dann ?«
»Ich nicht weiß. Ich nur noch rennen . Zu Wolfsfelsen, wie du gesagt. Gegangen ins Wasser. Getaucht und nun hier. Ich gewartet auf dich. Angst gehabt um dich. Aber jetzt... alles gut. Du hier. Ich hier. Zusammen.«
Sayain zitterte, als Alvar versuchte, ihn zu küssen. Er legte den Kopf in den Nacken und erwiderte den Kuss. Leise Schauer rannen über seinen Rücken, als Alvars Arme ihn sanft umschlossen und Hände sich in sein Haar wühlten.
Zusammen. Alvar, ich will bei dir bleiben, was auch immer passiert. Lass uns zusammen bleiben. Ich...
Er konnte es nicht, noch nicht, noch konnte er die Worte nicht sagen, noch nicht einmal in seinen Gedanken, aber sie brannten in seiner Seele. Alvar küsste ihn, dann löste er sich und strich zart über Sayains Gesicht. Ihre Blicke versanken ineinander. Da war etwas zwischen ihnen, das Sayain nicht erklären konnte, aber er wusste, dass Alvar es ebenfalls fühlte.
»Du stumm, aber ich dich hören«, sagte Alvar leise. »Ich auch bei dir bleiben .«
Schweigend warteten sie darauf, dass die Flut sich zurückzog. Es war kalt in der Höhle, aber sie saßen so eng beieinander, dass sie nicht froren. Und Alvars Worte wärmten Sayain so sehr von innen, dass er das Gefühl hatte, er müsste nie wieder frieren.
Mit dem Dämmern des Tages kamen die Ebbe und die Sicherheit, dass das Schiff nun endgültig fort sein musste. Sayain wagte sich als Erster durch den schmalen Spalt nach draußen. Dichter Nebel hing über allem und ließ die Silhouette Thalessias wie eine unwirkliche Geisterstadt wirken. Der Geruch von Feuer und Rauch hing in der Luft. Vom Strand aus konnte er nicht sehen, wie groß die angerichtete Zerstörung in der Ruinenstadt war, aber er sah seinen Turm noch stehen, und allein das machte ihm das Herz schon leichter. Es war still. Sayain streckte Alvar, der sich hinter ihm durch den Spalt schob, eine Hand entgegen.
»Lass uns nachsehen«, sagte er leise. »Zeig mir, wo die Sklaven sich versteckt hatten .«
Alvar nickte stumm. Schweigend erklommen sie den Strand und huschten wie Schattenwesen in die Ruinen. Das Feuer schien nicht viel Schaden angerichtet zu haben. Hin und wieder stießen sie auf verkohltes Gestein, viel Brennbares hatte es in der Ruinenstadt nicht mehr gegeben. Nur dort, wo Sayain Holz aufgeschichtet hatte, damit die durch die Fallen ausgelösten Feuer auch Nahrung fanden, hatte es wirklich heftig gebrannt. Alvar führte ihn zu einem halbverfallenes Gebäude.
»Hier. Ich geflohen in Höhle. Sklaven dort.«
Sie sahen nach und fanden die Ruine leer. Das einzige, was sie fanden, war ein verkohlter Kreis auf dem Boden. So sehr sie auch suchten, sie fanden nichts, was darauf hindeutete, wohin die Sklaven geflohen waren. Sayain betrachtete nachdenklich den Kreis.
»Du hast gesagt, eine von ihnen war eine Zauberwirkerin«, murmelte er. »Wir können nur hoffen, dass ihre Magie stark genug war und ihnen zur Flucht verholfen hat .«
Alvar trat neben ihn und nahm seine Hand.
»Nicht hoffen«, sagte er leise, »Glauben. Glauben ist besser. Wir sagen: Sie geflohen. Wir glauben, Galdur jetzt nie mehr kommen nach Thalessia , denn in Thalessia böse, böse Geister .«
Sayain lächelte und sah an sich herunter – er war noch immer nackt und ausgesprochen schmutzig.
Alvar schien seinen Blick zu bemerken, denn er zog Sayain in eine enge Umarmung. »Böser, guter Geist! Gehen zu Turm. Du brauchen Kleider .«
»Nein«, murmelte Sayain und schmiegte sich eng an Alvar.
»Ich brauche nur dich .«
EPILOG
Die Hütte in den Dünen war halb verfallen gewesen, als sie sie
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