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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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sein.«
    Â»Heißt das, du fliegst ab, oder du kommst an?«
    Diesmal antwortet Marcus erst nach ein paar Schritten. »Sowohl als auch. Und weder noch.«
    Jessica muss sich körperlich zügeln, um nicht entnervt die Arme in die Luft zu werfen und in die Gegenrichtung wegzulaufen. Kaum zwei Sekunden dauert ihr erstes Gespräch seit über drei Jahren, und schon spricht er wieder in nervigen Rätseln.
    Die Wellen wütender Energie werfen Marcus beinahe um. Er weiß, die nächsten Worte muss er sorgsam wählen. »Eine Reise nach New Orleans. Überbucht. Nächster Flug geht erst morgen.«
    Diese vernebelnden Sätze sind nicht gelogen. (Es gab eine Reise nach New Orleans. Es gab einen überbuchten Flug, den er erwogen hat. Sein nächster Flug geht morgen.) Doch sie enthüllen auch nicht die volle Wahrheit. (Aus New Orleans ist er gerade zurückgekehrt . Der überbuchte Flug ist derjenige in zwei Stunden, bei dem Jessica wohl vergeblich auf einen freien Platz hofft. Der Flug morgen ist der gleiche wie Jessicas, der nach St. Thomas.) Zu seiner Erleichterung scheinen die irreführenden Erklärungen Jessica zufriedenzustellen, die verständnisvoll nickt.
    Marcus weiß, dass die nächste Frage riskant ist. Doch er kann seine Neugier nicht zügeln. Wieso ist sie – und jetzt auch er – auf die Jungferninseln unterwegs? Ein Urlaub, um dem Winter zu entfliehen, wäre die logische Antwort, aber nicht die richtige, vermutet er. Jessica scheint nicht in leichtfertiger Ferienstimmung zu sein.
    Â»Was ist denn mit dir? Warum St. Thomas?«
    Â»Also, eigentlich will ich nach St. John, aber ich muss nach St. Thomas fliegen und von da die Fähre nehmen –« Jessica bleibt stehen, verschluckt sich und bekommt einen echten Hustenanfall. »Moment. Woher weißt du, dass ich nach St. Thomas fliege?«
    Marcus tut ganz beiläufig. »Ist eigentlich komisch.«
    Jessica versteinert.
    Â»Nicht zum Lachen, sondern …« Er verzichtet auf genauere Erläuterungen, als er die dicke Schicht Dauerfrost sieht, die ihre ohnehin schon harten Züge überzieht. »Ich habe gehört, wie dein Name ausgerufen wurde. ›Dies ist der letzte Aufruf für den Clear-Sky-Flug 1884, nonstop nach St. Thomas auf den Jungferninseln. Letzter Aufruf für Passagier Jessica Darling.‹«
    Ihr Gesicht wird wärmer, weicher. Er hat ihren Namen gehört. Sie erinnert sich an ihren ersten Gedanken nach dem Zusammenprall, dass er sich offenbar genau diese Stelle ausgesucht hatte, als würde er sie erwarten. In gewisser Weise hat er sie auch erwartet. Er hat ihren Namen gehört.
    Sowohl Marcus als auch Jessica stellen sich im Stillen die gleiche Frage. Wie hätte sie reagiert, wenn sie seinen Namen gehört hätte? Hätte sie sich zu glauben erlaubt, dass er es war? Hätte sie nach ihm gesucht? Oder wäre sie weitergelaufen? Die Antworten fallen leicht. Hätte es an ihr gelegen, würden sie jetzt nicht Auge in Auge hier stehen. Das wissen sie beide.
    Â»Du hast echt meinen Namen gehört?«, fragt sie, obwohl sie weiß, dass er die Wahrheit sagt. »Wann?«
    Marcus nimmt die Brille ab und putzt sie mit dem Hemdzipfel – ein bisschen sprezzatura , ehe er antwortet. »Ungefähr eine Minute bevor du mich umgerannt hast.«
    Noch ehe Jessica darauf reagieren kann, verkündet Marcus mit mehr Begeisterung, als diese Entdeckung eigentlich verdient: »Da ist Starbucks!« Zum ersten Mal beschleunigt er den Schritt und überholt sie. »Besetz du den Tisch da«, er deutet auf ein gerade gehendes Paar, »ich besorge dir einen Kräutertee gegen deine Erkältung.«
    Verwirrt und benebelt stößt Jessica auf dem Weg zum Bistrotisch in der Ecke mit mehreren Gästen zusammen.
ZWANZIG
    Marcus ist von der vor ihm liegenden alltäglichen Aufgabe überfordert.
    Jessica kann sich nicht entscheiden, ob Marcus ihre körperliche Verfassung beeinträchtigt oder ob sie sich tatsächlich durch hypochondrische Selbsthypnose irgendetwas eingefangen hat.
    Marcus erreicht das vordere Ende der Starbucks-Schlange und bestellt Kräutertee und einen Muffin für Jessica Darling, als wäre das nicht die wunderbarste Fügung, die sich jemals ereignet hat.
    Jessica zittert, als er zu ihrem Tisch kommt, ihre Zähne klappern vom Fieber oder aus anderen Gründen.
    Â»Ich habe dir den Heiltee

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